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Interviews

FC-Mitgliederratschef: Stefan Müller-Römer im Exklusiv-Interview

Am Montag steigt die Mitgliederversammlung beim 1. FC Köln. Wir haben vorab mit dem Vorsitzenden des Mitgliederrats über die wichtigsten Themen gesprochen.

Foto: effzeh.com

effzeh.com: Wechseln wir das Thema Richtung Fernost: Du hast im Express klar Stellung zum chinesischen Regime bezogen, während FC-Präsident Werner Spinner eine deutlich andere Meinung einnimmt. Viele fragen sich: Warum ist eine Kooperation mit einem chinesischen Klub überhaupt nötig?

Müller-Römer: Das müsst ihr die sportlich Verantwortlichen fragen. Wenn dort die Meinung vorherrscht, das würde dem effzeh etwas bringen, dann bin ich bereit, das zu akzeptieren. Insgesamt stehe ich aber jeder Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen oder gar Regierungsstellen sehr skeptisch gegenüber. Da ist mein Standpunkt klar: Das ist eine Diktatur.

A Chinese fan waves the national flag during a world cup qualifier at Mong Kok stadium in Hong Kong on November 17, 2015. Hong Kong fans booed the anthem they share with China on Tuesday while some turned their backs and held up "boo" signs in a show of defiance before a crunch World Cup football qualifier with their mainland rivals.

Foto: Isaac Lawrence/AFP/Getty Images

effzeh.com: Wie reagiert der Vorstand auf diese Vorbehalte gegenüber der Kooperation bezüglich der Menschenrechtslage in China? Mitunter scheint es, als herrsche die beliebte Maxime „Don’t mix politics with games“ auch beim effzeh vor.

Müller-Römer: Dass ich diesen Punkt kritischer sehe, ist bekannt. Ich habe unsere Position klar gemacht: Die Meinung, dass Sport und Politik nichts miteinander zu tun hätten, habe ich schon immer für Blödsinn gehalten. Diese Meinung wird auch gerne vom IOC vertreten. Das ist, um das in aller Deutlichkeit zu sagen, völliger Quatsch: Sport ist hochgradig politisch und wird deshalb auch seit Jahrzehnten dafür eingesetzt. Nicht umsonst bewerben sich seit jeher gerade Diktaturen um Großevents wie die Olympischen Spiele, um sich selbst ein tolles Image zu verpassen. Das war auch bei den Sommerspielen 2008 in Peking der Fall. Da wurde auch vorher erzählt, dass China sich dadurch weiter öffnen würde. Genau das Gegenteil ist passiert: Es wurden vorab massiv Menschenrechte verletzt und danach wurde die Repressionsschraube noch stärker angedreht. Hier erzählen die Verbandsfunktionäre immer wieder aufs Neue die gleichen Märchen. Ich lasse mir keine Märchen erzählen.

“Ein Investor aus China kommt für mich nicht in Frage, das ist ein absolutes No-Go”

effzeh.com: Mit Britta Heidemann wurde eine China sehr freundlich zugewandte Person in den Aufsichtsrat gewählt – nur einige Tage, nachdem Sie sich im Express klar gegen China positioniert hatten. Wie wurde diese Personalie aufgenommen?

Müller-Römer: Britta Heidemann wurde nicht gewählt, sondern vom Vorstand in den Aufsichtsrat der KG berufen. Ich habe Werner Spinner darauf hingewiesen, dass Frau Heidemann im Hinblick auf China in der Vergangenheit Äußerungen getätigt hat, die ich für überhaupt nicht akzeptabel halte.

Foto: 1. FC Köln

effzeh.com: Wie sehen aus deiner Sicht die roten Linien in dieser Sache aus?

Müller-Römer: Ein Investor aus China kommt für mich nicht in Frage, das ist ein absolutes No-Go. Auch bei einem größeren Partner gilt das für mich. Es gibt genügend Unternehmen auf der Welt, mit denen wir zusammenarbeiten könnten. Wir müssen nicht nach China gucken, um jemanden zu finden, der mit uns langfristig zusammenarbeiten will. Zumal die Langfristigkeit bei diesen politischen Verhältnissen trügerisch ist: Diktaturen sind fragile Gebilde – kommt es zu gravierenden Veränderungen, bricht schnell alles zusammen. Gerade in China zeigt sich, wie schnell man vom Günstling der Partei zum Todfeind werden kann.

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