Am Samstag absolvierte der zweite effzeh-Neuzugang Florian Kainz sein erstes Training am Geißbockheim. Nach seiner Zeit in Bremen schlägt der Österreicher nun in Köln seine Zelte auf und unternimmt mit den “Geißböcken” den Versuch, in die Bundesliga aufzusteigen. Dort war er bereits mit Werder unterwegs, zuletzt aber nicht mit allzu vielen Spielanteilen – deswegen erschien sein Transfer in die Domstadt für alle Beteiligten sinnvoll. Das sieht auch Florian Reinecke (@ausgefuchst) so: er ist freier Journalist, Kölner und Fan von Werder Bremen. Er hilft uns dabei, den Transfer von Florian Kainz einzuordnen.
Wie hast du die Bekanntgabe des Transfers verfolgt?
Es war ja relativ schnell klar, dass die Clubs sich einigen würden. Die Werder-Äußerungen, gerne mit Kainz weitermachen zu wollen, klangen eher nach Lippenbekenntnissen. So kam der Vollzug dann nicht mehr überraschend.
Bist du eher zufrieden oder besorgt wegen des Abgangs?
Ich glaube, dass es für alle Seiten das Beste ist. Kainz konnte sich in zweieinhalb Jahren in Bremen nie nachhaltig durchsetzen und ist jetzt mit 26 in einem Alter, wo riesige Leistungssprünge eher ungewöhnlich sind. Mit Milot Rashica, Johannes Eggestein oder auch Josh Sargent hat Werder junge Offensivspieler, die nun auf mehr Einsatzzeit hoffen dürfen. Sorgen mache ich mir deshalb nicht, zumal mit Osako noch ein alter Bekannter von euch nach dem Asien-Cup wieder dazu stoßen wird.
Wie würdest du Kainz‘ Zeit in Bremen zusammenfassen?
Alles in allem enttäuschend. Er kam 2016 eigentlich als Königstransfer und einer der ersten Neuverpflichtungen von Frank Baumann in der Sommerpause zu Werder. Dann hat er die komplette Hinrunde praktisch überhaupt keine Rolle gespielt und ist zwischen Bank und Tribüne gependelt. In der Rückrunde wurde es etwas besser. Höhepunkt war das Siegtor im Nordderby. Das bleibt auch als einziges so wirklich hängen aus seiner Zeit. Irgendwie hat immer etwas gefehlt.
Stärken und Verbesserungspotenziale bei Florian Kainz
Auf was für einen Fußballer dürfen sich die Kölner Fans nun freuen? Wo liegen seine Stärken?
Kainz ist stark im 1-gegen-1, schlägt mit rechts und links überdurchschnittliche Flanken und ist außerdem ein guter Standardschütze. Sein Antritt ist stark, aber die absolute Rakete von der Endgeschwindigkeit her ist er nicht. Er hat gute Fernschüsse mit rechts, näher am Tor ist der Abschluss oftmals überhastet. Ansonsten scheint er ein bodenständiger Typ zu sein, der auch nie wirklich Probleme gemacht hat, wenn er nicht gespielt hat. Für eine Mannschaft ja auch nicht so unwichtig. Und für einen Techniker ist er zudem durchaus giftig im Zweikampf.
Sollte es mit dem Aufstieg klappen, bin ich dann wieder etwas skeptischer. Aber wenn System und Spielweise passen, kann Kainz auch in der 1. Liga ein wichtiger Spieler sein.
Über welche Dinge hast du dich am meisten aufgeregt, die mit Kainz zu tun haben? Was muss er verbessern?
Seine Entscheidungsfindung lässt gerade bei Kontersituationen häufig zu wünschen übrig. Generell hält er den Ball manchmal etwas zu lang und will es das eine oder andere Mal vielleicht ein wenig zu schön machen.
Wie wird sich Kainz deiner Meinung nach in Köln und beim effzeh zurechtfinden?
Ich könnte mir vorstellen, dass er beim FC zumindest in der 2. Bundesliga aufblüht. Werder hat zuletzt eigentlich immer ohne klassischen Strafraumstürmer gespielt und Kainz fehlte so häufig ein Zielspieler für seine Flanken. Wenn er sich mit Terodde versteht, könnte das richtig gut passen. Auch, dass der FC meistens das Spiel machen muss, kommt seiner Spielweise entgegen. Sollte es mit dem Aufstieg klappen, bin ich dann wieder etwas skeptischer. Aber wenn System und Spielweise passen, kann Kainz auch in der 1. Liga ein wichtiger Spieler sein.