Jeck waren sie schon immer, die Kölner. Und fußballverrückt sowieso. Die FC-Frauen durften sich daher am Sonntag über eine Rekordkulisse von 5400 Zuschauenden im Franz-Kremer-Stadion freuen. Auch die Gegnerinnen aus Wolfsburg haben sicherlich dazu beigetragen, das Interesse anzuheizen: die Niedersächsinnen sind das Nonplusultra im deutschen Frauenfußball und sicherlich war die Aussicht, eine Alexandra Popp einmal live und in Farbe zu sehen, auch nicht verkehrt. Aber in erster Linie ging es natürlich um die eigene rot-weiße Truppe, die bislang so heimstark gespielt hat und hier auch den weitgereisten Gästinnen Punkte abnehmen wollte. Gleichzeitig fungiert dieses Spiel als guter Testlauf für das Pokal-Viertelfinale in eben dieser Paarung am 1.3.2023.
Auch eine Choreo gab es vor der Rekordkulisse (Foto: privat)
Erkenntnisse aus dem Spiel
Für dieses Pokalspiel, aber auch für kommende Bundesligapaarungen, wird Trainer Sascha Glass mit seinem Team einige Erkenntnisse gewonnen haben: in erster Linie leider jene, dass selbst gegen die Wolfsburgerinnen, die zuvor noch auf USA-Reise waren, kein Kraut gewachsen ist, wenn diese ernst machen. Das ist nun keine neue Erkenntnis in der Frauen-Bundesliga. Viel spannender war aber hingegen die Erkenntnis, dass man phasenweise Paroli bieten konnte, defensiv einiges in die Waagschale werfen und selber auch gegen einen Champions-League-Teilnehmer zu Torchancen kommen kann: Mit etwas mehr Fortune im Abschluss hätten sowohl Alena Bienz (23.) als auch Mandy Islacker (73.) das Ehrentor für den FC erzielen können. Allerdings stand dieses Spiel auch unter der verletzungsbedingten Auswechslung Adriana Achcinskas (19.), die aus kürzester Distanz einen scharfgeschossenen Ball ins Gesicht bekam und angeknockt behandelt werden musste. Glücklicherweise ging es der jungen Polin bald wieder gut und sie konnte den Rest des Spiels von der Tribüne verfolgen, aber durch die Auswechslung der umtriebigen Sechserin ging nach und nach die Kontrolle über das Mittelfeld verloren – wer weiß, was passiert wäre, wenn Bienz’ Chance direkt nach der Einwechslung Laura Donhausers für Achcinska ins Tor gegangen wäre, dann hätte dieses Spiel eine andere Dynamik annehmen können und auch das Stadion seinen Teil dazu beitragen können. So aber nahm das Unheil seinen Lauf und die Wölfinnen gingen durch einen schnellen Doppelschlag durch Marina Hegering (30.) und Alexandra Popp (33.) schnell 2:0 in Führung, womit das Spiel praktisch schon entschieden war.
Probleme des FCs schonungslos aufgedeckt
Alle Tore der Gästinnen legten nämlich die Defensivprobleme des FCs schonungslos offen: gerade nach gegnerischen Standards war man immer wieder verwundbar, auch die Mitte bzw. den Sechserraum bekam man, noch mehr ohne Achcinska, einfach nicht dicht. Zu oft durften Wolfsburgerinnen ungehindert bis an den Sechzehner dribbeln oder den Ball in Empfang nehmen, sich in Ruhe umsehen und entweder selber schießen oder weiterpassen. Hier fehlten Zugriff und Druck auf die Gegnerinnen. Zudem bereitete die schnelle Linksaußen Sveindís Jónsdóttir immer wieder Probleme – obwohl Rechtsverteidigerin Ally Gudorf zu den besten Kölnerinnen gehörte. Aber sie alleine konnte eben auch nicht alles unterbinden und so ging das Spiel mit 0:4 auch in der Höhe verdient zu Ende. Wenn man ehrlich ist, muss man sogar zugeben, dass Wolfsburg das Spiel noch deutlich höher gewinnen hätte können: Torfrau Manon Klett und Wolfsburger Unkonzentriertheiten im Abschluss – sowie einmal Gudorf mit sensationeller Grätsche auf der Linie (79.) – verhinderten noch schlimmeres.
Ausblick
Man muss einfach festhalten, dass der VfL Wolfsburg nicht die Kragenweite des FCs ist, weder finanziell noch individuell. Hier ein Champions-League-Verein, dort ein Verein, der gerade einen großen Umbruch hinter sich hat und sich eher nach unten orientieren sollte. Mit dem SV Meppen warten nun Gegnerinnen auf Augenhöhe am kommenden Sonntag (13 Uhr) – bis hierhin sollte man an den angesprochenen Schwächen arbeiten, um weniger leichtfertig Torchancen herzugeben, aber sich gleichzeitig auch an den gezeigten guten Phasen aufrichten, die gegen Meppen zu einem ganz anderen Ergebnis führen könnten. Nach der ersten Heimniederlage der Saison wäre es nun an der Zeit für den ersten Auswärtssieg in der Liga. Und wer weiß: vielleicht wartet ja bereits im nächsten Heimspiel (gegen Freiburg am 11.12.) wieder die nächste Rekordkulisse auf tapfer kämpfende Kölnerinnen.