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Ehrentribüne

Nachruf auf Gerd Strack: Der letzte Titel-Kapitän des 1. FC Köln ist von Bord gegangen

Unerwartet ist Gerd Strack im Alter von nur 64 Jahren verstorben. Als Kapitän führte er den 1. FC Köln zu dessen letzten großen Titel. Ein Nachruf auf eine stille effzeh-Legende.

Fußball, DFB-Pokalfinale 1982/1983, 1. FC Köln - Fortuna Köln Gerd Strack re. und Pierre Littbarski beide 1. FC Köln sind DFB Pokalsieger 1983
Foto: imago images / Pfeil

Eine Schocknachricht aus dem Nichts: Gerd Strack, Mitglied der Mannschaft, die die größten Erfolge in der Geschichte des 1. FC Köln erzielte, ist im Alter von nur 64 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben. Der in Kerpen geborene Strack war von 1974 bis 1985 bei den „Geißböcken“ aktiv und sammelte in dieser Zeit fleißig Titel. Gleich dreimal (1977, 1978 und 1983) gewann er den DFB-Pokal – es war „der Lange“, der im Anschluß an das kölsch-kölsche Finale gegen Fortuna Köln im Müngersdorfer Stadion letztmalig eine große Trophäe als Kapitän überreicht bekam.

Vom FC-Fan zum FC-Spieler

Der Defensivspezialist hatte sich über die Sportfreunde Habbelrath und Frechen 20, wo er übrigens von Reiner Calmund trainiert wurde, für den effzeh empfohlen. 1972 wechselte der talentierte Youngster aus dem Kölner Umland ans Geißbockheim in die A-Jugend des Proficlubs und trug fortan das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust. Damit war ein Traum in Erfüllung gegangen, war Strack doch zeitlebens bekennender FC-Fan und zuvor bereits regelmäßiger Besucher der Heimspiele in der Hauptkampfbahn sowie in der Radrennbahn.

Aus 1. BL Saison 1978/1979 Eintracht Braunschweig (dunkle Hose) gegen den 1. FC Köln 1:1 am 12.08.1978. Im Foto: Kölner Spieler Gerhard Strack und TW Harald Schumacher *** From 1 BL season 1978 1979 Eintracht Braunschweig dark pants against the 1 FC Cologne 1 1 on 12 08 1978 In the photo Cologne player Gerhard Strack and TW Harald Schumacher

Foto: imago images/ Rust

Ab der Saison 1974/75 etablierte sich Strack schließlich bei den Profis. Bei Trainer „Tschik“ Cajkovsky erhielt der lange Vorstopper, der auch hin und wieder Libero spielte, gleich im ersten Spiel der Saison seine Chance. Die Radrennbahn-Zeit sollte eine Art Experimentierfeld für Strack werden, der sich nach dem Umzug ins neue Stadion erst richtig ins Bewusstsein der Fußballöffentlichkeit spielte. Unter Hennes Weisweiler reifte Strack zur Stütze in der Abwehr heran. Dank seiner Größe (1,87 m) ging von ihm eine hohe Kopfballgefahr aus, die nicht zuletzt dazu führte, dass er sich für einen Abwehrspieler oft in die Torschützenliste eintrug.

Spezialität: Kopfbälle & Weitschüsse

Doch auch stramme Weitschüsse gehörten zu seinem Repertoire. Im November 1980 erzielte er so im Spiel gegen Bayern München ein fulminantes Tor des Monats (hier anzusehen). Unvergessen auch sein Führungstor im UEFA-Pokal-Spiel beim FC Barcelona: Im Stadion Nou Camp zauberte er einen Schlenzer aus etwa zwanzig Metern zur wichtigen 1:0-Führung in den Winkel. Am Ende triumphierten die „Geißböcke“ mit 4:0 beim katalanischen Renommierclub und zog durch diesen Kantersieg überraschend noch in die nächste Runde ein.

Einmal richtig ins Team gespielt blieb Strack beim FC über Jahre eine konstante Größe. Nach der Weisweiler-Ära nahm seine Bedeutung weiter zu, in der Saison 1982/83 trug er gar die Kapitänsbinde. In dieser Zeit avancierte der Abwehrmann zum Nationalspieler. Zeitweilig sah es so aus, als wenn er sich auch in der DFB-Auswahl langfristig etablieren könne. Seine spektakulärste Aktion für das deutsche Team: Sein Kopfballtor gegen Albanien am 20. November 1983 in Saarbrücken zum entscheidenden 2:1 sicherte das kollektive Aufatmen der gesamten deutschen Fußballnation.

Das Siegtor sicherte dem damaligen Vizeweltmeister erst elf Minuten vor Spielende die EM-Teilnahme in Frankreich. Bei der EM selbst saß Strack bei allen Spielen nur auf der Ersatzbank und er bestritt in der Folge keine weiteren Einsätze mit dem Adler auf der Brust mehr. Sein größtes Länderspiel war also gleichzeitig auch sein letztes. Im Verein gehörte er in all den Jahren zu den Unverzichtbaren, er war halt immer dabei und niemand stellte das in Frage. Kein schillernder Superstar, kein Ballgenie, aber eben unheimlich wertvoll und effektiv. Wie sehr er vermisst wurde, fiel zumeist in seinen Verletzungspausen auf, die in den späteren Jahren immer öfter auftraten.

Nachdem Hannes Löhr den Trainerstuhl von Rinus Michels beim FC übernommen hatte, lief es auch bei den „Geißböcken“ nicht mehr rund für den Kerpener. Er wechselte in die Schweiz zum FC Basel, spielte dort von 1985 bis 1987. Zum Schluss seiner aktiven Karriere unterschrieb Gerd Strack beim damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und hing nach einem Jahr seine Fußballschuhe an den Nagel. Ein Bandscheibenvorfall hatte die weitere Fortsetzung seiner Karriere verhindert.

Seltene öffentliche Auftritte

Der ehemalige FC-Kapitän machte sich nach seinem Karriereende in der Öffentlichkeit weitestgehend rar, was seiner ruhigen und zurückhaltenden Art sowieso entsprach. Im März war er jedoch beim „FC-Stammtisch Talk“ zu Gast und zeigte sich als FC-Experte, der zur damaligen Aktualität (die Trennung von FC-Sportdirektor Volker Finke war gerade vollzogen worden) eine Menge zu sagen hatte („Meines Erachtens hätte man früher reagieren müssen.“).

Bei diesem Anlass erzählte der Ex-FC-Star aber auch noch einmal, wie es zum legendären Sieg in Barcelona gekommen war, der nach wie vor der höchste Sieg einer deutschen Mannschaft in Nou Camp darstellt. Weitere Besuche lehnte er in Folge freundlich ab, er suchte weder Kamera noch Öffentlichkeit und hielt sich bewusst zurück. Eine Ausnahme machte er am 23.6.2016, als er sich für die „Biergarten-Gespräche“ zum Thema Spielerberater rund um den Fall Modeste äußerte und den Vereinen riet sich „von Spielerberatern nicht erpressen zu lassen“.

Gerd Strack war ein Spieler aus der Region, eine, der als Fan des Vereins zum Profi wurde und eine sehr erfolgreiche Karriere hinlegte. Nicht immer lief es neben dem Fußball rund: Ein Bauherrenmodell scheiterte, auch die Phase als Inhaber eines Lotto-Geschäfts war nur von kurzer Dauer. Die Arbeit als freier Trainer für Jugendfußballschulen hingegen übte er mit Leidenschaft und Herzblut aus. Er war eben durch und durch Fußballer. Als solcher bleibt er den Fans des 1. FC Köln auch ewig in Erinnerung, schließlich sind viele große Vereinserfolge für immer mit seinem Namen verbunden.

Ruhe in Frieden, Gerd Strack.

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