Als Guido Winkmann am Montag Abend um 22:18 Uhr den Schlusspfiff am Ronhof in Fürth ertönen ließ, stand fest: In Köln-Müngersdorf wird ab kommender Saison wieder Bundesligafußball zu sehen sein. Dem 1. FC Köln gelang mit einem 4:0 in Fürth die Rückkehr ins Oberhaus, welche auch standesgemäß mit Platzsturm sowie Bierdusche und passenden Aufstiegsshirts gefeiert wurde. Auch durch die Schwäche der Konkurrenz war der Aufstieg letztendlich erwartbar und nur eine logische Konsequenz aus der individuellen Klasse des Kaders.
Gerade deswegen war statt Euphorie eher eine große Erleichterung in den Gesichtern fast aller Akteure zu lesen. Selbst die beiden Geschäftsführer Armin Veh und Alexander Wehrle sprechen im aktuellen Geißbockecho-Editorial mehr vor Erleichterung als Euphorie. Auch wenn sie im nächsten Satz anmerkten, dass sie es „schade und falsch“ finden, dass der Aufstieg an einigen Stellen wie eine Selbstverständlichkeit hingenommen wurde.
Feierlichkeiten und zum Abschluss in Magdeburg
Doch beendet ist die Saison mit dem nun feststehenden Aufstieg inklusive der Zweitligameisterschaft noch nicht, auch wenn abgesehen vom Spiel derzeit Feierlichkeiten die Tagesabläufe der Spieler bestimmen. Die „Geißböcke“ empfangen am Sonntag Jahn Regensburg und Meisterschale, bevor sie zum Abschluss nächste Woche nach Magdeburg reisen. Für die Mannschaft aus Sachsen-Anhalt geht es eventuell noch um eine Restchance um die Relegation. Dieses Spiel ernst zu nehmen dürfte alleine aus Respekt für Liga und Konkurrenz nicht schwer fallen. Für den nächsten Gegner Regensburg hingehen geht es nur noch um die Frage, ob man die Saison deutlich in der ersten Tabellenhälfte abschließt oder doch nur um Platz zehn herum im ganz grauen Mittelfeld. Und durch die zweitägige Aufstiegsfeier der Mannschaft könnte der Fokus etwas verloren gehen.
Trainer André Pawlak setzt im Spiel unter anderem auf die intrinsische Motivation der Spieler, betonte aber auch, dass die letzten Heimspiele ergebnistechnisch nicht besonders gut liefen und man es vermeiden sollte, mit einem blöden Gefühl aus der Saison raus- und in die weiteren Feierlichkeiten inklusive der Meisterschalenübergabe reinzugehen.
Lehmann beendet Karriere und wird verabschiedet
Anthony Modeste würde die gewünschte intrinsische Motivation vermutlich aufbringen. In einem für ihn schwierigen Jahr rückte der in Köln verehrte Franzose in Köln nach einigen Toren und seiner umjubelten Rückkehr immer mehr in den Hintergrund und musste sich oft mit einem Platz auf der Bank begnügen. Dass er mit Ex-Trainer Markus Anfang nicht sonderlich gut zurecht kam, ist kein Geheimnis. Nach dem Wechsel auf der Cheftrainerposition hinderte ihn dann eine Verletzung daran, in Fürth im Kader zu stehen. Ob es für Regensburg reichen wird, stand am Freitag jedoch noch nicht abschließend fest, wenngleich Pawlak sich diesbezüglich positiv äußerte. Von weiteren Ausfällen wusste Pawlak nicht zu berichten.
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Eine weitere Personalfrage beantwortete Matthias Lehmann am Samstag: Er wird seine Karriere zum Saisonende beenden. Der langjährige Kapitän bestritt insgesamt 105 Bundesliga-, 63 Zweitliga-, 14 DFB-Pokal- und fünf Europa-League-Spiele für den 1. FC Köln. Außerdem lief er für den SSV Ulm, die Amateure des VfB Stuttgart, 1860 München, Alemannia Aachen, St.Pauli und Eintracht Frankfurt auf und kommt letztendlich auf 550 Profieinsätze sowie 55 Tore. Zumindest ein Einsatz wird vermutlich noch dazu kommen, denn auch wenn Pawlak nichts versprechen konnte und wollte, darf man davon ausgehen, dass er nicht nur einen Blumenstrauß vor dem Spiel empfangen, sondern auch noch ein paar Minuten auf dem Feld stehen wird. Ob es weitere Verabschiedungen geben wird, steht bis dato noch nicht fest.
Auf der nächsten Seite: Weitere Personalien und eine pikante Trainer-Frage.
Voll belastbar und damit vermutlich vor der Rückkehr in die Startelf steht Simon Terodde. Dem 30-Jährigen fehlen noch vier Tore für den Zweitligarekord von Sven Demandt (121 Tore), den er gerne diese Saison noch einstellen würde, bevor er ein weiteres Mal den Fahrstuhl in Richtung Bundesliga betritt. Dass ihm die Mannschaft dabei helfen will, hat Dominik Drexler bereits angekündigt und Pawlak wird ihn deswegen vermutlich eher nicht auf der Bank lassen. Auf Grund der durch Feierlichkeiten arg zurechtstutzten Trainingswoche wird Pawlak zudem wahrscheinlich von seinem im Spiel gegen Fürth eingeführten stark strukturiert und einfacher zu spielendem 4-4-2 nicht abrücken, welches den Spielern zuletzt die nötige Sicherheit gab.
Ein Spiel gegen einen konterstarken Gegner
Von Regensburg ist noch weniger zu erwarten, dass sie von ihrer Taktik abweichen. Trainer Achim Beierlorzer setzt auf ein lauf- und sprintintensives Spiel, dass von schnellem und überfallartigen Umschaltspiel geprägt ist, weniger aber vom Ballbesitz. Seine Mannschaft wird aggressiv anlaufen und dem effzeh so die Wege in die Spitze versuchen zu nehmen und insbesondere Cordoba auf diesem Wege kein Faktor werden zu lassen. Ein Blick auf die Statistiken belegt die taktische Marschrichtung: Keine Mannschaft in der zweiten Liga hat weniger Ballkontakte und Passversuche als Regensburg. Jedoch hat nur Union Berlin öfter Foul gespielt als die Bayern. Eine unangenehm zu spielende Mannschaft also, die gewillt sein wird, dem Aufsteiger die Meisterfeier zu versauen.
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Begleitet wird die Jahnelf von rund 200 Fans. Fehlen hingegen wird Rechtsaußen Jann George. Der 26-jährige lief bislang in jedem Spiel auf, holte sich bei der 1:3 Heimniederlage gegen Erzgebirge Aue letzte Woche jedoch eine gelb-rote Karte. Auch steht noch nicht fest, wer das Tor hüten wird. Beierlorzer denkt laut darüber nach, dem weitestgehend selbst ausgebildeten Nachwuchstalent Alexander Weidinger die Chance zu geben, in Köln sein Profidebüt zu feiern. Für den Verein ist dies eine größere Geschichte, die zweite Mannschaft spielt lediglich in der Bayernliga Süd, die U19 ebenfalls nicht in der höchstmöglichen Spielklasse. Bislang spielte Weidinger auch in der zweiten Mannschaft, da es dort noch um einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga ging. Dies hat sich nun jedoch erledigt, der Weg für den jungen Torhüter zu den Profis scheint damit frei.
Beierlorzer wohl neuer FC-Trainer
Neben dem Spiel der Rheinländer gegen die Oberpfälzer ist Beierlorzer selbst natürlich seit Donnerstag das große Thema. Der Trainer des SSV Jahn Regensburg wird aller Voraussicht nach ab nächster Saison am Geißbockheim trainieren, wie die “Bild” am Donnerstag zuerst berichtete. Sowohl Beierlorzer als auch Pawlak reagierten auf ihren Pressekonferenzen am Freitag jedoch eher schmallippig und nicht besonders begeistert auf die Meldung.
Pawlak hatte sich erhofft, auch über die drei Spiele hinaus Trainer der Profiabteilung bleiben zu dürfen und von Veh die ergebnisoffene Chance zu erhalten, sich in den letzen Spielen zu empfehlen. Dies war offensichtlich nicht der Fall, Pawlak verkniff sich jedoch, seine sicherlich vorhandene Enttäuschung in Worte und Gestiken zu fassen und blockte Fragen nach seinem Nachfolger ab, indem er kurz aber prägnant darauf verwies, dass er von nichts wisse.
Es macht keinen Sinn, sich zu Gerüchten zu äußern.
Ein besonderes Spiel für beide Trainer
Auch Beierlorzer war nicht sonderlich versessen darauf, am Freitag Stellung zu den Meldungen zu nehmen. Am Tag zuvor trat er am Regensburger Trainingsgelände vor die Mikros und verkündete nur knapp, dass er zu den, wie er es nannte, Gerüchten nicht Stellung nehmen wollte. Dies änderte sich auch nicht über Nacht, Fragen beantworte er wie sein Trainerkollege am Freitag nicht sonderlich wortreich, sondern verwies abermals darauf, dass er keine Gerüchte kommentieren wolle. Wer auch immer der Presse die Informationen durchgesteckt hat, den Trainern jedenfalls tat er am Freitag überhaupt keinen Gefallen.
Und so treffen sich am Sonntag zwei Mannschaften, für die es auf den ersten Blick um nicht mehr sonderlich viel geht. Ihre Saisonziele haben sie offenkundig erreicht. Für beide Trainer ist es jedoch ein besonderes Spiel: Pawlak coacht eine Mannschaft das erste und vorerst letzte mal in Müngersdorf vor ausverkaufter Hütte und Beierlorzer darf sich bei seinem zukünftigen Arbeitgeber schon einmal einfühlen. Keine ganz einfache Situation, weil beide die Situation nicht offen kommunizieren dürfen. Aber langweilig wird es durch diese Konstellation am Sonntag nicht.