Wenn der 1. FC Köln punkten muss, wenn unbedingt mal wieder ein Sieg her muss, wenn Trainer Markus Gisdol und sein Team mit dem Rücken an der Wand stehen, dann kann diese Mannschaft sogar Heimspiele gewinnen. Das beweist der 3:1-Erfolg gegen den direkten Konkurrenten um den Abstieg aus Bielefeld. Und es ist nicht das erste Mal, dass der FC unter größtem Druck einen (kleinen) Befreiungsschlag schafft.
Nach acht Spieltagen dieser Bundesligasaison war es schon mal soweit. Da hatte der 1. FC Köln noch immer kein Spiel gewinnen können. Es hatte zwar nicht nur Niederlagen gegeben, auch ein paar Remis, doch auf einen Sieg warteten die FC-Fans schon eine ganze Weile. Kritische Stimmen wurden immer lauter – und dann sollte der Gegner am 9. Spieltag auch noch Dortmund heißen. Der 1. FC Köln gewann die Partie, ihr wisst es alle, mit 2:1. Der Doppeltorschütze: Ellyes Skhiri. Der Doppel-Vorbereiter: BVB-Leihgabe Marius Wolf.
Erster Doppelpack für Wolf
Und jetzt ist es erneut passiert. Gegen Arminia Bielefeld gelang den Kölnern der so lang herbeigesehnte und so wichtige Heimsieg. Doppel-Torschütze diesmal der Vorlagengeber des 9. Spieltags: Marius Wolf. Der sagte nach der Partie: „Ich bin glücklich über die zwei Tore und, dass ich der Mannschaft weiterhelfen konnte.“ Das 1:0 erzielte Wolf nach einer Ecke in der 9. Minute, die eigentlich nach gar nicht so viel aussah. Denn die Bielefelder konnten Dudas Ball zunächst aus dem Strafraum heraus befördern. Doch der Ball landete glücklicherweise erneut bei Duda, dessen zweite Hereingabe dann auf dem Kopf von Ellyes Skhiri. Super Kopfball, klasse Parade Ortega, Abstauber Marius Wolf. Der Kölner jubelte ausgelassen mit seinen Teamkollegen um Neuzugang Emmanuel Dennis.
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19 Minuten später war der Jubel schon einer nach dem Motto: „Seht her, ich habs drauf“, denn Marius Wolf hatte schon wieder getroffen. Dieses Mal war eine Jakobs-Flanke vorausgegangen, auch in dieser Situation wurde diese abgewehrt, der Ball landete allerdings genau auf dem Fuß des rechten Flügelspielers. Der musste für seinen Abschluss sogar extra stehenbleiben, bewies dann aber eine hervorragende Schusstechnik. 2:0. Der erste Doppelpack in Wolfs Profilaufbahn. Der bedankte sich bei den Fans nach der Partie für die Unterstützung zu Hause. Und auch der Torschütze zum 3:1, Elvis Rexhbecaj, dachte nach dem ersten Heimsieg seit einer gefühlten Ewigkeit an die Fans: „Wir haben heute echt ein Zeichen gesetzt, zu Hause endlich ein Heimsieg für euch Fans, man merkt, ihr fehlt uns. Jetzt müssen wir weiter darauf aufbauen.“
Wie geht es auch ohne Druck?
Der verdiente Sieg gegen Bielefeld war vor allem der diesmal gnadenlosen Effizienz zu verdanken. Dabei gab es mehrere Auffälligkeiten. Einmal der doppelte Dank an die Fans. Ein Hinweis darauf, wie sehr sich auch die Mannschaft von Markus Gisdol nach diesem Sieg im eigenen Stadion gesehnt hat, wie sehr das auch Thema bei den Spielern war und ist. Die Corona-Statistiken dürften auch Wolf und Rexhbecaj kennen und bei aller Beteuerung von Profis, dass sie sich mit so etwas nur am Rande beschäftigen, dieses Bewusstsein der Torschützen dafür, dass die Unterstützung im Stadion fehlt, ist greifbar.
Auffälligkeit 2: Beide richteten ihren Blick dann auch gleich nach vorne. Wolf sprach über das anstehende Pokalspiel und sogar bereits vom Derby gegen Gladbach. Und während der Jubel nach den Toren groß war, fiel er am Spielende eher verhalten aus. Diese Spieler wissen: das war ein immens wichtiger Sieg heute – geschafft haben sie damit aber noch nichts. Und darauf wird Markus Gisdol aufbauen müssen.
Außerdem wird der Trainer die Frage lösen müssen, warum dieses Team mit dem Rücken zur Wand plötzlich das abliefern kann, was es für Punkte in der Bundesliga Woche für Woche, in jedem Spiel abliefern muss. Unter größtem Druck funktioniert der 1. FC Köln. Nur wie kann er auch ohne diesen Druck punkten, diese Frage ist Trainersache. Vielleicht hilft es ja, dass der Konkurrenzdruck durch den schnellen Dennis und den diesmal spät eingewechselten Max Meyer größer geworden ist.