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Auswärtsspiel

“Gefühlschaos und Achterbahn pur”

Das Derby (oder auch nicht) naht in Riesenschritt. Im effzeh.com-Auswärtsspiel spricht Bayer-Fan Sandra über Pillen in Köln, offensives Feuerwerk und Sympathien für den effzeh.

10704207_565703853563571_8062237873391963739_oZu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.

Es ist Derby-Zeit. Oder auch nicht? Diese Frage beschäftigt die effzeh-Anhänger vor dem Duell in Leverkusen genauso sehr wie die Ansetzung des Schiedsrichters, dessen Name mir gerade entfallen ist. Für unser Auswärtsspiel ist nicht nur der Anreiseweg kurz, auch die Gesprächspartnerin lag so nahe wie sonst nicht. Die effzeh.com-Redaktion hat aus privaten Gründen einen sehr engen Draht zu Bayer-Fan Sandra, die unsere Fragen aufgeregt, aber freundlich beantwortet. Warum sie so nervös ist, wie ein kölsches Mädchen zur Werkself kommt und was uns sportlich erwartet, klären wir in unserem Gespräch!

effzeh.com : Am Samstag ist es endlich soweit: Der effzeh reist ans Bayer-Kreuz. Schon nervös?

Sandra: Total. Meine beiden Herzchen treffen aufeinander – und das ist Gefühlschaos und Achterbahn pur. Ich werde wahrscheinlich vorm Fernseher durchdrehen. Leider nur vorm TV, weil wir den Vorverkauf tatsächlich verplant haben und ich somit nicht im Stadion sein werde. Aber vorm Fernseher bekommt man wenigstens die Fangesänge gegen den jeweils anderen Verein oder die “Goatbuster”-Kampagne nicht mit. Beide Seiten könnten mir damit nur weh tun.

effzeh.com : Wie wurde aus dem kölschen Mädchen eine Pille?

Sandra: Mein Onkel ist der Busfahrer vom Effzeh, meine Großeltern hatten alle Dauerkarten vom Effzeh und auch meine gesamte restliche Familie war und ist immer Effzeh-Fan, ausnahmslos. Und dann kam ich eben in die Pubertät und hatte meine Anti-Phase. Wollte einfach für einen anderen Verein halten. Die beiden süßesten Jungs waren Werkself oder BVB Fans. Der Werkself-Fan hat als Erster mit mir geknutscht. Hoch rationale Entscheidung also, wie man sie im Alter von 15 schon mal trifft. Mein Job hat dann den Rest gegeben. Seit zehn Jahren arbeite ich auch noch für Bayer und seitdem war ich auch oft im Stadion.

effzeh.com : Auch für den effzeh hast du Sympathien. Wie funktioniert das?

Sandra: Bis zum kommenden Spiel hervorragend. Mal abwarten, wie es danach ist. Bei meinem ersten Spiel, was ich wieder mal bewusst vom Effzeh gesehen habe (das 0:1 auf St. Pauli im Februar 2013), habe ich noch gedacht “Wie könnt ihr euch sowas ansehen? Das ist doch kein Fußball. Das ist Bolzplatzniveau. Ein Ball in der Mitte und alle stürmen drauf, ohne Plan, Strategie, Spielerzuweisung oder irgendwas Sinnvolles.” Aber seitdem hat sich die Mannschaft unter Stöger so toll entwickelt, dass man sich das langsam ansehen kann. Die Stimmung im Stadion, diese Euphorie der Fans, mein Ehemann und meine nun eigene Dauerkarte haben mit Sicherheit den Rest gegeben, dass der Effzeh einen Platz in meinem Herzen gefunden hat.

effzeh.com : Wem drückst du am Samstag die Daumen?

Sandra: Diese Frage stelle ich mir selbst die ganze Zeit. Ich weiß es nicht genau. Der Effzeh braucht die Punkte. Die Werkself hat sich letztes Wochenende endlich wieder Platz 4 in der Tabelle erobert.  Leverkusen ist in meinen Augen noch immer die bessere Mannschaft und könnte dem “Macht am Rhein”-Thema mal wieder einen Stempel aufdrücken. Aber für mein Inneres wäre wohl ein Unentschieden am leichtesten.

effzeh.com : Kommen wir zu Eurem Team: Seit Anfang der Saison habt ihr Roger Schmidt als Trainer und spielt herausragenden Offensivfußball. Wie kommt das bei dir an?

Sandra: Traumhaft. Das besagte “Pressing”, was gerne genannt wird, ist einfach wundervoll anzusehen. Leider passieren dadurch aber auch viele Fehler, die es zu unterbinden gilt. Ich hatte in den letzten Wochen oft das Thema “guter Fußball versus ansehnlicher Fußball”. Natürlich kann man sagen, dass das saubere Aufbauspiel der Werkself in der letzten Saison “guter Fußball” war, aber das war auch sehr langsam. Der Ballbesitz war immer hoch, die Chancen weniger. Jetzt haben wir schnelles Spiel, risikoreicher, ordentlich Druck, endlos viele Torchancen, von denen leider viel zu wenige verwandelt werden. Aber es ist so toll anzusehen. Mir macht das richtig Spaß.

effzeh.com : Dennoch scheint der Mannschaft nach starkem Start zuletzt etwas die Puste zu fehlen. Täuscht der Eindruck?

Sandra: Die Puste ist meiner Meinung nach nicht ausgegangen. Es werden einfach zu viele Fehler gemacht, defensiv geschwächelt und die riesige Torchancenquote wird eben nicht genug genutzt. Ich hab noch nie so oft “Aaaah” und “Ooorgh” gerufen. Nehmen wir nur mal die 24 Torschüsse und 13 Ecken gegen Mainz- Ergebnis: Kein einziges Tor. Mal davon abgesehen, dass ich mich momentan sowohl beim Effzeh als auch bei der Werkself bei Ecken demonstrativ umdrehe. Es passiert einfach nichts. Den Standard können beide grad nicht.

effzeh.com : In den Zuschauerzahlen schlagen sich die Top-Leistungen der vergangenen Jahre nicht nieder. Woran liegt das? Ist der Leverkusener zu verwöhnt vom Bayer?

Sandra: Dazu gibt es endlos viele Stimmen und sehr viele Meinungen. Die Fans sind da. Die Nordkurve wurde vor dieser Saison ausgebaut und bietet immer noch viel zu wenig Platz. Ich denke, dass die VIP Platzquote viel zu hoch ist, West und Ost zu teuer sind und die Stehplätze viel mehr Platz bräuchten. Aber ja, man kommt nicht umhin, dass es ein Dauervorwurf ist, dass das Unternehmen Bayer im Hintergrund als Geldgeber gut ist, aber scheinbar nicht gut, um die Herzen der Menschen zu erobern, die vielleicht Fan sein könnten.

effzeh.com : Zuguterletzt: Dein Tipp bitte!

Sandra: Wenn die Werkself es schafft, die herausragend gute Defensive vom Effzeh zu überwinden und nicht wieder auf ihren Torchancen sitzen bleibt, dann kann der Effzeh mit dem schnellen Spiel der Werkself nicht mithalten. Das Tempo ist noch zu hoch für dem Effzeh. Hoch wird der Sieg sicher nicht, also sagen wir mal 1:0. Wobei ein Unentschieden durchaus möglich ist und für mich vielleicht leichter.

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