Zum Topspiel des 24. Spieltags reist der 1. FC Köln zum FC Ingolstadt 04. Was den effzeh bei den Schanzern erwartet, klären wir im #FCIKOE-Auswärtsspiel mit FCI-Fan Martin.
Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.
Der Tabellenvorletzte aus Ingolstadt trifft auf den Siebten 1. FC Köln – das heißt in der Bundesliga nichts anderes als das Topspiel am Samstagvorabend. Die Reise nach Oberbayern zählt sicherlich nicht zu den beliebtesten der Liga – ein trotz (oder wegen) der Tabellensituation unangenehmer Gegner wartet im Audi-Sportpark auf den effzeh. Vor dem Duell bei den Schanzern sprachen wir mit FCI-Fan Martin, der seit neun Jahren bei fast allen FCI-Spielen am Start ist, über die aktuelle Lage im Abstiegskampf, der Ruf als Favoritenschreck und die ästhetischen Erwartungen an diese Partie.
Am Samstagabend geht es für den effzeh zum Topspiel nach Ingolstadt. Martin, wie viel „Top“ steckt denn aktuell in den Schanzern?
Man muss zumindest schmunzeln, wenn man sich überlegt, wie viele Fußballfans sich wohl den Abend freihalten, weil der FCI im Topspiel spielt. Was die Leistung oder gar die Ergebnisse angeht, sind wir aktuell wohl einiges von “top” entfernt, aber zumindest der Druck wird langsam höher. Das verspricht ja auch eine interessante Ausgangslage.
Fünf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer, die vergangenen Woche nicht wirklich optimal verlaufen. Ist der Glaube an den Klassenerhalt noch groß rund um den FCI?
Foto: Daniel Kopatsch/Bongarts/Getty Images
Tatsächlich hat man nach der verspielten Führung letzte Woche und den Ergebnissen der Konkurrenz erstmals wachsende Skepsis unter den mitgereisten Fans gespürt. Zumindest der direkte Klassenerhalt ist in eine gewisse Ferne gerückt, aber man muss natürlich auch betonen, dass es nach dem verkorksten Saisonstart schon ein Erfolg wäre bis zum letzten Spieltag um die Relegation zu kämpfen.
In der vergangenen Spielzeit gelang der Ligaverbleib überraschend souverän. Was hat sich seitdem verändert, dass es derzeit so schwer ist?
Rückblickend hat die Mannschaft in der letzten Saison über ihren Möglichkeiten gespielt; getrieben von der Aufstiegseuphorie und – so ungern ich das sage – einem guten Trainer. Man hat sich dadurch vielleicht etwas blenden lassen und bekannte Schwachstellen nicht behoben sowie die abgewanderten Leistungsträger nicht vollständig gleichwertig ersetzt beziehungsweise finanziell schlichtweg nicht ersetzen können. Klar hat man Punkte unglücklich liegen lassen und war stets ein ebenbürtiger Gegner, aber letztendlich steht man nach 23 Spielen dort, wo der Kader im ligaweiten Vergleich eben hingehört.
Auf der nächste Seite: Was der Trainerwechsel bewirkt hat, wie sehr
ein Abstieg Ingolstadt treffen wird und die Rolle als Außenseiter
War der Fehlstart mit nur zwei Punkten aus den ersten zehn Spielen eine zu große Hypothek für die Mannschaft?
Das würde ich so nicht sagen. Man hat sich ja zwischenzeitlich herangekämpft und war drauf und dran von den Abstiegsplätzen zu springen. In einer Phase, in der die Konkurrenz aber anfängt konstant zu punkten, wird es ohne Torjäger schwierig mitzuhalten.
Auf der Trainerposition habt ihr während der Saison nochmals nachgebessert, Maik Walpurgis ersetzte Markus Kauczinski und leitete eine Wende ein. Wie hat der eher unbekannte Coach das geschafft?
Foto: Daniel Kopatsch/Bongarts/Getty Images
Man konnte Kauczinski wenig vorwerfen, weshalb man lange versucht hat an ihm festzuhalten, bis dann eben die Regeln des Geschäfts gegriffen haben. Walpurgis hat die Defensive mit der Umstellung auf die 5er-Kette gestärkt und das höhere Pressing aus der Vorsaison zurückgeholt. Er betont aber regelmäßig, dass er eine sehr fitte und intakte Mannschaft vorgefunden hat, der in vielen Spielen ein Quäntchen zum Erfolg gefehlt hat. In einem Team ohne herausragende Einzelspieler geht es nur über Teamgeist, Motivation und System – Walpurgis hat diesbezüglich nach seinem Amtsantritt vieles richtig gemacht – die Frage ist aber, ob der Effekt von Dauer ist.
Wie schlimm wäre ein Abstieg für den FCI? Droht dann ein Schicksal wie in Paderborn oder ist der Klub solide aufgestellt, um diesen Rückschlag aufzufangen?
Man weiß im Verein und der Fanszene, wo wir herkommen und dass die Bundesliga ein großes Geschenk ist. Ein Abstieg wäre daher alles andere als ein Weltuntergang und hätte sogar seine positiven Seiten. Der Verein arbeitet wirtschaftlich sehr ordentlich und zukunftsorientiert. Nachdem die 2. Liga sehr ausgeglichen ist und es sicherlich einen Umbruch in der Mannschaft geben würde, besteht immer die Gefahr durchgereicht zu werden, aber ich habe das Vertrauen in die handelnden Personen, dass man den erfolgreich eingeschlagenen Weg, inklusive Ingolstädter Bodenständigkeit und Demut, weitergehen wird.
Gerade Spitzenteams tun sich in Ingolstadt enorm schwer, ihr habt Leipzig geschlagen, Dortmund einen Punkt abgetrotzt und gegen die Bayern lange dagegengehalten. Sind die Schanzer ein Favoritenschreck?
Dafür fehlen – mit Ausnahme des Leipzig-Siegs – leider wieder die zählbaren Ergebnisse. Aber es ist durchaus zu erkennen, dass man vermeintlichen Spitzenteams das Leben schwer machen kann, ohne dabei nur mit elf Mann um den eigenen Strafraum zu stehen. Es kommt unserer Spielweise sicherlich entgegen,wenn der Gegner eine offensivere Grundausrichtung mitbringt.
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Nun geht es gegen den effzeh – auch dort wird der FCI als Außenseiter in die Partie gehen. Wie sehr kann sich das Team angesichts der Tabellensituation darauf verlassen?
Tabellensituation hin oder her: Es gilt grundsätzlich, dass wir in einem Heimspiel gegen einen Gegner, der nicht gerade Bayern oder Dortmund heißt, auf Sieg spielen. Ich sehe uns nicht als krassen Außenseiter – aber das ist ja letztlich auch egal, solange wir gewinnen (lacht).
Auf der nächste Seite: Was den effzeh am Samstagabend erwartet, die Rolle von Pascal Groß und die veränderte Wahrnehmung des effzeh
Auf was müssen sich unsere Jungs am Samstag generell einstellen? Ingolstadt gilt ja allgemein als schwer zu bespielende Mannschaft.
Auf einen fußballerischen Leckerbissen wird es wohl kaum rauslaufen. Freut euch auf ein aggressives Pressing gepaart mit fallsüchtigen Spielern, die jede mögliche Standardsituation rauszuholen versuchen. Dazu kommt, dass wir nach den fünf Gegentoren vermutlich das Risiko etwas zurück schrauben müssen, um erfolgreich zu sein. Ich erwarte für beide Seiten ein Geduldsspiel.
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Wer von außen immer wieder auffällt, ist bei euch Pascal Groß in der Mittelfeldzentrale. Wie wichtig ist der Taktgeber für euer Spiel?
Es ist lustig, die Einschätzung von Außenstehenden zu Pascal Groß mit der vieler FCI-Fans zu vergleichen. Er hatte unbestritten einen großen Anteil am Aufstieg bedingt durch eine Vielzahl an Standard-Vorlagen und ist seit der Hasenhüttl-Ära ein zentraler Spieler im System des FCI, der schon allein durch seine Rolle häufig die meisten Ballaktionen und Key-Pässe aufweist. Auf einem anderen Blatt steht aber, dass er in der Bundesliga seine Klasse nur selten mit Zählbarem unter Beweis gestellt hat, oftmals das Tempo verschleppt und zu häufig in eine Spielmacher-Rolle gedrängt wurde. In den letzten Spielen hat ihn Walpurgis überwiegend auf dem Flügel eingesetzt, was zu mehreren Torbeteiligungen geführt hat. Entgegen der vielleicht weit verbreiteten Meinung halte ich ihn aber nicht für unverzichtbar. Wichtiger für den FCI war in den letzten Jahren Roger und ist derzeit Almog Cohen.
Der effzeh reist derzeit etwas angeschlagen nach Ingolstadt. Wie blickst du grundsätzlich auf den Verein, wie nimmst du unseren Klub wahr?
Ich habe den effzeh in meiner Kindheit und Jugend als Traditionsverein, aber auch als Fahrstuhlmannschaft mit Ansätzen zum Chaosclub kennengelernt. Was sich aber in den letzten Jahren unter Peter Stöger entwickelt hat, ist bemerkenswert und ein Paradebeispiel dafür, wie ein Verein die Kurve kriegen kann. Es ist euch zu wünschen, dass diese Arbeit mit der Teilnahme am Europacup belohnt wird.
Zum Abschluss: Ingolstadt oder Köln – wer entscheidet das Topspiel für sich?
Wenn unsere Defensive hält, ist sogar ein Sieg drin. Wie der Bayer sagt: Schau’n mer mal!