„Und dann fahren wir nach Nizza, um den FC Köln zu sehn.“ Es ist so weit. Der glorreiche 1. FC Köln ist wieder für einen europäischen Clubwettbewerb qualifiziert. Die Conference League soll Vereinen aus der zweiten oder dritten Reihe genau das ermöglichen, internationale Spiele, unvergessliche Auswärtsfahrten, eine über den deutschen Markt hinausgehende Präsenz auch für Sponsoren und neue Fans. Und der FC ist dabei.
Nicht dabei ist ausgerechnet Cheftrainer Steffen Baumgart, zumindest nicht so, wie er selbst sich das vorgestellt hatte. Nach dem Platzverweis in der Qualifikationsrunde, muss Baumgart in Nizza auf der Tribüne einen Ort finden, an dem er hin- und her tigern und lauthals Kommandos oder eher Kommentare abfeuern kann. „On fire“ ist der Coach wie gewohnt schon im Vorfeld: „Ich halte diese Regelung auch für Schwachsinn, aber das ist meine persönliche Meinung, weil ich glaube, dass du im Spiel dann nach oben gebracht wirst, ist das Eine. Dann im nächsten Spiel der Mannschaft noch zu fehlen, ist das Andere. Das hat auch nichts mit mehr Respekt oder weniger Respekt zu tun oder so. (…) Aber die Leute im Büro, die brauchen das.“
Ich halte diese Regelung für Schwachsinn. (Steffen Baumgart zu seiner Sperre.)
Der Trainer ist also in jedem Fall schon mal mächtig angezündet, vertraut aber auf seinen Vertreter André Pawlak. Sein Gegenüber, Lucien Favre, seit dieser Saison Trainer des OGC Nizza, hat andere Sorgen. Aus den ersten sechs Liga-Partien holte Nizza magere fünf Punkte und dem ehemaligen Bundesligatrainer ist nicht entgangen, dass der effzeh im Gegensatz dazu in der Liga noch ohne Niederlage dasteht: „Das ist eine gute Mannschaft, die wieder einen guten Saisonstart hingelegt hat.“ Die Favoritenrolle sieht Favre trotzdem bei sich und seinem europa-erfahreneren Team. Und Steffen Baumgart sieht das ähnlich: „Die Mannschaft ist individuell stark besetzt, hinkt etwas ihren Erwartungen hinterher. Deswegen erwarten wir einen aggressiven Gegner. Sie werden alles daransetzen, um ihr Heimspiel zu gewinnen. Dass Nizza eine hohe Qualität hat, davon können wir ausgehen.“
Ellyes Skhiri kehrt zurück
Für Ellyes Skhiri ist die Partie heute Abend eine Rückkehr nach Frankreich. „Es macht immer Spaß, nach Frankreich zurückzukommen. Ich habe hier meine Kindheit verbracht, bin hier aufgewachsen. Ich freue mich sehr auf die Partie. Ich bereite mich aber auf das Duell gegen Nizza vor, wie für jedes andere Spiel auch.“ Auf Skhiri wird es in jedem Fall ankommen, gerade auch wegen seiner Erfahrung. Beim Gegner aus Nizza kennt der Dauerläufer einige Akteure. „Mit Andy Delort und Gaetan Laborde habe ich bereits in Montpellier zusammengespielt. Sie hatten großen Anteil an meinem Werdegang und was ich in Montpellier lernen durfte. Ich kenne die Qualitäten und Stärken der beiden sehr gut und weiß, was auf uns zukommt. Es wird keine leichte Aufgabe.“
Gaetan Laborde (Foto: Nicolas TUCAT / AFP via Getty Images)
Gemeinsam mit Jonas Hector und Florian Kainz führt der Mittelfeldmann dieses Team des 1. FC Köln. Andere Namen spielen heute Abend zum ersten Mal international oder sind zumindest im Kader. Florian Dietz, Steffen Tigges, Denis Huseinbasic, Linton Maina, auch Luca Kilian und Timo Hübers sind Namen, die in Europa bisher keiner kennen dürfte. Beim FC fallen Benno Schmitz, Mark Uth, Jeff Chabot, Mathias Olesen und Sebastian Andersson aus. Mit im Kader dabei ist Nachwuchshoffnung Tidiane Toure als Rechtsverteidiger-Ersatz, auflaufen wird aber Kingsley Schindler.
10.000 Fans in Nizza
Ein Trumpf ist mal wieder der Support von außen. Mehr als 10.000 Anhänger des FC sind bereits an der Côte d‘Azur oder gerade auf dem Weg dorthin. Für Steffen Baumgart ein ganz wichtiges Element. „Es ist schön, dass wir das gemeinsam mit den Fans erleben dürfen. Dafür haben wir letztes Jahr hart gearbeitet. Wir haben einen gemeinsamen Weg.“ Auch Ellyes Skhiri freut sich auf die lautstarke Unterstützung der Fans: „Sie motivieren uns sehr.“ Und im Gegensatz zu manch einem Kölner Spieler, hat sich die Leistungsfähigkeit des Anhangs durchaus schon bis nach Nizza herumgesprochen. Mittelstürmer Andy Delort zeigte sich ob des Ansturms auf Tickets schon im Vorfeld beeindruckt: „Ich habe große Bewunderung für das, was die Fans da tun.“