“Für mich gibt es nur ‘Entweder-Oder’ – also entweder voll oder ganz!” Na, wer weiß, wer diesen tiefsinnigen Satz seinerzeit gesprochen hat? Exakt, es war ein Effzeh-Spieler! Und er wusste immerhin, wie das geht, was die aktuelle Mannschaft momentan zu verlernen scheint. Dieses “Tore schießen”, was ja eigentlich der Sinn des ganzen Sports ist, das konnte Toni Polster auf jeden Fall gut. Wahrscheinlich auch besser als Deutsch. Nachdem “Das Runde muss ins Eckige” in den letzten Tagen zu sehr durch den Hoeneß-Witze-Wolf gedreht wurde, musste an dieser Stelle eine andere Eröffnung her. Haben wir hiermit geschafft und waren damit deutlich erfolgreicher, als der 1. FC Köln gegen den VfR Aalen. Denn nach der Nullnummer am Betzenberg gab es heute wieder keinen Torerfolg – für niemanden! Also weder voll, noch ganz. Deshalb wurde es Hennes VIII. dann auch schon in der Halbzeit zu bunt. Der Geißbock entwischte unter dem Jubel der Fans seinen Betreuern mehrmals und konnte erst nach einigen Versuchen wieder eingefangen werden. Der Anpfiff der zweiten Halbzeit verzögert sich deshalb ein wenig. Hennes ließ den zweiten Teil dann konsequenter ganz sausen.
Ausgangslage
Eigentlich war alles perfekt angerichtet für einen souveränen Heimsieg. Paderborn und Union Berlin trennten sich am Vortrag mit einem Remis und machten somit keine nennenswerten Fortschritte. Auch Greuther Fürth war so nett, gegen Dresden nur einen Punkt zu holen. Außer Marcel Risse und Thomas Bröker standen auch alle Effzeh-Kicker zur Verfügung. Als Startformation entschied sich Peter Stöger für die gleiche taktische Ausrichtung wie bereits gegen Kaiserslautern. Anthony Ujah rückte also wieder auf den rechten Flügel und in der Mitte stürmte Patrick Helmes. Eigentlich hätte es also ein lockerer Heimsieg inklusive ausgebautem Punktevorsprung werden können. Immerhin haben die Fans den Worten von Aalens gebürtigem Kölner Jungglas (“Der FC hat die besten Fans der Welt”) mit einer ansehnlichen Choreo ein ordentliches Fundament verschafft.
Spielverlauf
Tja, was soll man denn da jetzt groß erzählen? Im Wesentlichen lässt sich die Partie ja recht einfach zusammenfassen: Der Effzeh hatte zu gefühlt achtzig Prozent den Ball, machte aus dieser Überlegenheit aber zu null Prozent ein Tor. Aber von vorne.
Die Kölner zeigten früh, dass sie sich vorgenommen hatten zu gewinnen. Bereits nach wenigen Sekunden tauchte man gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf, doch Peszkos Schuss aus spitzem Winkel wurde abgewehrt (1.). Auch eine Hereingabe von Hector brachte wenig später nicht viel ein. Die Gäste fanden daraufhin etwas besser ins Spiel, was lediglich nur bedeutete, dass der Effzeh zwar immernoch deutlich überlegen war, jedoch immer weniger echte Torchancen herausspielen konnte.
Aalen zeigte sich da konsequenter: Nach einem Kopfball von Hainault lenkte Timo Horn den Ball so gerade noch an den Pfosten und es sah bedrohlich so aus, als wäre das runde Leder zuvor bereits hinter der Linie gewesen (26.). Schiedsrichter Bandurksi sah das jedoch glücklicherweise anders. Also immernoch: Kein Tor für niemanden. Und das blieb dann auch bis zur Halbzeit so, da Lehmann mit dem Fuß (28.) und Ujah mit dem Kopf (34.) nicht genau genug zielten.
Für die erste gefährliche Situation in der zweiten Halbzeit sorgte dann ein Finne. Nicht Bard Finne, der zu dem Zeitpunkt noch gar nicht auf dem Platz stand, sondern Aalens Pohjanpalo, der mit einem sehenswerten Sololauf nur noch an Horn scheiterte (56.). Kölns Finne scheiterte aber – um das billige Wortspiel noch abzuschließen – später noch.
Zunächst aber drückte der Effzeh. Mangelnde Einstellung und Bereitschaft konnte man der Mannschaft wirklich nicht vorwerfen. Und die Spielweise der Gäste war nun auch kein fußballerisches Highlight. Allerdings muss man als Spitzenreiter darauf gefasst sein, dass schwächere Teams oft mit einer Sechserkette verteidigen, um dann wahlweise nach einer Standardsituation oder nach einem Konter gefährlich zu werden.
Bei den Geißböcken zeigte vor allem Kazuki Nagasawa nach seiner Einwechslung, wie man ein solches Bollwerk knacken kann. Der wuselige Japaner forderte den Ball, war immer anspielbar, war mutig genug auch mal das direkte Duell mit dem Gegner zu suchen und zeigte ein kreatives Passspiel. Statt die hunderste vergebliche Flanke zu schlagen, schickte er Hector mit einem feinen Pass in den Strafraum – doch der Außenverteidiger traf das Tor nicht (65.)
Die Kölner zeigten jetzt echtes Powerplay, doch es brachte einfach nichts ein. Erst zielte Patrick Helmes zu ungenau (71.), dann scheiterte der eingewechselte Finne zum ersten Mal (80.), Wimmer vergab zwischendurch eine Kopfballchance (85.) und schlussendlich scheiterte Finne zum zweiten Mal. Dann war Schluss.
Spieler im Fokus
Anthony Ujah: In der Anfangsphase ging viel über den gelernten Mittelstürmer. Allerdings ging nicht allzu viel gut. Wie immer zeigte der Nigerianer aber vorbildlichen Einsatz, scheute keinen Zweikampf und lief jedem Ball hinterher. Torgefahr konnte er jedoch kaum entwickeln und wurde deshalb zurecht ausgewechselt.
Kazuki Nagasawa: Musste nach seiner Debüteinwechslung nun einige Zeit auf seine nächste Chance warten und nutzte sie prompt. Der Japaner brachte frischen Wind in die festgefahrene Effzeh-Offensive, war immer anspielbar, traf oft gute Entscheidungen und wäre zum Matchwinner avanciert, wenn Hector sein Zuspiel verwertet hätte.
Yannick Gerhardt: Schwierige Phase für den Youngster der Geißböcke. In der Rückrunde kommt das Mittelfeldtalent noch nicht so richtig ins Rollen. Zwar erledigt er die basalen Aufgaben seiner Position zuverlässig, aber die kreativen Offensivaktionen aus der Hinrunde fehlen momentan größtenteils.
Fazit
Man kann momentan nur froh sein, dass die Konkurrenz um den Aufstieg auch nicht vom Fleck kommt. Allerdings sollte man keine Chance sich abzusetzen mehr auslassen. Tragisch daran ist, dass man der Mannschaft keinen großen Vorwurf machen kann. Der Effzeh war klar besser, hatte deutlich mehr Ballbesitz, hatte am Ende auch mehr Abschlüsse, aber eben keine Tore erzielt. Das mag man nun auf Pech im Abschluss schieben, man könnte aber auch darüber nachdenken, dass die Anzahl von hundertprozentigen Torchancen ebenfalls sehr gering war. Die Aalener zeigten sich da wesentlich effizienter, was als defensiv eingestellte Kontermannschaft natürlich auch etwas einfacher ist.
Die Spielweise aus der ersten Halbzeit, wo man sich mehrfach auf dem rechten Flügel festrannte, erscheint nicht besonders vielversprechend. Mit den wuseligen und dribbelstärkeren Nagasawa und Finne sah das deutlich besser aus. Kann mal also für das Spiel gegen den Karlsruher SC am kommenden Mittwoch also mal in Betracht ziehen. Und wenn gar nichts mehr geht, kann sich Peter Stöger ja mal an seinen Landsmann Toni Polster wenden. Der weiß wie man Tore schießt – entweder ganz, oder voll.
Stimmen zum Spiel
Peter Stöger: „Wir hätten gerne die drei Punkte mitgenommen. Was ich phasenweise, vor allem in der zweiten Hälfte gesehen habe, war in Ordnung. Da war alles drin was man verlangen kann. Kreativität, Kombinationen und Abschlüsse. Aber wenn man das Tor nicht trifft, dann kann man auch nicht gewinnen.
Wir haben kaum etwas zugelassen und sie haben ja auch sehr tief gestanden, u.a. auch weil wir gut kombiniert haben und sie unter Druck setzten. Aalen wählte ein Mittel, was ja erlaubt ist. Tief zu stehen und auf Konter zu lauern. Ganz faire Geschichte, sie haben halt kompakt verteidigt. Wir wollten die drei Punkte, Aalen reichte ein Punkt hier für den Abstiegskampf. Das ist legitim. Unsere Aufgabe ist es, wenn wir raufwollen, auch in solchen Spielen mal drei Punkte zu machen.
Nagasawa und Finne haben genau das umgesetzt, was wir verlangten. Viele Dinge, die wir auch gerne in den ersten 45 Minuten gesehen hätten. Also bitte: Wir hätten nach fünf Minuten schon führen müssen, aber man muss auch zur Kenntnis nehmen, dass wenn man die Tore nicht macht, dann bleib ich dabei – muss man mit einem Punkt zufrieden sein!
Ich finde es ideal, dass wir Mittwoch wieder im Wettkampf sind. Man spielt ja am liebsten und es hat Spaß gemacht den Jungen zuzuschauen. Das was ich von ihnen verlange, haben sie versucht bedingungslos umzusetzen und die Unterstützung der Fans war ja perfekt. Hier ist es immer toll als Trainer, aber heute war es absolut perfekt.“
Daniel Halfar: „Wir sind natürlich enttäuscht, da wir drei Punkte holen wollten, das ist ja klar. Wir haben viel Aufwand betrieben aber am Ende war es auch extrem schwer und doof zu spielen. Aalen stand mit Mann und Maus hinten drin. Das macht dann auch keinen Spaß, erst Recht nicht wenn du dazu noch kein Tor schießt. So ist es halt. Wir hätten einfach eine unserer Chancen nutzen sollen, so hat es Aalen noch mehr in die Karten gespielt und sie haben sich noch weiter fallen lassen.
Wir sind noch lange nicht da , wo wir hinwollen an unserem Ziel. Wir hätten uns heute wieder zwei Punkte absetzen können, das hat nicht geklappt, so hoffen wir, dass wir am Ende da stehen, wo wir jetzt sind.
Die Liga ist sehr ausgeglichen, aber die Topmannschaften spielen immer gegen die „Underdogs“ auf ein Tor und da ist es auch schwierig durchzukommen und es ist gerade dann wichtig auch mal in Führung zu gehen, damit sich das Spiel öffnet. Das ist uns heute wieder mal nicht gelungen, deshalb tut man sich dann schwer. Es wäre mal an der Zeit wieder ein frühes Tor zu erzielen, damit man das ganze anders runterspielen kann.
Ich kann auch die Zuschauer verstehen, die mit drei Punkten gerechnet haben. Ich glaube man hat aber auch gesehen, dass wir alles versucht haben, wie die Handballer um den Strafraum. Wir müssen einfach an der Chancenverwertung arbeiten.“
Timo Horn: „In der ersten Halbzeit hatten wir noch hier und da Probleme mit dem ein oder anderen Fehlpass dabei. Wir waren nicht so zwingend und haben so auch nicht sehr viele Torchancen herausgearbeitet. Aber gerade ab der 60. Minute ist Aalen kaum noch hinten herausgekommen. Auch da haben die Hundertprozentigen gefehlt, aber wir hatten 30 Torschüsse – wie ich gehört habe- leider ist davon keiner reingegangen und so stehen wir am Ende nur mit einem Punkt da.
Ich konnte in der Situation beim Kopfball nicht wahrnehmen, ob der Ball drin war. In den Fernsehbilder kann man das auch nicht aufklären. Dem Linienrichter kann man da keinen Vorwurf machen, das zu erkennen ist fast unmöglich.
Wir wollten sechs Punkte aus den zwei Heimspielen, das ist uns leider nicht gelungen!“