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Analyse

Kaderplanung des 1. FC Köln: Mut zum Jugendstil

Der 1. FC Köln steht in diesem Sommer vor der Herausforderung, einerseits den Kader zu verkleinern und andererseits Verstärkungen zu holen. Doch ist das überhaupt so einfach möglich? Und wäre ein anderer Ansatz nicht sinnvoller? Unsere Analyse.

Foto: Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images

Unabhängig davon, was aus den einzelnen Spielern wird: Vielleicht wird es bis Oktober einfach auch Geduld brauchen, bis ein Abnehmer für mögliche Abgänge gefunden wird. Durch die Dynamik, die sich in den nächsten Wochen auf dem Transfermarkt entwickeln dürfte, könnte es bis zum Schluss zu hartem Taktieren kommen. Vielleicht tritt auch der Fall ein, dass der 1. FC Köln bei einem entsprechenden Angebot einen seiner Leistungsträger aus der vergangenen Saison ziehen lassen muss.

Das könnte vor allem auf Jhon Cordoba zutreffen, dessen Vertrag im Sommer 2021 ausläuft. Will der FC also noch Transfererlös mit dem Kolumbianer erzielen, muss er ihn zwangsläufig in diesem Sommer verkaufen. Auch Sebastiaan Bornauw und Ellyes Skhiri könnten Kandidaten für einen Wechsel sein, da sie im Kader des FC die höchsten Transferwerte und das meiste Potenzial für eine Weiterentwicklung haben.

Der finanzielle Spielraum ist eingeschränkt

Denn solange der FC keine Transfererlöse erzielt, wird es auf Seiten der Neuzugänge vermutlich keine Bewegung geben. Dazu ist die Geschäftsführung unter Miteinbeziehung der Gremien in den letzten Monaten zu sehr ins Risiko gegangen. Bereits im letzten Sommer hatten die Verpflichtungen von Bornauw und Skhiri, die letztlich entscheidende Figuren im Saisonverlauf wurden, das finanzielle Budget gesprengt, so dass der 1. FC Köln ein negatives Ergebnis in Kauf nehmen musste.

Durch die natürlich unverschuldete Corona-Pandemie, die am Geißbockheim auch negative Folgen hinterlässt, sei der finanzielle Spielraum “extrem reduziert”, wie Finanzchef Wehrle gegenüber dem “Kölner Stadt-Anzeiger” zugab. Idealerweise muss der Verein also erstmal Spieler von seiner Gehaltsliste bekommen, dann Transfererlöse erzielen, mit denen dann Neuverpflichtungen getätigt werden können.

Für Spieler wie Louis Schaub könnte die Situation auch eine Chance sein | Foto: Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images

Der größte Bedarf liegt darin im Tor, wo sich Timo Horn in den letzten Jahren leistungsmäßig nur eingeschränkt weiterentwickelte und dringend einen Konkurrenten braucht. In der Innenverteidigung ist Gisdols Team gut aufgestellt, wenn Sörensen bleibt und die Rolle einnimmt, die der ausgeliehene Leistner zuletzt hatte. Auf der Position des rechten Verteidigers besteht nach wie vor Bedarf, wenngleich Kingsley Ehizibues Entwicklung höchstwahrscheinlich positiv weitergehen dürfte. Im zentralen Mittelfeld herrscht fast ein personelles Überangebot, wenn Özcan weiterhin ein Kadermitglied bleibt. Da er als Spielertyp stark Rexhbecaj ähnelt, könnte es hier auch noch zu einer Trennung kommen.

In der Offensive läuft die Suche nach einem Zehner, wobei Uth wie erwähnt finanziell nicht darstellbar sein und Schaub nur sehr unwahrscheinlich diese Rolle einnehmen dürfte. Im Sturm erscheint es beim Verbleib von Cordoba sinnvoll, sich entweder von Modeste oder von Terodde zu trennen, um einen Kaderplatz und finanziellen Spielraum zu schaffen. Das Trio bietet zwar auf dem Papier viele Möglichkeiten, zwei der drei Stürmer dürften aber auch in der neuen Saison dauerhaft auf der Bank sitzen und daher nicht in den für sie notwendigen Rhythmus kommen. Hier wäre ein junger entwicklungsfähiger Stürmer vielleicht die bessere Wahl – natürlich bei einem Qualitätsverlust.

Die Jugend als Chance und Lösung?

Vielleicht, und das wäre eigentlich der am meisten wünschenswerte Weg, besinnt sich der 1. FC Köln nachhaltig auf die Talente in der eigenen Jugend und führt sie in der kommenden Saison langsam an den Profifußball heran. Sie versprechen zwar auch nicht sofort konstante Leistungen, das taten aber auch viele der hoch bezahlten Spieler wie Höger, Risse oder Clemens nicht, die in der vergangenen Saison aus verschiedensten Gründen wenig Produktives zum Klassenerhalt beizutragen hatten. Natürlich würde dieser Weg ein enormes Risiko beinhalten, denn auch in der kommenden Saison muss der FC zwingend die 40-Punkte-Marke anpeilen – mehr ist nicht drin.

In diesem Wissen, und vor dem Hintergrund der finanziellen Auswirkungen des Missmanagements in der Vergangenheit und der Corona-Krise, könnte dieser Sommer der Beginn sein, nachhaltig eine Kaderhygiene herzustellen, in der wenig Leistung nicht mehr so fürstlich entlohnt wird wie bisher. Die Triebfedern, mit denen sich dieser Weg auch nach Außen verkaufen lassen könnte, wären die jungen Spieler wie Katterbach, Jakobs und Thielmann, die in der letzten Saison zu Leistungsträgern und wichtigen Bestandteilen der Mannschaft wurden.

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Ältere Spieler sind zwar noch vertraglich an den FC gebunden, bieten aber sportlich weniger Mehrwert – außerdem blockieren sie Kaderplätze und Spielzeit für junge Spieler, die sich in der Bundesliga auf höchstem Leistungslevel messen könnten. Die Saison des 1. FC Köln, sie könnte sich zu einem spannenden Experiment entwickeln. Hoffen wir, dass die Geschäftsführung und das Trainerteam sich mit diesem Weg zumindest beschäftigt haben und nicht wie so oft in der Vergangenheit den schnellen, teuren Erfolg dem langfristigen vorziehen.

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