In der letzten Woche erschien die Demo zu FIFA 19. Grund genug für uns, das Spiel mal anzutesten und mit PES 2019 zu vergleichen, das bereits seit zwei Wochen als Vollversion erhältlich ist. EA gelang in diesem Jahr der Coup, der Konkurrenz die Lizenz für die europäischen Vereinswettbewerbe abzuluchsen. Sowohl die Champions League als auch die Europa League sind als Spielmodi in FIFA 19 integriert. Auch im Story-Modus “The Journey” muss Alex Hunter in der Königsklasse sein Können unter Beweis stellen. Hunter trifft dort mit Real Madrid auf seinen Ex-Klub Manchester United. Auch seine Schwester Kim und sein Freund Danny Williams treten als spielbare Charaktere in “The Journey” auf.
Außerdem gibt es neue Anstoß-Modi, darunter das Spielen nach sogenannten “Hausregeln”. Man kann z.B. festlegen, dass Volley-Tore doppelt zählen oder dass nach jedem Tor die Mannschaft, die es erzielt hat, einen Spieler verliert. Dieses Feature ist jedenfalls ein netter Versuch von EA, das eigene Produkt von dem der Konkurrenz aus dem Hause Konami abzugrenzen. Schließlich merkt man immer wieder, wie ähnlich sich die beiden Spiele zwangsläufig sind, da es nun mal beides Fußball-Simulationen sind.
Hinzu kommt, dass Konami häufig gute Ideen von EA einfach kopiert. Was bei FIFA Ultimate Team heißt, hört bei PES auf den Namen “myClub”, dort heißt es nicht “Be A Pro”, sondern “Become A Legend”. Nachdem letztes Jahr bei FIFA automatische Spielerwechsel eingeführt wurden, ist dieses Feature nun auch in PES vertreten. Sogar die aus der FIFA-Reihe bekannten Skill-Spiele hat Konami abgekupfert.
Drei Charaktere in “The Journey” spielbar
Da hat EA mit der für ein Sport-Spiel durchaus ungewöhnlichen Idee, einen Story-Modus einzuführen, wesentlich mehr Kreativität bewiesen. Natürlich wissen die Macher von FIFA auch, wie man eine solche Idee vermarktet. “The Journey” baut auf der Geschichte der Vorgänger-Versionen auf und schafft so einen Anreiz, sich die neue Version des Spiels zu kaufen.
Auch die Weltmeisterschaft der Frauen, die in FIFA 19 erstmals lizenziert ist, wurde in den Modus eingebaut. Kim Hunter, die Schwester des Protagonisten Alex, will sich nämlich mit der US-amerikanischen Nationalmannschaft für die WM in Frankreich qualifizieren. Leider ist Frauenfußball für einen Großteil der Spieler uninteressant, die Bekanntgabe der neuen Lizenz führte sogar zu teils wütenden Reaktionen. Doch auch den Leuten, die sich darüber echauffieren, sei gesagt: Fußball ist nicht nur Männersache! Ich finde es durchaus mutig, dem Frauenfußball, der ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von FIFA ist, eine solche Rolle in dem Spiel zuzugestehen.
In Sachen Gameplay hat FIFA stark aufgeholt
Doch kommen wir zum wesentlichen Aspekt, dem Gameplay. Dieses war jahrelang das Hauptargument für Pro Evolution Soccer. Doch auch in diesem Punkt hat FIFA aufgeholt. Nachdem ich die beiden Testversionen angespielt habe, musste ich verwundert feststellen, dass mir die Umstellung auf FIFA 19 wesentlich schwerer fiel als die Eingewöhnung an PES, und das, obwohl ich seit Jahren regelmäßig FIFA spiele. Es hat sich also einiges getan beim Branchenprimus. Man kann nicht mehr so einfach mit wenigen Pässen die gegnerische Abwehr überwinden.
Abseits des Platzes sorgen Choreos und Fangesänge für Fußball-Atmosphäre. An der mangelt es PES ein wenig, so mein Eindruck. Das kann aber auch daran liegen, dass es in der Demo – im Gegensatz zur Vollversion – keinen Kommentator gibt. So unfreiwillig komisch die Sprüche der Kommentatoren in beiden Spielen manchmal auch sind, ganz ohne wirkt es dann doch ein wenig befremdlich.
Bei FIFA stimmt das Gesamtpaket
Fazit: Wer auf Lizenzen Wert legt, ist ohnehin schon immer mit FIFA besser beraten gewesen. Wem es um ein möglichst realistisches Gameplay geht, der musste früher auf PES zurückgreifen, doch in der Hinsicht hat EA ganze Arbeit geleistet. Außerdem stimmt bei FIFA das Gesamtpaket. Die neuen Spielmodi bringen die nötige Abwechslung, wenn man mit Freunden zockt. Daher sehe ich FIFA im direkten Vergleich vorne. Allerdings ist das nur mein subjektiver Eindruck und ich habe wie gesagt auch die Vorgänger-Versionen gespielt, während ich schon seit Jahren kein PES mehr gekauft habe. Wer hingegen immer schon PES die Treue hält, wird auch in diesem Jahr nicht enttäuscht werden. Im Endeffekt ist es nach wie vor eine Geschmacksfrage, welche Fußball-Simulation man besser findet.