Nach dem überzeugenden Weiterkommen im DFB-Pokal beim BFC Dynamo hat der 1. FC Köln die nächste schwierige Aufgabe erfüllt: Am Samstagnachmittag gab es gegen Erzgebirge Aue einen 3:1-Heimsieg. Dreifacher Torschütze war Simon Terodde, der erstmals in der Zweitliga-Saison von Beginn an stürmen durfte – und mit dem sich die Herangehensweise gegen einen unbequemen Gegner komplett verändern sollte als im Vergleich zu den Spielen zuvor. Jhon Cordoba ist bekanntermaßen ein gänzlich anderer Spielertyp als der zweimalige Torschützenkönig des Unterhauses – Anfangs Entscheidung, den Strafraumstürmer Terodde zu bringen, sollte sich auszahlen.
Der Spielfilm der Partie bietet wenig Überraschungselemente: Der effzeh übernahm von Beginn an die Initiative und spielte nach vorne, während die Gäste aus Sachsen sich mit einer 5-4-1-Struktur in erster Linie auf die Defensive konzentrierten. Zu Beginn funktionierte das gut, weil die Ballzirkulation beim 1. FC Köln häufig unterbrochen wurde: Aue schaffte es in der Anfangsphase, den Gegner gut zu stören, sodass sich beim effzeh eine Vielzahl an Stock- oder Abspielfehlern einschlichen. Gegen die tiefstehende und kompakt arbeitende Defensive der Auer war, wenn man Markus Anfangs Worten in der Pressekonferenz Glauben schenken darf, der Fokus auf das Flügelspiel als ein mögliches Mittel herausgepickt worden, um Tore zu erzielen.
Marcel Risse und Jannes Horn flanken und flanken und flanken
Dies zeigte sich insbesondere an den Aktionen der beiden Außenverteidiger Risse und Jannes Horn, die zusammen 23 Flanken schlugen. Insgesamt weist die Statistik 44 Flanken des 1. FC Köln aus, was überdurchschnittlich viel ist. In dem Wissen, dass mit Simon Terodde ein körperlich robuster und abschlussstarker Stürmer im Strafraum lauerte und sich immer wieder zwischen die Innenverteidiger von Aue schob, war das auch ein vielversprechendes Mittel. Gefahr gab es dann auch zuerst nach einem Risse-Freistoß, den Czichos aufs Tor verlängerte.
Die nächste größere Chance nach Horn-Flanke hatte dann Schaub, der allerdings zu überrascht war und den Ball nicht richtig aufs Tor bringen konnte. Nach einem missglückten Risse-Freistoß machte dann Drexler den Ball fest und legte ihn auf Horn ab, der in bester Willy-Sagnol-Manier den Ball mit dem ersten Kontakt (!) und dem nötigen Schnitt in die Mitte brachte, wo sich Terodde im Luftduell durchsetzen und zum 1:0 einnicken konnte.
Der einzige Torschuss von Aue fällt nicht ins Gewicht
Dass die Gäste im Anschluss ausgleichen konnten, sollte im Endeffekt nicht mehr als eine Randnotiz in diesem Spiel werden – Florian Kalig konnte unbehelligt die rechte Seite langmarschieren und Clemens Fandrich in der Mitte bedienen, der aus 25 Metern einen satten Schuss losließ, den Timo Horn nicht halten konnte. Es sollte bis Spielende der einzige Torschuss der Erzgebirgler aufs Kölner Tor bleiben. Kreativ war auf jeden Fall der Versuch von Aue-Stürmer Testroet, der direkt mit dem Anstoß aufs Tor von Horn schoss – alleine für diesen Einfallsreichtum hätte man im fast das Tor gegönnt (Alex Alves lässt grüßen).
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Für die Gäste war das Szenario dank des Ausgleichs allerdings Grundlage für eine zweite Halbzeit, in der sich die Herangehensweise nicht sonderlich änderte – Aue verteidigte tief und hatte mit Christian Tiffert (mittlerweile 36 Jahre alt) so etwas wie einen klassischen Libero mit an Bord. Früher ein kreativer Mittelfeldspieler, rückt er nun gegen Ende seiner Karriere ins Abwehrzentrum und arbeitete dort mit seinen Innenverteidiger-Kollegen Cacutalua und Rapp zusammen. Die Dominanz des 1. FC Köln jedoch blieb ebenfalls bestehen, sollte sich allerdings erst nach knapp einer Stunde auszahlen. Zuvor wurde ein Clemens-Schuss von der Auer Abwehr geblockt, dann strich ein Guirassy-Kopfball übers Tor.
Abschluss, In-Game-Coaching und Kontersicherung funktionieren
Das 3:1 durch Hector (natürlich im Anschluss an eine Flanke) wurde von Marco Fritz zurückgepfiffen, obwohl man es durchaus hätte zählen lassen können – Aue-Keeper Männel hatte in dieser Szene seine Hand wohl nur annähernd am Ball. Der verdiente Führungstreffer für den effzeh fiel dann (natürlich im Anschluss an eine Flanke), weil Drexler den hinterlaufenden Horn einsetzte – dessen erneute Unterschnitt-Flanke fand am zweiten Pfosten Clemens, der technisch anspruchsvoll den Ball mit der Innenseite zurück in die Gefahrenzone brachte. Dort stand Terodde und markierte abermals mit dem Kopf das 2:1. Als dann die Auer etwas öffneten, legte der effzeh nach: Guirassy machte den Ball im Mittelfeld gut fest und setzte Risse in Szene, der mit einem Steckpass Terodde den Weg für dessen drittes Tor bereitete.
Generell noch ein paar Worte zu Guirassy: Seine Einwechslung für Koziello, dessen Startelfdebüt in der zweiten Liga solide ausfiel, veränderte die Statik des Spiels. Der bullige Franzose bringt mehr körperliche Wucht ins Angriffsspiel des effzeh, wodurch sich auch die Defensivmechanismen beim Gegner veränderten. Guirassy band vor Teroddes 2:1 auch mindestens einen Innnenverteidiger, sodass Terodde ein wenig mehr Freiraum vorfand. Ähnlich war es beim 3:1, als der eingewechselte Guirassy den Ball im Mittelfeld sichern und so den Konter vorbereiten konnte. Markus Anfangs In-Game-Coaching in diesem Spiel kann man also zumindest unter diesem Aspekt loben. Und auch die Kontersicherung des 1. FC Köln funktionierte an diesem Tag, sodass sich Aue zwar über eine Stunde wehren, langfristig den Sieg des Gastgebers nicht verhindern konnte.
“Maximal unbequeme” Gäste und das Durchbringen des eigenen Spiels
In der Folge erhitzten sich die Gemüter dann noch ein wenig, als Tiffert den Kölner Abwehrchef Czichos abräumte – der ehemalige Kieler hätte sich vorher vom Ball trennen müssen, Tifferts Einsatz war aber dennoch grenzwertig. Insgesamt präsentierten sich die Gäste auch “maximal unangenehm”, wie Coach Daniel Meyer während der Pressekonferenz festhielt. Das mag zwar auf Kölner Seite den ein oder anderen erzürnen, ist jedoch das gute Recht jeder Mannschaft in der zweiten Liga, die vielleicht nicht mit dem Kölner Geldbeutel hantieren kann.
Leicht fällt auch die Argumentation, wenn man Hectors aberkanntes 3:1 gönnerhaft als “Tatsachenentscheidung” des Schiedsrichters in dem Wissen des späteren Sieges akzeptiert UND sich gleichzeitig darüber freut, dass es in der zweiten Liga keinen Video Assistant Referee gibt. Der zeigte nämlich am ersten Spieltag der Bundesliga wieder, warum es ihn nicht braucht, effzeh-Sieg hin oder her.
Das eigene Spiel durchbringen, die vorhandenen Chancen nutzen – das war der Plan des effzeh gegen Aue, der insgesamt auch absolut aufging. Es war erst das dritte Spiel, nach dem nun sieben Punkte auf der Habenseite verbuchen kann – die Entwicklung der Mannschaft muss jedoch weitergehen, die Abläufe weiter verbessert werden. Dass dann in der nächsten Woche mit dem FC St. Pauli ein Gegner mit einer anderen Herangehensweise wartet, gilt es vorzubereiten.