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Fünf Erkenntnisse aus dem Sandhausen-Sieg: Endlich ein normales Spiel

Foto: Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images

Die Ausschläge beim 1. FC Köln waren in den vergangenen Partien extrem: Nach dem Pokal-Kantersieg in Berlin, bei dem mal neunmal traf, schoss man gegen Aue, St. Pauli und Paderborn im Ligabetrieb in drei Spiele elf Tore und holte damit sechs Punkte. Dem gegenüber standen allerdings auch neun Gegentore, weswegen sich bei den Beobachtern merklich die Falten auf der Stirn vertieften – die defensive Arbeit des effzeh stand vor der Partie in Sandhausen auf dem Prüfstand. Beim Auswärtsspiel im Hardtwald genügten dem Aufstiegsaspiranten dann ein Geniestreich von Louis Schaub und eine Standardsituation. Im Anschluss begnügte man sich damit, die Führung zu verteidigen. Das klingt erstmal langweilig – fünf Erkenntnisse aus dem Spiel haben wir dennoch gesammelt.

Czichos und seine Partner – kaum Qualitätsverlust

Viel war beim effzeh auch darüber gesprochen worden, dass die Viererkette personell häufig umstrukturiert wurde – mal verteidigte Sobiech, dann wieder Meré, auf rechts dann Bader in Vertretung für Risse. Die einzige Konstante in dieser Saison ist Rafael Czichos, Anfangs Musterschüler aus Kiel. Der Linksfuß ist der unumstrittene Abwehrchef bei seinem neuen Arbeitgeber, um den Platz neben ihm kämpfen der spanische U21-Nationalspieler Jorge Meré und Lasse Sobiech, wie Czichos ebenfalls einer der besten Zweitliga-Verteidiger der jüngeren Vergangenheit. Qualitätsmäßig kann sich Anfang auf dieser Position also zwischen zwei nahezu gleichwertigen Optionen entscheiden, was für einen Trainer immer eine gute Ausgangsposition ist.

Bei gleichbleibender Qualität zwischen zwei Spielern können Entscheidungen dann unabhängig von einzelnen Stärken gefällt werden – während Meré deutlich spielstärker ist, überzeugt Sobiech etwas mehr durch sein Stellungs- und Kopfballspiel. Und so kann der Kölner Trainer in Abwägung der Herangehensweise des Gegners und – viel wichtiger – auf Grundlage der Trainingsleistungen und der generellen Form entscheiden, welcher Innenverteidiger neben Rafael Czichos aufläuft. Dass dann zwar immer ein Innenverteidiger auf der Bank sitzen muss, ist Zeichen für den qualitativ hochwertigen Konkurrenzkampf. Gegen Sandhausen spielte Sobiech eine blitzsaubere Partie, vor dem Ingolstadt-Spiel am Dienstag dürften die Argumente vielleicht dieses Mal eher auf seiner Seite liegen.

Den defensiven Job erledigen – Guirassy überzeugt

Die Balance finden zwischen Hurra-Stil nach vorne und defensiver Grundlagenarbeit – das ist ein Leitmotiv für den 1. FC Köln in dieser Saison, dessen Trainer (das kann man nicht oft genug betonen) offen für einen offensiven Stil steht. Dass er viel Wert darauf legt, Mechanismen im Ballbesitz-Spiel einzustudieren, ist im Vergleich zu vielen seiner Trainerkollegen vielleicht anders – die Folge daraus ist, dass seine Spieler stark gefordert werden. Manchmal kommen dann eben sehr offene Spiele zustande wie zuletzt gegen St. Pauli oder Paderborn. Doch wenn der 1. FC Köln aufsteigen will, braucht es auch solide, ungefährdete Siege wie in Sandhausen.

Und dafür ist es wichtig, dass alle Spieler ihre Rolle erfüllen. Am vergangenen Freitag zeigte sich, dass zum Beispiel Serhou Guirassy in der defensiven Arbeit sehr konzentriert und engagiert zu Werke ging, um die Kreise des offensiv ausgerichteten Sandhausener Rechtsverteidigers Klingmann einzuengen. Der Franzose unternahm viele Läufe, um den Raum für seinen Kontrahenten möglichst eng zu halten – teilweise stand Guirassy dabei nur wenige Meter vor Jannes Horn, seinem Hintermann auf der linken Seite. Nach vorne gelang dem Franzosen dabei nicht allzu viel, seine Flanke vor dem 1:0 allerdings hatte dennoch etwas Spielentscheidendes. Mehr kann man von einem Spieler dann in einem solchen Spiel auch nicht verlangen – Job erfüllt!

Auf der nächsten Seite: Eine Schablone, zwei überraschende Stammspieler – und Louis Schaub.

Sandhausen-Spiel als Schablone?

Dasselbe Fazit ist natürlich ebenso gültig für die gesamte Mannschaft, die das Maximalziel eines Auswärtssieges zu Null erreichte. Und selbst wenn dieses Mal das große Spektakel fehlte und der Unterhaltungswert überschaubar war – auf den effzeh dürften in dieser Saison noch viele weitere solche Spiele warten. “Das war typisch Sandhausen und typisch Zweite Liga. Man gewinnt, wenn man irgendwie die Tore macht und den Ball vom eigenen Sechzehner fernhält”, lautete das Fazit des zweitligaerfahrenen Lasse Sobiech nach der Partie.

Ein, bei allem Respekt, in seinen offensiven Mitteln wenig gefährlicher Gegner (nicht jeder Mannschaft spielt so riskant und offensiv wie Paderborn) versucht, gegen den hohen Favoriten wenig zuzulassen – der Auftrag, das Spiel zu gestalten, liegt damit beim 1. FC Köln, der gleichermaßen aufpassen muss, wenig Umschaltgelegenheiten zuzulassen. So oder so ähnlich werden sich am Ende der Saison wohl die meisten der 34 Spiele umschreiben lassen. Dabei einen Schnitt von mehr als drei Toren pro Spiel zu halten (wie in den vergangenen drei Partien) erscheint als überdimensionierte Zielvorgabe.

Zuerst Reservist, mittlerweile Stammspieler – J. Horn und Clemens

Wer hätte gedacht, dass Jannes Horn zu diesem Zeitpunkt bereits bei 569 Einsatzminuten stehen würde? Wer hätte gedacht, dass Christian Clemens zu diesem Zeitpunkt bereits bei 520 Einsatzminuten stehen würde und dabei auf sechs Scorerpunkte kommt? Beiden war vor der Saison nur eingeschränkt zugetraut worden, ernsthafte Ansprüche auf einen Stammplatz in der Mannschaft von Markus Anfang zu haben. Nach einigen Wochen im laufenden Saisonbetrieb hat sich herausgestellt: Sowohl Jannes Horn als auch Christian Clemens sind mittlerweile wichtige Säulen im Spiel des effzeh. Diese Entwicklung bei beiden zeigt, dass ein neuer Trainer, ein neues Setting und eine neue Herangehensweise an das Spiel durchaus für Leistungssteigerungen sorgen können.

Louis Schaub – Der goldener Transfer des Sommers?

Nach dem 5:3-Auswärtssieg beim FC St. Pauli schrieben wir über den österreichischen Nationalspieler: “Schaub beweist, dass er sich in der Offensive bestens aufgehoben fühlt und dort für den 1. FC Köln den Unterschied machen kann. Er ist quasi der Go-to-Guy des effzeh. Seine Stärken liegen im ersten Kontakt, mit dem er sich schon vor Ballannahme in Richtung des gegnerischen Tors drehen und seine Optionen (Abspiel, Abschluss?) ausloten kann. Durch seine gute Beweglichkeit und den vergleichsweise niedrigen Körperschwerpunkt kann Schaub sehr gut das Tempo wechseln und sich so dem Druck der Gegenspieler entziehen.”

Das 1:0 in Sandhausen stellte Schaubs Extraklasse noch einmal heraus: Ein schwieriger erster Kontakt mit der Brust, eine gute Körperdrehung und ein akrobatischer Abschluss – die Einzelaktion brachte dem 1. FC Köln in einem bis dato ereignislosen und schwachen Spiel auf die Siegerstraße. Oft wird dann die individuelle Qualität eines Spielers als Unterschied festgehalten – dem kann man in diesem Fall auch nicht widersprechen. Louis Schaub ist bereits nach wenigen Wochen der Fixpunkt im Offensivspiel des effzeh, Terodde der Vollstrecker.

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