Die Testspielsaison ist vorbei, jetzt ging es um Punkte: Mit dem 2:0-Auswärtserfolg beim VfL Bochum startet der 1. FC Köln erfolgreich in die neue Saison – der Bochumer Abwehrspieler Leitzsch und der neue Kölner Abwehrchef Rafael Czichos sorgten für die Tore. Beide Treffer wurden eingeleitet durch Christian Clemens, im zweiten Durchgang flog Meré mit der Ampelkarte vom Feld. So viel zu den wichtigen Fakten. Unser Nachspiel beschäftigt sich neben dem Spiel des effzeh auch mit dem Auftakt der Hamburger gegen Kiel, um aufzuzeigen, wie sehr der Ergebnissport Fußball für extreme Meinungen sorgen kann.
Liest man derzeit Analysen und Kommentare des Auftaktsiegs des 1. FC Köln über den VfL Bochum, kommt man unweigerlich zu einem alten sportjournalistischen Klassiker: Neue Saison, neues Glück. Denn wenn sich Markus Anfang und seine Kollegen tiefergehend mit dem Spiel auseinandersetzen werden, werden sie ebenfalls zwangsläufig auf den Faktor Zufall/Spielglück zu sprechen kommen, der für den effzeh an diesem heißen Samstag in Bochum eine große Rolle spielte. Tags zuvor besaß der Hamburger Sportverein, vielerorts als größter Konkurrent der Kölner auf dem Weg zurück in Liga eins beschrieben, beste Chancen, um in Führung zu gehen – diese wurden teilweise fahrlässig vergeben, sodass die Kieler im zweiten Durchgang in Führung gehen und diese durch zwei Konter ausbauen konnten.
Ein Eigentor und ein Abstauber bringen den Erfolg
Es wäre also alleine vom Spielverlauf her keine große Überraschung gewesen, wenn der HSV gewonnen hätte – nun müssen die ambitionierten Rothosen damit umgehen, ihr erstes Zweitliga-Spiel verloren und damit schon einen kleinen Fehlstart hingelegt zu haben. Wie schmal der Grat zwischen einem erfolgreichen und einem nicht erfolgreichem Start sein kann, erlebte dann am Samstag auch der 1. FC Köln, der sich einigermaßen glücklich gegen den VfL Bochum durchsetzte. Geht man alleine nach der Qualität der Torchancen, hätte Bochum in Führung gehen müssen: Robbie Kruses Kopfball wurde aus kurzer Distanz stark von Horn pariert (17.). Auch danach hatten der Australier und Lukas Hinterseer gute Möglichkeiten zur Führung.
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Das Tor fiel allerdings auf der anderen Seite: Ein hoher Ball von Christian Clemens, der eigentlich keine Torchance hervorgerufen hätte, wurde von Bochums Verteidiger Leitzsch ins eigene Tor verlängert, weil die Abstimmung zwischen ihm und seinem Torwart Reimann nicht passte und Dominick Drexler dem Abwehrspieler im richtigen Moment noch einen kleinen Schubser verpasste. Der effzeh führte also – und hatte direkt danach Glück, dass Schiedsrichter Felix Zwayer nach einem Foul von Meré an Danilo Soares nicht auf den Elfmeterpunkt zeigte. Nach dem Seitenwechsel veränderte sich die Partie: Der effzeh wurde besser und gefährlicher, hatte durch Drexler eine gute Gelegenheit, nachdem der Ex-Kieler zuvor den Ball im Spielaufbau der Bochumer erobert hatte.
Mit Glück und Geschick: 1. FC Köln erarbeitet sich Auftaktsieg
Damit leitete er eine kleine Drangphase des Aufstiegsfavoriten ein, die sogleich mit dem 2:0 gekrönt wurde: Im Anschluss an eine Standardsituation wehrte Riemann einen Clemens-Schuss genau auf Czichos ab, der per Abstauber traf. Mit einer 2:0-Führung im Rücken fand der effzeh zur Sicherheit im eigenen Spiel, auch wenn zwanzig Minuten vor dem Ende das Spiel eine weitere Wendung nahm: Jorge Meré wurde mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen, der effzeh brachte Sobiech als neuen Innenverteidiger und positionierte sich tief im Feld. Bochum fiel wenig ein, sodass sich das Ergebnis nicht mehr veränderte.
Auf der nächsten Seite: Unser Fazit und die wichtigsten Erkenntnisse
Das Fazit? Es war keine Glanzleistung, so viel steht fest. Der effzeh konnte sich bei Timo Horn und dem Faktor Glück bedanken, dass man in der ersten Halbzeit nicht in Rückstand geriet. Die beiden Tore wurden vielmehr erzwungen als erspielt, doch das spielt keine Rolle – dass die Umsetzung von Anfangs Spielidee nach sechs Wochen gemeinsamer Arbeit noch nicht reibungslos funktionieren würde, war keine Überraschung. Es ging für den effzeh darum, mit einem Erfolgserlebnis in die Saison zu starten, um jetzt mit zwei Heimspielen in Folge das Punktekonto hoffentlich weiter zu vergrößern.
Im Spiel mit Ball funktioniert nicht alles
Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Spiel in Bochum sind schnell abgehandelt: Bei großer Hitze fehlte dem effzeh insbesondere im ersten Durchgang die Passqualität, um wirklich gefährlich zu werden – einige gute Kombinationen über die Achse auf der rechten Seite (Risse, Drexler, Clemens) waren zu wenig. Rafael Czichos ist in der Defensive der absolute Fixpunkt, überzeugte durch gutes Stellungsspiel und kompromissloses Verteidigen. In der Mittelfeldzentrale hatten weder Salih Özcan noch Louis Schaub einen sonderlich guten Tag, Neuzugang Drexler war engagiert, letztlich aber auch fehlerhaft in der Entscheidungsfindung (so auch in der 55. Minute, als er zwar den Ball eroberte und in den Strafraum zog, den Zeitpunkt für ein Anspiel auf Cordoba jedoch verpasste).
Der Keilstürmer des effzeh war körperlich präsent, hatte Abschlussgelegenheiten und wirkte insgesamt selbstbewusster als in der Vorsaison. Ihm ist zu wünschen, dass er sein Engagement frühzeitig mit einem Tor krönen kann. Christian Clemens war einer der Kölner Aktivposten, bereitete über Umwege beide Tore vor und kombinierte ganz ordentlich mit Risse. Insgesamt war der effzeh jedoch noch weit davon entfernt, die eigene Spielidee über 90 Minuten umzusetzen und den Gegner zu dominieren – dafür ist auch die Qualität von Gegnern wie dem VfL Bochum an diesem Tag zu groß.
Unruhe abgewendet: Nun kann der 1. FC Köln weiter arbeiten
Man könnte nun argumentieren, dass der effzeh das Glück hatte, was in der letzten Spielzeit fehlte – das wäre jedoch kein wirklich stichhaltiges Argument, um sich konstruktiv mit der Leistung auseinanderzusetzen. Doch der Mensch und insbesondere der Sportfan neigt dazu, gewisse Einzelereignisse (wie jetzt einen glücklichen Sieg in Bochum) in einen größeren Bedeutungszusammenhang einzuordnen – in der neuen Liga mit dem neuen Trainer könne sich so viel Pech wie im Vorjahr ja gar nicht wiederholen, auch das “Glückskonto” würde sich langsam wieder ausgleichen. Das ist natürlich Schwachsinn, hilft vielen aber bei der Einordnung.
Diese werden nun Anfang und sein Trainerteam in der Analyse mit der Mannschaft vornehmen müssen, um in einer weiteren Trainingswoche den Grundstein dafür zu legen, im ersten Heimspiel gegen Union Berlin besser zu sein. Der Einstieg in die Saison ist mit dem Auswärtssieg jedenfalls geglückt, sodass in Ruhe gearbeitet werden kann. Der schmale Grat zwischen Sieg und Niederlage sorgt dann im Nachgang nämlich andernorts für extreme Reaktionen, wie dieses Zitat aus einem Online-Kommentar der Zeitung mit den vier Buchstaben beweist: “Was für ein Desaster, was für ein Albtraum, was für eine erbärmliche Vorstellung”. Mit diesen Worten wurde die Niederlage des HSV beschrieben.