Der effzeh bleibt nach dem 2:1-Heimsieg gegen Ingolstadt Tabellenführer. Ausschlaggebend für den Erfolg war erneut die individuelle Klasse der Einzelspieler. Markus Anfangs Taktik wirft dafür immer mehr Fragen auf – insbesondere in der Defensive. Die kollektive Erleichterung war spürbar, als Schiedsrichter Arne Aarnink die Partie abpfiff: Der effzeh bleibt Tabellenführer und auf Kurs – hinsichtlich der Ergebnisse. Das 2:1 gegen den FC Ingolstadt war das, was viele als Arbeitssieg bezeichnen würden, um die vielen Fehler zu erwähnen, die während des Spiels begangen wurden. Die sah man vor allem im Defensivbereich.
Die FC-Abwehr: Individuell und/oder systembedingt schwach?
Die Schanzer sahen sich offenbar genau an, wie Paderborn den FC besiegte: Aggressives Anlaufen, die Verteidiger unter Druck setzen und dazu viele Überzahlsituationen auf den offensiven Außenbahnen kreieren. Damit erzwangen sie viele Fehler und überhastete Reaktionen der Abwehrspieler. Mit Ausnahme Timo Horns, der vom Gegentor abgesehen wieder einmal stark spielte, waren alle Defensivkräfte schwach: Marcel Risse hatte kein gutes Stellungsspiel und war physisch zu schwach, Lasse Sobiechs Erfolge beschränkten sich auf Kopfbälle, Rafael Czichos war oftmals zu langsam und Jannes Horn erneut in jeder Hinsicht überfordert. Es lag einzig an Horns Klasse und Ingolstadts Schwächen im Abschluss, dass die Schanzer vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht deutlicher führten.
Da die Schwächen nicht zum ersten Mal auftraten, stellen sich nun Fragen: Sind die Spieler grundsätzlich zu schwach? Sind sie nur ein Formtief? Oder liegt es am Spielsystem, dass sie so viele Fehler begehen?
Eines scheint klar: Stabilisierend wirkt die taktische Ausrichtung nicht. Obwohl offensiv nun weniger aggressiv attackiert wird und die Offensivkräfte defensiv mehr mitarbeiten (was vorne auch zu weniger Gelegenheiten führt), erhalten die Gegner immer noch zu viele Chancen. Oft erspielen sie sich ihre Chancen über die Außenbahnen, wo sie oft in Überzahl sind und Jannes Horn und Marcel Risse oft überlaufen wurden. Die Spieler im Defensivzentrum wirken wiederum zu langsam, um dynamische Akteure wie Dario Lezcano effektiv in den Griff zu bekommen. Während die Gegner in der zweiten Liga diese Schwächen nicht immer ausnutzen können, scheint es derzeit völlig irrwitzig, so auch in der ersten Liga spielen zu wollen.
Terodde – wer sonst?
Offensiv blieb der effzeh trotz drei guter Chancen in der ersten Hälfte bis zur Einwechslung von Serhou Guirassy weitgehend blass, hat aber glücklicherweise den Zweitligabomber schlechthin in seinen Reihen: Obwohl Simon Terodde in der ersten Halbzeit Chancen vergab, war er in der zweiten wieder einmal der entscheidende Mann. Seine Saisontore neun und zehn belegten, dass der Angreifer derzeit unersetzlich ist. Ohne seine Tore sähe es aktuell auch vorne düster aus – gerade dann, wenn Dominick Drexler und Louis Schaub nicht so stark spielen wie sonst üblich.
Übermorgen geht es für den effzeh auf der Bielefelder Alm weiter. Die Arminen sind derzeit Vierter und empfangen die Domstädter mit viel Selbstbewusstsein – gestern gewannen sie 2:1 in Darmstadt. Wenn die Kölner ihre Defensivschwächen endlich in den Griff bekommen sollten und Terodde weiter trifft, könnte das für einen Auswärtserfolg reichen. Aber derzeit spricht vieles nur für zweiteres.