Lieber effzeh, mir macht die Fahrt nach Müngersdorf keinen Spaß mehr. Zumindest nicht im Moment. Die Spiele, die ich diese Saison zu sehen bekam waren fast ausnahmslos Magerkost für das kölsche Fußball-Hätz. Beim Sieg gegen Dortmund war ich an meinem Platz in der Süd, bekam aber vom Verlauf nichts mit, weil ich mit Fieber und ohne Kreislauf fast das gesamte Spiel sitzend verbrachte. Ich habe mir insgesamt fünf Mal ein 0:0 angetan, habe so ätzende Niederlagen wie gegen Berlin oder Augsburg gesehen und auf dem Nachhauseweg nach dem letzten Auftritt auch noch Durchfall bekommen, weil meine Bratwurst nicht mehr die frischeste war.
Ich steige trotzdem immer wieder mit einem Grinsen im Gesicht in die Bahn, bereit Dich bedingungslos anzufeuern. Anders als einige Angepisste, will ich dafür kein Lob und keine Beachtung. Ich komme einfach meinen Pflichten unserer Beziehung nach, denn, lieber effzeh, ich liebe dich. Deshalb müssen wir reden, du bist mir was schuldig. Ich will einen Dreier. Ich will Sex. Nein, ich will Dir beim Sex zusehen. Ich will, dass die Frankfurter Eintracht verführt und vernascht wird! Ja genau, in Müngersdorf! Gimme some Lovin‘, effzeh!
Wie realistisch das Liebespiel ist, klärt das Vorspiel.
Ausgangslage
„Spielt’s endlich wieder Fußball!“ möchte man Peter Stöger und seinem Team zurufen, wenn zum wiederholten Male, per Kick and Rush, das Mittelfeld überbrückt wurde und der weggebolzte Ball beim Gegner landet. Die kölsche Spielart steckt unbestritten in einer Krise, seit Herbst entwickelt sich das Team gefühlt zurück und der Abstand auf Relegations- und Abstiegsplätze schmilzt dahin. Selbst wenn man das peinliche Pokal-Aus gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Freiburger nur ausklammert, können einen die Ligaergebnisse aus 2015 unruhig werden lassen. Zur Erinnerung: Sechs Spiele, ein Sieg, drei Unentschieden und zwei Niederlagen bei 4:6 Toren! Die Optimisten wähnen sich zwar zufrieden, „weil man in der Hinrunde die gleiche Punkteausbeute hatte“, aber auch da wurde es langsam unruhig in der Stadt. Die gute Hinrunde fußte auf sensationellen Auftritten in der Ferne, auf die wir uns in der aktuellen Lage sicher nicht verlassen können. Werden nicht langsam mal wieder ein, besser zwei Dreier eingefahren, werden auch die Spieler so schnell nicht mehr ihre persönlichen Knoten lösen können und der Abwärtsstrudel könnte unaufhaltsam werden. Der Kader des 1. FC Köln hat die Klasse, um den Abstiegskampf alleine zu meistern und sollte nicht in die gefahrenbehaftete Situation kommen, sich auf drei noch schlechtere Mannschaften verlassen zu müssen.
Als Gegner steht am Sonntag die Eintracht bereit. Das Team von Thomas Schaaf spielt ebenfalls keine überragende Rückrunde, kann allerdings auf Platz acht liegend Richtung Europa schielen, ohne sich zu große Sorgen machen zu müssen, noch nach unten durchgereicht zu werden. Achtgeben muss der effzeh auf Alex „JEDEM Mann stehen lange Haare“ Meier, der mit saftigen 16 Toren aus 23 Spielen zu den treffsichersten Spielern der Bundesliga zählt. Mut macht die Tatsache, dass die Frankfurter zwar generell sehr treffsicher auftreten (42 Tore), aber in der Defensive ihre Probleme haben (45 Gegentore). Außerdem läuft es fernab vom Main nicht so gut, wie zuhause. Ein Torverhältnis von 17:23 spricht eine deutliche Sprache (die Heimschwäche des effzeh wird an dieser Stelle nicht erwähnt), gewonnen wurde zuletzt in Mönchengladbach im November.
Personal
Zambrano und Seferovic kehren nach überstandener Sperre zurück in den Kader. Wenigstens Abwehrchef Zambrano wird zurück in die Startelf rücken. Ob Seferovic den Platz neben Alex Meier erhält, wird sich zeigen. Definitiv nicht mit von der Partie sein werden Balayev (nicht berücksichtigt), Djakpa (Aufbautraining), Ignjovski (Oberschenkelzerrung), Kinsombi (muskuläre Probleme), Gerezgiher (Oberschenkelzerrung), und Waldschmidt (Aufbautraining). Einer möglichen Sperre sehen sich Russ und Anderson, mit je vier gelben Karten, ausgesetzt.
Muss man noch erwähnen, dass der effzeh auf Patrick Helmes verzichten muss? Der Angreifer, der kein Saisonspiel abliefern konnte, hat ein großes Loch in die rheinische Offensive gerissen, das am Sonntag wahrscheinlich durch Ujah und Deyverson, der einer der wenigen Lichtblicke gegen Freiburg war, aufgefüllt werden wird. Weiterhin muss unser Pitter die Ausfälle von Yannick Gerhardt (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Adam Matuschyk (grippaler Infekt) verdauen.
Brecko und Hector bestachen im Pokal nicht durch eine solide Leistung, was einen von beiden seinen Platz in der Startelf kosten wird. Davon auszugehen ist, dass Olkowski zurück auf Misos Platz in der Viererkette rutscht. Peszko steht nach seiner Pokalsperre wieder bereit.
Aufstellung
effzeh: Horn – Hector, Maroh, Wimmer, Olkowski – Peszko, Lehmann, Vogt, Risse – Ujah, Deyverson
Frankfurt: Trapp – Oczipka, Russ, Zambrano, Chandler – Piazon, Hasebe, Stendera, Aigner – Meier, Inui
Fazit
Der Fan in mir ruft: „2:1“, der Realist: „Zeter und Mordio!“. Selten war ich vor einem Spiel so hin- und hergerissen. Diese Diskrepanz findet sich in unserer gesamten Redaktion wieder, in der eine flammende Diskussion über die kommenden Spieltage aufgekommen ist. Bei angesagtem besten Wetter wird entscheidend sein, wie gut der effzeh in das Spiel findet und ob er seine Nervosität ablegen kann. Dann kann nämlich der Knoten platzen und der effzeh zeigt wieder Freude am Spiel. Wenn nicht… Gegen wen spielen eigentlich Stuttgart, Freiburg und Paderborn…?
Auf geht’s effzeh, Liebe machen und siegen!
Stimmen aus der Redaktion
Thorsten: “Ich weiß noch nicht wie das Spiel ausgeht, aber ich hätte gerne die drei Punkte. Nein, ich will die drei Punkte.”
Rolf: “Ein Gespenst namens Meier steht vor der Tür, also gilt es ihm den Zutritt zu verweigern. Spaß beiseite, Meier muss beharkt werden und auf beiden Aussen müssen die Defensivakteure des effzeh die gefährlichen Adler-Flanken verhindern. Vorne MacDeyer und Ujah. Knapper Sieg nach hartem, nickeligen Spiel muss drin sein.”
Thomas: “Es wird der Klassiker: Ein gar nicht so schlechter Beginn, dann fällt uns nichts mehr ein und FFM trifft gegen unser Zwergenteam nach einer Ecke per Kopf. Unterdessen singen uns die Hessen in Grund und Boden. Aber hey: Wir haben in München echt gut ausgesehen!”
Lukas: “Unentschieden. Nach dem Spieltag stehen wir auf Platz 15 und die “Alles-Positiv-Seher” reden davon, dass wir eine super Rückrunde spielen, weil wir einen Punkt mehr haben als in der Hinrunde.”
David: “Wir sind in Köln, machen wir es also kurz: Sieg oder Trainerdiskussion.”
Gero: “Immer diese pessimistischen Redaktionskollegen – pah! Das Freudenfeuer zu Müngersdorf wird Gestalt annehmen. An alle Nörgler und Schwarzseher: Eat my shorts!!! Auf dem Weg ins gestögerte Mittelfeld gibt es einen schmadtkigem 3:0-Heimsieg gegen Frankfurt! Zack!”
Martin: “Ich sehne mich einfach mal wieder nach einem 0:0. In den letzten Spielen war mir das alles zu viel mit den ganzen Toren überall!”
Tim: “Ruhig bleiben, gaaaaaaaaaaaaanz ruuuuuuuuuhig bleiben! Drecksspiel, 1:0, die Diskussionen legen sich, es kann wieder in Ruhe gearbeitet werden, Pendant zu 11.12.2010, da hieß es sogar vor dem Spieltag effzeh auf Platz 17, wer kam FFM, wer siegte, der effzeh, wie 1:0, der Start der 7 Spiele Heim-Siegesserie in Müngersdorf! Auf ein NEUES!”
Luka: “Der HSV ist letzte Saison mit 27 Punkten dringeblieben, also fehlen uns noch 2. Anders gesprochen: Am Sonntag machen wir den Klassenerhalt fix!”