Ryan, ein polnischer Nationalspieler, ablösefrei – das riecht doch nach einem Schnäppchen für den FC, oder?
Ja, auf jeden Fall! Als er 2011 bei Górnik Zabrze unterschrieben hatte, war dem Verein – und besonders Trainer Adam Nawalka – Olkowskis Potenzial mehr als bewusst. Górnik bestand vor der Unterzeichnung des Dreijahresvertrages sogar auf einer Ausstiegsklausel in Höhe von 800.000 Euro. Da Pawel in seiner Zeit in Zabrze wirklich stark aufgespielt hat, wird der finanziell angeschlagene Verein sicherlich enttäuscht sein, diese größere Summe nicht einspielen zu können.
Die erste Reaktion der Fans hier in Köln war: Pawel WER? Kannst du uns den Spieler vielleicht etwas näherbringen?
Olkowski wird in Polen als einer der verheißungsvollsten Spieler angesehen. Seine Position und sein Spielstil brachte ihm den Vergleich mit Landsmann Lukas Piszczek an, der in Dortmund zu einem Star reifte. Zwar ist Pawel vornehmlich als Rechtsverteidiger unterwegs, doch es ist nicht unüblich, ihn im Vorwärtsgang zu erwischen. Dort unterstützt er die Angreifer – und findet sich sogar öfters in Nähe des gegnerischen Tors wieder.
Pawel ist bislang ein wesentlicher Faktor für Gorniks starke Saison, die sie auf Rang zwei der Ekstraklasa hinter Meister Legia Warschau und ins Viertelfinale des Pokals geführt hat. Ebenso wurde Olkowski von seinem früheren Coach Nawalka, der mittlerweile Nationaltrainer Polens ist, in die Landesauswahl berufen und durfte viermal den weißen Adler auf der Brust tragen.
Wo, denkst du, liegen seine Stärken? Wo muss er sich noch verbessern?
Als jemand, der ebenso im Mittelfeld spielen kann, ist Olkowski am stärksten, wenn er aus der Defensive nach vorne drängt. Durch seine Bemühungen, seinen Vordermann zu überlaufen und sich damit in Offensivaktionen wiederzufinden, brachte er es in dieser Saison auf gleich sieben Vorlagen. Das ist einer der Gründe, warum er so häufig mit Piszczek verglichen wird.
Wer aber erwartet, Olkowski würde als offensiver Rechtsverteidiger für Torgefahr sorgen, der wird eventuell enttäuscht sein. In seinen 21 Einsätzen in dieser Saison traf er bislang noch nicht – und während seiner zweieinhalb Jahre bei Górnik gelang ihm lediglich ein einziges Tor. Auch wenn er – vor allem für einen Verteidiger – häufig vor das gegnerische Tor gelangt, könnte er dort noch etwas ruhiger und zielstrebiger werden.
Auf seiner angestammten Position wird er auf effzeh-Kapitän Miso Brecko treffen. Ist Pawel bereit für diesen Konkurrenzkampf – und die Bundesliga?
Olkowski ist sicherlich bereit, sich im Vergleich zur Ekstraklasa zu verbessern. Aber ob er für die Bundesliga bereit ist, ist natürlich eine andere Frage. Die vielen polnischen Spieler in der Liga sollten ihm allerdings die Eingewöhnung in Köln erleichtern.
Die deutschen Ligen scheinen generell sehr attraktiv für polnische Spieler zu sein. Einerseits, weil es nicht weit weg von zuhause ist, andererseits ist auch der Spielstil recht ähnlich. In beiden Ländern wird mehr Wert auf die Technik gelegt, Spieler vertrauen hier mehr auf ihre Fähigkeiten als auf ihre körperliche Stärke. Das könnte einer der Gründe sein, warum Spieler wie Lewandowski oder Błaszczykowski in der Bundesliga so erfolgreich sind.
Die Bundesliga ist allerdings im Vergleich zur Ekstraklasa ein gewisser Sprung nach oben. Das heißt, dass es durchaus etwas dauern könnte, bis sich Olkowski an das neue Umfeld gewöhnt hat. Doch mit der nötigen Portion Geduld ist er in der Lage, sich durch sein Können und seine Mentalität weiter zu entwickeln. Sogar das Dortmunder Trio hatte nicht die besten Debütsaisons in Deutschland.
Wie würdest du das Niveau der Ekstraklasa einschätzen – gerade im Vergleich zur Bundesliga?
Während nur eine einzige Grenze Polen und Deutschland voneinander trennt, brauchst du im sportlichen Vergleich nur auf die Resultate in den internationalen Wettbewerben schauen: Es herrscht eine gewaltige Kluft zwischen den Topligen beider Länder.
Es gab vergangene Saison ein rein deutsches Finale in der Champions League, vier weitere Teams überstanden die Gruppenphase in den europäischen Wettbewerben. Zum Vergleich: Keiner der vier polnischen Top-Klubs schaffte die Qualifikation. In dieser Spielzeit sind fünf deutsche Vereine in der K.O.-Runde, während Legia Warschau, Polens einziger Vertreter, fünf seiner sechs Spiele in der Europa-League-Gruppenphase verloren hat.
Aber es wäre unfair zu sagen, die Ekstraklasa sei von schwacher Qualität. Im Gegenteil: Sie verbessert sich stetig. Spieler wie Arkadiusz Milik (derzeit von Bayer Leverkusen an den FC Augsburg ausgeliehen) oder Pawel Wszolek (Sampdoria Genua), die bei heimischen Clubs ausgebildet wurden, geben ebenso Anlass zur Hoffnung wie einige starke Ausländer. Vielleicht kann der polnische Fußball sogar zum Niveau der sechziger und siebziger Jahre zurückfinden.
Wie reagieren die Górnik-Fans auf Olkowskis Abgang?
Auch wenn sicherlich die Anhänger traurig sein werden, dass er ablösefrei nach Köln wechselt: Keiner wird ihm böse sein, dass er den Sprung ins Ausland wagt. Im Gegenteil: Górnik kämpft noch um die Meisterschaft und den Pokal – sie sind zufrieden, dass Olkowski noch bis zum Ende der Saison in Zabrze bleibt. Es werden allerdings Zweifel kommen, ob es Gornik gelingt, ihn zu ersetzen. Jemanden von Olkowskis Qualität zu finden, ist bei der finanziellen Lage nicht allzu einfach.
Matuschyk, Peszko und jetzt Olkowski – wie wird dieses Trio die Aufmerksamkeit, die dem effzen in Polen zuteil wird, beeinflussen?
Jetzt, wo Pawel ins Rheinland wechseln wird, ist es wahrscheinlich so, dass einige Górnik-Fans einen Blick auf die Kölner Ergebnisse werfen werden. Manche werden den effzeh vielleicht sogar als ihr „Zweitteam“ ins Herz schließen. Aber während Olkowskis Wechsel von Górnik zum effzeh eine Premiere darstellt, gibt es bereits eine Verbindung zwischen beiden Vereine. Ein Górnik-Fan wird sicherlich verstärktes Interesse an der Entwicklung des 23-Jährigen in Köln haben: Lukas Podolski. Der Arsenal-Stürmer wurde nur ein paar Kilometer entfernt von Górniks Stadion geboren und war schon in der Kindheit großer Anhänger des Vereins.
Trotz dieser Verbindung ist es nicht allzu wahrscheinlich, dass der effzeh zum „neuen“ Dortmund für polnische Fußballfans wird. Kuba ist in Polen ein Volksheld – und während Piszczek und er weiter beim BVB in Aktion sind, wird sich die polnische Aufmerksamkeit auf das Ruhrgebiet und München, Robert Lewandowskis neuer Heimat, beschränken. Sollte allerdings der effzeh die Rückkehr in die Bundesliga schaffen, wird es von Polens Fans und Medien definitiv mehr Interesse an den Geschehnissen in Müngersdorf geben.
Das Interview findet Ihr in englischer Sprache auf der zweiten Seite!
Ryan, a Polish international, without any fee – a bargain for our club FC Cologne, isn’t it?
Yes, indeed! Signing for Górnik Zabrze in summer of 2011, the club’s officials – and in particular coach Adam Nawałka – were well aware of Olkowski’s capabilities. Offering a three-year contract to the 21-year-old, the club also insisted on a release clause of €800,000. While Paweł has played in great manner for this club during his time in Zabrze, financially-troubled Górnik will be quite disappointed to miss out on such a large amount.
The first reaction within the fans here in Cologne was: Paweł WHO? Could you please describe what Olkowski is all about?
Credited as one of Poland’s most promising and most improving players, Olkowski’s position and style of play have led to many comparisons with fellow countryman and Dortmund star Łukasz Piszczek. Although primarily known as a right-back, it’s not unusual to see Paweł working his way up the pitch in support of the attackers – regularly even finding himself in goalscoring situations.
He has been essential to Górnik’s impressive performances this season, helping them to second position in the Ekstraklasa (first Polish league) – only behind current national champion Legia Warszawa – and into the quarter-finals of the Cup. With his former coach Nawałka being appointed as coach of the Polish national team, Paweł has received callings which lead him into wearing the White Eagle on his chest for recent games against Slovakia, Ireland, Norway and Moldova.
What do you think are his outstanding abilities? In which categories – Pawel has got to improve?
Also able to play in midfield, Olkowski is mostly impressive when surging forward in attack from within the defence. His ability to overlap the winger and finding himself in attacking position has led him to assisting seven of Górnik’s 36 goals this season. This is one of the reasons why he is compared to Piszczek that often.
However, those expecting an attacking full-back to score goals may be disappointed. In his 21 league games this season, he has yet to score a single goal. Within his two-and-a-half years in Górnik, he has only managed to score once. Despite being a defender he finds himself in goalscoring positions frequently, so his composure and fixity of purpose in front of the opponents’ goal could be better.
At his main position (right full back) – he’ll find fierce competition with our captain Miso Brecko. Is Olkowski ready for this fight – and for the Bundesliga?
Olkowski is doubtless ready to step up from the Ekstraklasa, but whether he is ready for the Bundesliga is an entirely different matter. But with the amount of Polish players playing in Germany nowadays, acclimatization and familiarisation shouldn’t be too difficult in Cologne.
Polish players seem to be drawn to the German leagues, partly because it is simply close to their homes, but to some extent because the style of play is similar. Both are very technical leagues, with players relying more on their skills than on strength. This could be a main reason why players such as Lewandowski and Błaszczykowski go on having that much of success in the Bundesliga.
The Bundesliga, however, is a step up from the Ekstraklasa, meaning it could take some time for Olkowski to adapt to his new surroundings. But given a little patience to begin with, he has the ability and mentality to progress – even the Dortmund trio didn’t have the greatest debut seasons in Germany.
How would you describe the level of Ekstraklasa – compared to the German Bundesliga?
Whilst these two countries being separated only by one single border, you only need to look at results in European competitions to see that there’s an enourmous gap between the nations’ top football leagues.
On one side, Germany was represented in both dressing rooms during the Champions League final last season and had four more clubs to reach the knockout stage. On the other side, none of Poland’s top four teams even made it past the qualifying stages. Looking at this season, five German teams made it into the second phase, while Poland’s sole representative, Legia, lost five of their six Europa League group games.
Though, it would be invidious to say the Ekstraklasa is of a poor standard – it is steadily improving. Developed players such as Arkadiusz Milik (Leverkusen on loan at Augsburg) and Paweł Wszołek (Sampdoria) and good-leveled foreign players cause reasons to hope Polish football might return to the heights where it was back in the 1960s and 1970s.
How do the Górnik fans react to the loss of Olkowski?
Though Górnik fans will be disappointed to have missed out on making a profit on Olkowski, none will begrudge him the move abroad. In fact, with Górnik still in the hunt for both the Polish league and the Cup trophy, for now they will be happy to keep hold on him until this season is over. However, there will be some concern whether Gornik’s going to be able to replace him when Pawel does finally head to Cologne – the chances of finding someone of Olkowski’s quality with such poor finances will be difficult.
Matuszczyk, Peszko and now Olkowski – how will this Polish trio affect the attention to FC Cologne in Poland?
With Olkowski on his way to the Rhineland, it is likely some of the Górnik fans will watch over on Cologne’s results. Some may even adopt them as their “second team”. Although Olkowski’s transfer being the first from Górnik to Cologne, there is already a link between these two clubs. There is one specific Górnik supporter who will keep a keen eye on the 23-year-old’s progress – Lukas Podolski. The Arsenal frontman was born just a few miles from Górnik’s stadium and grew up as a big supporter of this club.
Despite this link, it is extremely unlikely Cologne’s going to become the “new Dortmund” for Polish football fans. Kuba is a nation’s hero – and with him and Piszczek still playing for Borussia Dortmund, Polish focus will switch between the Ruhr and Munich – the new home of Robert Lewandowski. But as long as Cologne earn promotion back to the Bundesliga, there will indeed be a lot more attention directed towards the RheinEnergy Stadium from Poland’s fans and media.