Durchatmen beim 1. FC Köln: Dem positiven Auftritt auf Schalke folgt nach der Länderspielpause ein überzeugender und souveräner Heimerfolg gegen den SC Paderborn. Mit vier Punkten aus den letzten beiden Spielen ist ein Aufwärtstrend zu erkennen, vor den wichtigen Partien gegen Mainz und Düsseldorf hat sich die Mannschaft von Trainer Achim Beierlorzer nun in eine gute Position gebracht, um sich weiter vom Tabellenende abzusetzen. Das Aufeinandertreffen mit dem Mitaufsteiger entwickelte sich zu einer klaren Angelegenheit – im Vorfeld war mit einer schwierigeren Partie gerechnet worden. Dass der FC das Spiel so deutlich in die eigene Richtung lenken konnte, lag zuallererst an einer soliden und konzentrierten Leistung in den wichtigsten Bereichen des Spiels – aber auch am Gegner.
Die Erzählung des SC Paderborn, der mit geringen Mitteln, aber einer konsequenten Spielidee von der dritten in die erste Liga aufgestiegen ist, kann dem FC durchaus zum Vorbild gereichen – eine aktive Spielweise verbunden mit einem engagierten Coaching an der Seitenlinie sind immer noch die Hauptmerkmale bei den Ostwestfalen. Nach der anfänglichen Euphorie ist beim SCP mittlerweile aber so etwas wie Ernüchterung eingekehrt, weil nach acht Spielen bis dato nur ein Punkt auf der Habenseite steht. Zwar konnte das Team von Steffen Baumgart in einigen Spielen die Gegner fordern, Zählbares sprang dabei allerdings nur in Wolfsburg heraus. Nach etwa einem Viertel der Saison scheint es fast so, dass selbst die Mannschaften aus dem unteren Drittel, die nicht über die spielerische Qualität der Top-Mannschaften verfügen, den SC Paderborn relativ leicht bezwingen können.
Gute Defensivleistung als Basis
Für den 1. FC Köln bedeutete das in der Ausgangslage der Partie Folgendes: Würde es gelingen, den Gästen den Ball zu überlassen, bräuchte es lediglich eine konzentrierte Leistung in der Defensive, um zwangsläufig zu Umschaltgelegenheiten zu kommen und das Spiel für sich zu entscheiden. So starteten die “Geißböcke” dann auch die Partie: Anders als zum Beispiel gegen Borussia Dortmund ließ der FC Pässe zwischen den Paderborner Innenverteidigern Sebastian Schonlau und Luca Kilian zu. Erst beim Pass auf einen der beiden Außenverteidiger begann das Pressing. Die Passwege in die Mitte, in der Paderborns Kapitän Klaus Gjasula bisher ganz gut als Übergangsspieler auftrat, verhinderten Louis Schaub und Simon Terodde.
Gestartet war der 1. FC Köln mit einer unveränderten Aufstellung im Vergleich zum Schalke-Spiel – das heißt auch, dass Ellyes Skhiri und Jonas Hector erneut die Doppelsechs bildeten und Noah Katterbach Linksverteidiger spielte. Die “Geißböcke” schafften es gegen Paderborn früh, die Gäste durch das Anlaufen auf den Außenseiten zu stressen und zu Ballverlusten zu zwingen. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen waren gering genug, um ständig Zugriffsmöglichkeiten im Zweikampf zu schaffen. Auch weil Skhiri erneut etwas tiefer verteidigte, ergaben sich daher nur ganz selten Umschaltmomente für Paderborn.
In diesen hatte sich zuletzt insbesondere Cauly Oliveira Souza hervorgetan, der einst im FC-Nachwuchs aktiv, in diesem Spiel aber kein Faktor war. Mit einem Hector-Kopfball nach Eckball von Schaub und einem geblockten Abschluss von Ehizibue meldete der Gastgeber sich dann auch offensiv in der Partie an. Speziell Kölns kreativer Kopf Schaub hatte immer wieder durch Dribblings und Ausweichbewegungen Räume überladen, aus denen der FC Gefahr heraufbeschwören konnte.
Tore nach Standard- und Umschaltsituationen
Psychologisch spielte natürlich auch der frühe Führungstreffer in die Karten: Terodde traf in typischer Torjägermanier im Anschluss an einen Eckball von Kainz und beruhigte damit die Kölner Gemüter. Da der FC mit Ehizibue und Katterbach zwei extrem schnelle Spieler auf den defensiven Außenbahnen hatte, die mit ihren jeweiligen Partnern Schindler und Kainz gut kombinieren beziehungsweise diese hinterlaufen konnten, versuchte die Beierlorzer-Elf auch, den Aufbau auf die Außen zu leiten. Problematisch war, dass das Aufbauspiel häufig zu statisch und langsam verlief und sich Paderborn gut darauf einstellen konnte.
Mit gut gespielten Pässen über die erste Angriffslinie schaffte es die Beierlorzer-Elf eher weniger, Angriffsaktionen einzuleiten. Nach etwa einer halben Stunde verflachte das Spiel, die Heimmannschaft konnte das gute Niveau der Anfangsphase nicht halten. Erst nach einer Hereingabe von Schindler entstand wieder Torgefahr, Terodde traf aber nur den Pfosten. Der Stürmer zeigte sich erneut enorm engagiert in der Defensivarbeit, arbeitete gut im Gegenpressing mit und war sich nicht zu schade, auch Wege in die eigene Hälfte zu gehen.
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Ähnlich präsent zeigte sich Schaub, der sogar einige Kopfballduelle für sich entscheiden konnte. Die frühzeitige Entscheidung verdaddelte dann der Kölner Torjäger, als er einen vertikalen Pass des Österreichers nicht sauber weiterspielte. In dieser Phase zeigte sich, dass das 2:0 wahrscheinlich nach einer Umschaltaktion fallen würde, weil der SCP mehr Räume eröffnete. Und so kam es dann auch: Ehizibue fing einen Fehlpass der Gäste ab und leitete den Gegenangriff über die rechte Seite ein. Hector schickte Schindler in den Raum, dessen Flanke Schaub zum zweiten Kölner Treffer verwertete.
Souverän gegen einen schwachen Gegner
Paderborn reagierte, brachte mit Sven Michel und Ben Zolinski eine neue Doppelspitze, fand aber nicht mehr ins Spiel. Der FC verteidigte insbesondere durch Czichos und Bornauw sehr, sehr solide. Gerade der Belgier zeigte sich resolut in den Zweikämpfen und Klärungsaktionen, wenngleich sein Aufbauspiel nach wie vor ausbaufähig bleibt. In der Folge verhinderte eine bessere Entscheidungsfindung, dass der FC früher das dritte Tor erzielte – Schindler und Katterbach hatten dabei die aussichtsreichsten Gelegenheiten. Der eingewechselte Cordoba traf in einer für ihn typischen Aktion nur den Pfosten, die anschließende Ecke (getreten durch Risse) brachte allerdings das 3:0 durch Bornauw.
Unter dem Strich war es eine durchgängig gute Leistung der Mannschaft – der Plan, Paderborn den Ball zu überlassen und damit deren Stärke im Umschalten zu verhindern, ging auf. Aus weniger Ballbesitz kreierte der 1. FC Köln mehr Abschlüsse als der Gegner, auch deren Qualität zeugte später von einem verdienten Sieg. Die anstehenden Aufgaben kann die Mannschaft daher durchaus mit Selbstvertrauen angehen, gerade weil mit Jorge Meré, Dominick Drexler und Birger Verstraete drei potenzielle Stammkräfte fehlten. Gegen Mannschaften mit einer höheren Qualität als Paderborn an diesem verregneten Sonntag in Köln wird es aber auch schwieriger, zu Torerfolgen und Punkten zu kommen – diese Erkenntnisse dürfte auch dafür sorgen, dass am Geißbockheim niemand diesen Sieg überbewerten wird.