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Auswärtsspiel

#FCBKOE-Auswärtsspiel: “Seid ihr nicht schon das Atletico Madrid des Westens?”

Nach Königsklasse ist vor dem 1. FC Köln: Mit miasanrot-Blogger Christopher sprachen wir über Ancelotti statt Guardiola, das Atletico Madrid des Westens sowie das Brot- und Buttergeschäft der Bayern.

Rafinha Modeste Bayern München 1. FC Köln
Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.

Auf Atletico Madrid folgt der glorreiche 1. FC Köln: Bayern München hat es in diesen Tagen wirklch nicht leicht. Nach perfektem Start in die Bundesliga-Saison musste der Rekordmeister eine bittere Niederlage in der Champions League hinnehmen – und nun kommt mit dem effzeh auch noch ein höchst unangenehmer Gegner in die bayerische Landeshaupstadt, die aktuell doch eigentlich nur das Oktoberfest feiern will. Vor dem “Wiesn”-Abschluss interviewten wir miasanrot-Blogger Christopher, der mit uns über Carlo Ancelotti, das Atletico Madrid des Westens sowie das Brot- und Buttergeschäft der Bayern sprach.

Fünf Bundesliga-Spiele, fünf Siege: Die Bayern haben in der heimischen Liga noch ihre weiße Weste. Bist du zufrieden mit dem Saisonstart des Teams?

[perfectpullquote align=”left” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Die Auswärtsspiele haben gezeigt, dass der FCB noch einige Anpassungsprobleme unter Ancelotti hat. Der Spielaufbau ist phasenweise sehr statisch, die defensive Staffelung ist nicht fehlerfrei. Das ist das Haar in der Suppe.[/perfectpullquote]

Natürlich. Die Punkteausbeute könnte nicht besser sein. Die Auftritte in der heimischen Arena gegen Bremen und Berlin waren zudem äußerst souverän. Die Siege hätten fast noch deutlicher ausfallen können. Die Auswärtsspiele gegen Schalke und den HSV, aber auch das Spiel gegen Ingolstadt haben gezeigt, dass der FC Bayern noch einige Anpassungsprobleme unter dem neuen Trainer Ancelotti hat. Der Spielaufbau ist phasenweise noch sehr statisch, die defensive Staffelung ist nicht fehlerfrei. Das ist sozusagen das Haar in der Suppe.

Den selbsternannt „ersten Härtetest“ der Spielzeit hat der FCB bei Atletico Madrid unter der Woche in den Sand gesetzt. War der Auftakt 2016/17 eventuell sogar zu leicht?

Wenn man auf die Tabelle schaut, könnte man durchaus zu diesem Schluss kommen. Die Gegner waren bisher durchaus namhaft, allerdings haben schon zwei von fünf Bundesligagegnern der Bayern ihren Trainer gewechselt. Wie lange es in Gelsenkirchen ruhig bleibt, ist wohl auch nur eine Frage der Zeit. Dennoch glaube ich, dass der Auftakt für die Münchener nicht zu “leicht” war. Schließlich sind die meisten Spieler erst zehn Tage vor der Saison ins Mannschaftstraining eingestiegen. Zudem sind viele Spieler am Anfang mit kleineren Wehwehchen ausgefallen. So dass der Auftakt dennoch nicht einfach oder leicht war.

Der neue Coach und sein Vorgänger: Carlo Ancelotti (l.) und Pep Guardiola (Foto: Lennart Preiss/Bongarts/Getty Images)

Der neue Coach und sein Vorgänger: Carlo Ancelotti (l.) und Pep Guardiola (Foto: Lennart Preiss/Bongarts/Getty Images)

Im Sommer gab es bei Euch an der Seitenlinie einen Umbruch: Die Ära Guardiola ist Geschichte, nun schwingt Carlo Ancelotti das Zepter an der Säbener Straße. Wie viel ist schon vom Einfluss des Italieners präsent? Was macht er anders als sein Vorgänger?

Ancelotti ist natürlich ein anderer Trainertyp, aber auch Mensch als Pep Guardiola. Auffällig sind zwei Dinge: Die Spieler haben auf dem Platz mehr Freiheiten. Das kommt zunächst ein Mal den Künstlern wie Ribery zugute. Dieser erlebt unter Ancelotti seinen dritten oder vierten Frühling. Das Positionsspiel ist nicht so strikt. Das fällt definitiv auf. Zudem will der FC Bayern nicht so oft den Ball haben. Sich mal zurück an den eigenen Strafraum fallen lassen und dort im 4-4-2 verschieben, um selbst zu kontern. Diese Anpassung war in den ersten Spielen deutlicher und ist in den letzten 2-3 Partien etwas eingeschlafen. Vielleicht auch, weil es noch nicht so klappt wie Ancelotti sich das vorstellt. Ein menschlicher Aspekt ist auch noch auffällig. Ancelotti macht kein Geheimnis um seine Taktik beziehungsweise Aufstellung. Vor den letzten Bundesligapartien gab er immer freizügig ein paar Namen bekannt, die spielen werden.

Nach dem Klasseauftritt zum Saisonauftakt gegen Bremen war bereits davon die Rede, die Mannschaft hätte die Guardiola’schen Fesseln abgelegt. Hast du das auch so wahrgenommen, dass das Team von Pep zu sehr in sein taktisches Korsett gepresst wurde?

Kurzum: Nein. Pep Guardiola hat die Mannschaft taktisch auf ein neues Level gehoben und dabei die Leistung vieler Spieler extrem verbessert. Boateng ist sicherlich das herausstechende Beispiel. Seine Diagonalverlagerungen haben die Spieleröffnung auf ein neues Niveau gehoben. Zudem wurden viele Partien dominiert, auch wenn sie vielleicht nicht gewonnen wurden. Das letztjährige Champions-League-Halbfinale ist hier sicherlich zu nennen. Das ist dennoch ein positiver Fakt.

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Natürlich gab es auch Probleme. Das erste Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid haben vielleicht einige Leser noch in Erinnerung. Die Mannschaft wurde ausgekontert und lief in beiden Partien einem Rückstand hinterher. Aber Guardiola hat hierfür eine Lösung gefunden. Kontergegentore waren im zweiten und dritten Amtsjahr sehr selten.

[perfectpullquote align=”left” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Hummels wirkt in manchen Phasen so, als fehlte ihm das letzte Zutrauen. Sanches ist mehr ein Versprechen für die Zukunft.[/perfectpullquote]

Personell hat der FCB nochmals mächtig nachgelegt: Supertalent Renato Sanches kam von Benfica, aus Dortmund wurde Mats Hummels losgeeist. Zwei Transfers, die sich bereits ausgezahlt haben?

Aktuell noch nicht. Hummels ersetzt 1:1 Medhi Benatia der zurück nach Italien gegangen ist. Ein Spieler mit viel Talent, der aufgrund extrem vieler Verletzungen aber nie wirklich Fuß fassen konnte beim FC Bayern. Hummels hat aber auch schon einige Spiele verpasst und wirkt in manchen Phasen des Spiels so, als fehlte ihm das letzte Zutrauen. Als Boateng für ihn gegen Hamburg eingewechselt wurde, war der Unterschied im Spielaufbau eklatant. Hier muss sich Hummels steigern.

Sanches ist mehr ein Versprechen für die Zukunft. Mit 19 Jahren kann man trotz der hohen Ablösesumme keine Wunder erwarten, so verrückt sich das anhört. Aktuell befindet er sich noch in der Anpassungsphase. Er hält zu lange den Ball, positioniert sich stellenweise schlecht im Raum. Hinzu kommt eine unterdurchschnittliche Laufleistung. Er ist also noch kein Faktor, wird aber von Ancelotti behutsam aufgebaut. Ein Einsatz gegen Köln ist daher durchaus realistisch.

Schwächen bei einer solchen Weltklassemannschaft zu suchen ist vermutlich vergebene Liebesmüh. Welche Chance hat der effzeh am Samstag überhaupt? Können wir das „Atletico Madrid des Westens“ sein?

Yuya Osako (1. FC Köln) im Zweikampf mit Arturo Vidal (Bayern München)

Könnte zum Schlüsselspieler beim effzeh werden: Yuyao Osako ist aktuell in toller Form (Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Sind sie das nicht schon? Vielleicht nicht auf dem Level, aber Stöger hat die Mannschaft in den letzten Jahren sukzessive weiter entwickelt. Vor allem in der defensiven Ordnung. Nicht ohne Grund hat der Effzeh erst zwei Gegentore in fünf Spielen gefangen. Ich denke hier liegt auch die größte Chance Punkte aus München zu entführen. Ein stabiles 4-4-2 und dann überfallartige Konter über Risse, Osako und Modeste. Auch eine Fünferkette beim Effzeh könnte eine Option sein, dann müsste das Zentrum der Münchner kreativer spielen als zuletzt.

Nach vier Meisterschaften in Folge marschieren die Bayern auch in dieser Saison wieder von Beginn an. Droht der Liga erneut Langeweile im Titelkampf?

Sehr gute Frage. Dortmund ist erstaunlich weit. Tuchel hat in der Offensive keinerlei Probleme die namhaften Abgänge aufzufangen. Die reihenweise stattfindenden Schützenfeste spiegeln die gute BVB-Sturmreihe wieder. Wenn sie Sorgen haben, dann ist es in der Defensive. Dortmund fängt wie im Vorjahr zu viele Tore. Nicht ohne Grund heißt es: “Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften”.

Deswegen sehe ich auch den Effzeh in einer sehr guten Rolle. Warum nicht das “Leicester des Westens” sein? Aber im Ernst: Ich bin von den ersten fünf Spieltagen ernüchtert. Von den Kölner Nachbarn Gladbach und vor allem Leverkusen habe ich viel mehr erwartet. Schalke 04 ist nur ein Schatten seiner Selbst. Wenn also entwickelt sich nur ein Zweikampf. Das habe ich vor der Saison nicht erwartet und ist mittelfristig ein Problem für die gesamte Attraktivität der Liga.

[perfectpullquote align=”left” cite=”” link=”” color=”” class=”” size=””]Bei vielen Teams fehlen nachhaltige Konzepte. Gladbach – und mit etwas Rückstand Köln sind für mich aber die Gegenbeispiele. Mit klaren Ideen, guten Konzepten und einer cleveren Transferstrategie beweisen sie, was im Fußball möglich ist. [/perfectpullquote]

Immer wieder wird auch eine „Superliga“ mit den anderen europäischen Größen ins Spiel gebracht, zuletzt gab es Wirbel um die auch aus München befeuerte Champions-League-Reform. Braucht der FCB die Bundesliga überhaupt noch?

Absolut. Es ist das Brot- und Buttergeschäft. Ohne Samstag 15.30 Uhr Bundesliga würde etwas fehlen. Allerdings muss die Liga aufpassen, dass die Kluft der Teams nicht weiter auseinander driftet. Das ist vielleicht eine Geldfrage, aber nicht nur. Bei vielen Teams fehlen nachhaltige Konzepte – vor allem bei den “Traditionsvereinen”. Nicht ohne Grund musste ein Verein wie der VfB Stuttgart den Gang in die zweite Liga antreten. Auch Hamburg und Bremen bekleckerten sich unlängst nicht mit Ruhm. Gladbach – und mit etwas Rückstand Köln sind für mich aber die Gegenbeispiele. Mit klaren Ideen, guten Konzepten und einer cleveren Transferstrategie beweisen sie, was im Fußball möglich ist.

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Der effzeh reist überraschend als einer Eurer Verfolger nach München an – wie hast du die Auftritte unserer Jungs mit dem Geißbock auf der Brust in dieser Saison bislang wahrgenommen?

Ich habe zwei oder drei Spiele verfolgt und sehe eine kluge Weiterentwicklung von Stöger. Zum einen gelingt es ihm Spieler wie Osako, Modeste oder auch Hector besser ins System zu integrieren und ihre Stärken heraus zu kitzeln. Zum anderen verschiebt die Mannschaft wesentlich besser und ist zugleich im Spielaufbau nicht mehr so fehleranfällig. Das Pressing von Leipzig konnte an vielen Stellen klug überspielt werden. Hier gefällt mir das Duo Lehmann-Hector im Mittelfeld auch sehr gut. Darüber hinaus ist die Effizienz von Modeste zurück. Er ist ein Schlüsselspieler bei den Kölnern. Die Mannschaft lebt von seinen Toren. Auffällig ist auch die mentale Stärke. Das Spiel auf Schalke wurde noch gedreht. Gegen Leipzig konnte immerhin noch ein Punkt geholt werden.

Arjen Robben (Bayern München) und Jonas Hector (1. FC Köln) im Zweikampf

Ein Duell mit Wiedererkennungseffekt: Jonas Hector (r.) trifft auf Arjen Robben (Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Was verbindest du grundsätzlich mit dem effzeh, wie beurteilst du die Entwicklung des Klubs in den vergangenen Jahren?

Persönlich bin ich ein Kind der Autobahn A9. Ich habe schon in vielen Städten anhand dieser Straße gewohnt. Da die A9 aber sehr östlich von Deutschland ist, verbinde ich mit Köln beziehungsweise mit dem effzeh sehr wenig. Ich habe nur wenige Köln-Fans in meinem erweiterten Bekanntenkreis. Daher ist die prägendste Verbindung sicherlich die Lebensgeschichte von Lukas Podolski. Wobei er aus Bayern-Perspektive leider nur ein Spieler von vielen ist, bei dem sich der Verein und die Fans sicherlich mehr versprochen haben.

Die Entwicklung des Vereins sehe ich ansonsten aber sehr positiv. Die Entwicklung seit dem letzten Aufstieg geht endlich in die richtige Richtung. Mit Schmadtke besitzt der effzeh ein echtes Juwel in den eigenen Reihen. Zusammen mit Stöger kann dieses Jahr der Sprung ins internationale Geschäft gemacht werden. Und das wäre ja angesichts der vielen Belächlungen und Schulterklopfer in den 00er Jahren ein echtes Highlight und verdienter Lohn für eine lange Zeit ohne europäischen Fußball.

Bayrisches „Mia san mia“ gegen kölsches „Jeck, loss Jeck elans“ – wer hat am Ende die Nase vorn? Dein Tipp, bitte!

Für Bayern ist es nach der Niederlage gegen Atletico sicherlich ein schweres Spiel. Erneut geht es gegen eine Mannschaft, die eine sehr gute defensive Grundordnung verfolgt. Ich hoffe und tippe daher auf ein mühevolles 2:0 für den FC Bayern.

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