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Meinung

Homestorys, Pubertierende und die schönste Frisur

Im zweiten Teil unseres Saisonrückblicks schauen wir uns die Vereine an, die gerade so dem Abstieg entronnen oder verdientermaßen abgestiegen sind. Spoiler: der HSV bleibt drin.

Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Zeit für den zweiten Teil des Saisonrückblicks! Während wir im ersten Teil über die Teams aus der oberen Tabellenhälfte schwadronieren, ledern wir in diesem Beitrag über all die Vereine ab, die hinter dem effzeh stehen. Waren ja dann doch einige.

Hamburger SV

Den Relegationshattrick knapp verpasst, Eddy Sözer weiterhin in Lohn und Brot gehalten und Pierre-Michel Lasogga eine weitere Saison durchgeschliffen – eine durchaus erfolgreiche Saison also für den HSV, dessen Stadionuhr weiter ticken darf. Vereinslegende Peter Knäbel musste nach dieser Spielzeit seinen Rucksack packen, da Didi Beiersdorfer nicht den Eindruck hatte, dass sich etwas verbessert.

Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Sherlock und Holmes
Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Der menschenfreundliche Mäzen Klaus-Michael Kühne wird wohl bald erneut die Schatulle öffnen, um einen neuen Anlauf zu unternehmen, sich wieder im Bundesligamittelfeld zu etablieren. Bis dahin warten wir gespannt auf die nächste Homestory aus dem Hause Lasogga und hoffen, dass Bruno Labbadia noch ewig in Amt und Würden bleibt. Tut dem Unterhaltungswert der Liga gut.

FC Ingolstadt

Ralph Hasenhüttl, Marvin Matip, Moritz Hartmann und Hansi Hinterseer haben mit einer guten Saison die Erwartungen übertroffen, souverän die Klasse gehalten und Granit Xhaka zum Weinen gebracht. Da der Audiclub aber zwischen all den wettbewerbsverzerrenden Konstrukten im Vergleich zu den gleichermaßen hässlichen Brüdern und Schwestern so unfassbar öde ist, dass er nicht einmal erwähnenswertes Verachtungspotential ausstrahlt, war es das auch schon dazu. Moment, eins noch! Hasenköttl zieht’s aus der Welt der Autos ins Reich der Dosen zum Bullenurin nach Läpzsch. Die 1,5 Millionen Euro Ablöse, die Audi für ihn erhält, haben natürlich gar nichts mit Wettbewerbsverzerrung zu tun. Und wer unter Royal Ralf arbeiten muss, wird bestimmt ein ordentliches Schmerzensgeld dafür erhalten. Mit ehrlich, äh, verdientem Geld durch den Aufstieg der Salzburger. Oder?

FC Augsburg

Es mag heute unvorstellbar sein, doch Augsburg war im vergangenen Jahr tatsächlich die fünftbeste Mannschaft der Bundesliga. Die darauf folgende Unverschämtheit war der Verkauf von Linksverteidiger Baba zum FC Chelsea für über 20 Millionen Euro. Und weitere Dreckeligkeiten sollten in den 34 Bundesligaspieltagen folgen! Egal ob dreiste Schwalben, aggressive Beeinflussung der Schiedsrichter, ungehemmtes Rumgehopse an der Seitenlinie und fünftausend Freistöße pro Spiel – die Augsburger waren immer ganz vorne dabei. Nicht umsonst wurde Schweinzierl auch für sein Verhalten von den Pfeifenmännern zum schlimmsten Trainer der Liga gewählt – sogar noch vor dem Aal des Bayerwerks. Den Abflug plant das bayrische Rumpelstilzchen außerdem schon lange, wenn möglich nach Gelsenkirchen. Dass der Verein dadurch Sympathien hinzugewinnt, bleibt bei Spielern wie Kohr, Caiuby und dem stets fairen Sportsmann Feulner jedoch fraglich, wie hoffentlich auch der Ligaverbleib in der nächsten Saison.

SV Werder Bremen

Erleichterung und Freude nach dem 1:0 durch Djilobodji im letzten Spiel gegen die Eintracht waren in etwa genauso groß wie Anthony Ujahs Wunsch vor der Saison, sich durch einen Wechsel zu Bremen sportlich zu verbessern. Ob das jetzt geklappt hat, möchten wir nicht abschließend beurteilen. Einer relativ überschaubaren Hinrunde folgte dann mit der Verpflichtung von eben jenem Djilobodji und eines in der Form erstarkten Claudio Pizarro eine punktemäßig solide Rückrunde, die letztlich sogar zum direkten Klassenerhalt reichen sollte. Dass Victor Skripnik eigentlich nach jedem Spiel von den Medien abgeschrieben wurde und es trotzdem geschafft hat, gebührt natürlich Respekt. 100% Werder eben. In der nächsten Saison darf dann wieder bis Mitte Mai gezittert werden.

SV Darmstadt 98

Alle Fußballromantiker haben sich wohl gerade erst die letzten Freuden-Tränchen aus dem Gesicht gewischt, da es wider Erwarten doch noch möglich zu sein scheint, im modernen Fußball ohne das große Geld und Spektakel konkurrenzfähig zu sein. Der SV Darmstadt 98 hat das eindrucksvoll unter Beweis gestellt, da er eigentlich zu keinem Zeitpunkt der Saison in akuter Abstiegsgefahr gewesen war. Die ehrliche Arbeit, die unter Dirk Schuster bereits seit Jahren am Böllenfalltor geleistert wird, nötigt selbst zynischen Beobachtern wie uns Respekt ab. Die nicht bundesligatauglichen Strukturen des SVD und die letztendliche Platzierung in der Tabelle zeigen aber auch, dass es im Fußball immer noch um die Leistung auf dem Feld geht. Sieh mal her, Klaus Allofs! Leider beginnt auch der Ausverkauf. Unser menschliches Vorbild Sandro Wagner verlässt die Lilien, weswegen wir nachts in unsere Dirk-Schuster-Bettwäsche weinen.

TSG Hoffenheim

Photo by Nigel Treblin/Bongarts/Getty Images

Julian freut sich!
Photo by Nigel Treblin/Bongarts/Getty Images

Leider ist es dem Verein von Fanbeschaller Hopp gelungen, in der Liga zu bleiben. Mit gutem und zielstrebigem Fußball hatten es Gisdol und Stevens fast geschafft, den Club mit Spielern aus der Region in Liga 2 zu treiben, bis Stevens aufgab und der 13-jährige Nagelsmann übernahm. Mit Mark Uth, aber ohne Kevin Kuranyi, gelang dem Pubertierenden der Klassenerhalt. Wenn nicht gerade das Chaos in der Grafschaft zu Hopp herrscht, scheint es fast so, als existiere der Verein nicht. Uns bleibt an dieser Stelle nur noch zu sagen, dass wir uns im Namen aller effzeh-Fans erneut bei Dietmar Hopp für die Entschuldigung Werner Spinners entschuldigen. Damit haben wir nichts zu tun! Unsere Verachtung gegenüber dem SAP-Zuchtverein ist ungetrübt und authentisch. Und wird es bleiben. Ach ja und das nächste mal gilt für die Schiris in der Dorfklitsche: Better call foul!

Eintracht Frankfurt

Die Erwartungshaltung in Frankfurt schnellte nach dem 6:2-Heimerfolg über den effzeh im September in ungeahnte Höhen. Die Teilnahme an der Europa League schien nur das Mindeste für die Diva am Main, deren Fußballgott Alex Meier in bekannter Manier einige Tore gegen den effzeh schoss. Doch leider gelangen nach diesem Kantersieg nicht mehr allzu viele Erfolge und es brauchte einen absoluten Kraftakt in den letzten Spielen der Saison, um sich überhaupt noch die Chance auf die Relegation offen zu halten. Die sportliche Krise dieser Saison war dabei fast so schlimm wie die Frisur des Torjägers. Immerhin ist #AMFG14 mittlerweile wieder fit, sodass es wohl niemanden überraschen würde, wenn er die Eintracht in der Relegation zum Klassenerhalt schießt. Sollten Miso Breckos Nürnberger allerdings die Frankfurter in Liga zwei befördern, stünde am Ende doch ein verdienter Abstieg. To be continued.

VfB Stuttgart

Eine rhetorische Scherzfrage zu Beginn: Wer leistet noch schlechtere Arbeit als Fredi Bobic und hat es geschafft, auch die letzten verbliebenen Werte in Benztown an die Wand zu fahren? Na? Richtig, Colaverbieter Robin Dutt! Speziell seine Trainerauswahl lässt Kenner und Fans anderer Vereine mit der Zunge schnalzen. Rangnick-Lehrling Zorniger dürfte sich durch seine Darbietungen (und vor allem die seiner Mannschaft) als einer der schlechtesten Trainer der Ligageschichte in jene eingetragen haben. Die Spielweise der Mannschaft unter dem schwer verständlichen (in sprachlicher und taktischer Hinsicht) Trotzkopf ließ die Gegner lachend vom Stuhl fallen und beachtliche Siege einfahren. Nachfolger Kramny hatte zu Beginn zwar Erfolg, aber steuerte irgendwann auch unaufhaltsam Richtung Abstieg. Immerhin durften sie vor der knappen Niederlage in Bremen (2:6) nochmal nach Malle, bevor die Lichter ausgingen. Schade ist’s um die drei Auswärtspunkte, die der effzeh in Stuttgart stets gerne mitnahm. Die gar nicht so knausrigen Schwaben haben die Quittung für jahrelange Glücksrückrunden und Fehlkäufe bekommen. Mal schauen, wie und ob sie wiederkommen. Dass Dutt im Amt bleiben will, sorgt dann aber doch für ein Grinsen.

Hannover 96

Thomas Schaaf hat Michael Frontzeck schon häufiger in den Schatten gestellt, aber wohl selten so deutlich wie in dieser Saison. Von elf Spielen deren elf zu verlieren ist eine beachtliche Leistung, zumal Nachfolger Stendel ja tatsächlich noch ein paar Pünktchen geholt hat. Ein derart katastrophales Jahr hätte man aber wahrscheinlich trotz Frontzeck nicht erwartet. Neben allen anderen Gefühlen ist es aber auch Genugtuung, die viele ob der Arroganz und Ekligkeit Martin Kinds empfinden. Dass sich nun mittlerweile rund 55% der Vereinsanteile in seinem Besitz befinden, ist angesichts seines jahrelangen Gepolters gegen 50+1 und lachhafter Ablöseforderungen für seine besonders grünen Gurken in der Truppe nur eine Randnotiz. Was von Hannover in der Liga zurückbleibt? Ein häufig lachender Ex-Torwart, der seit drei Jahren beim effzeh erfolgreich arbeitet.

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