Unter Fußballern nennt man das wohl einen „gebrauchten Tag“. Dem effzeh gelingt in Frankfurt nahezu nichts – und lädt die Eintracht quasi zum Toreschießen ein. Auch wenn es schwer fällt: Die Einzelkritik.
Timo Horn: Ja, is denn heut schon Ostern? Ähnliches dürfte sich der effzeh-Keeper nach einer halben Stunde gedacht haben. Gefühlt kam der Ball viermal Richtung Tor, viermal durfte er den Ball aus dem Netz holen. Verlassen wie ein Städtchen in der mecklenburgischen Provinz hatten ihn seine Hinterleute. In der zweiten Hälfte wurde es kaum besser.
Jonas Hector: Das Frankfurter Waldstadion war ein gutes Pflaster für den Linksverteidiger. Erstes Bundesliga-Tor, bestes Länderspiel. Die Betonung liegt auf „war“. Ob Ignjovski oder Seferovic: Über Hectors Seite rollte ein Eintracht-Angriff nach dem nächsten. Und der Nationalspieler hinterher wie ein verliebtes Teenie-Mädchen seinem Schwarm. Was bleibt, ist die Erinnerung!
Dominique Heintz: Probte im Duell mit Haris Seferovic dauerhaft die Bewerbung für die Ringen-WM im griechisch-römischen Stil. Ansonsten erinnerte er in den entscheidenden Momenten an einen alten Slade-Klassiker: Far far away! Immerhin dürfen wir dem groß gewachsenen Innenverteidiger noch gratulieren: Das 2:5 war sein allererstes Bundesliga-Tor. Glückwunsch, Heintzi!
Frederik Sörensen: Übernahm beim Comeback-Blockbuster von Alex Meier selbstlos die Rolle des Statisten. Wo wäre der Fußball denn auch ohne solche Geschichten? Während der Däne also erstmals auf „Alarm für Cobra 11“-Niveau agierte, legte der Frankfurter Torjäger eine oscar-reife Leistung auf den Rasen, der die Welt bedeutet. Es sei dir verziehen, Freddy: Das ist auch schon anderen passiert!
Pawel Olkowski: Vom Duracell-Hasen, der energisch läuft und läuft und läuft, zum Konkurrenzprodukt, dessen Batterie sichtbar zu Ende geht. Der erfrischende Stil, die Unbekümmertheit der Vorsaison ist weg. Man merkt dem Polen förmlich an, wie er zu überlegen beginnt, wenn er den Ball bekommt. Und häufig ist das das Schlimmste, was einem Fußballer auf dem Platz passieren kann. Wie gestern – symptomatisch dafür ein Pass ins Seitenaus. Unbedrängt!
Matthias Lehmann: Mit seiner Routine war der Kapitän gerade in der stürmischen Anfangsphase gefragt, wurde aber selber angesichts der wild anlaufenden Eintracht schnell seekrank. Kam wie schon gegen Hamburg kaum in die Zweikämpfe und machte gegen seinen Ex-Verein die Räume auf wie ein guter Portier. Dem effzeh hätte aber ein grimmig dreinblickender Türsteher in diesem Spiel mehr geholfen!
Kevin Vogt: Dass viel nicht immer viel hilft, wusste schon Großmutter. Vogt agierte in seiner üblichen Art irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn, doch das Pendel schlug beim Mittelfeldhünen mehr in Richtung Merheim aus. Fand zu keiner Zeit des Spiels die Orientierung, wohin die Eintracht sich denn nun bewegte. Der FC-General, wie ihn der Boulevard taufte, war gegen Frankfurt leider nur ein „Alpha-Kevin“.
Leonardo Bittencourt: Über zu wenig Platz, den die Eintracht auf der linken Kölner Seite preisgab, durfte sich der quirlige Offensivmann nicht beschweren. Wirkte allerdings gegen Ignjovski so hilflos wie ein Nicht-Schwimmer im Wellenbad. Den Offensivdrang des Eintracht-Verteidigers bremste Leo ebenso wirkungsvoll wie er auch die effzeh-Angriffe ankurbelte. Ein gebrauchter Tag eben.
Marcel Risse: Stets bemüht. Was sonst als eher abwertende Floskel im Arbeitszeugnis daherkommt, ist in diesem Falle ernsthaft positiv gemeint. Stemmte sich am Anfang der Partie als einziger gegen die anbrausenden Angriffswellen der Eintracht – und übernahm Verantwortung. Dass das nicht ohne Schmerzen passiert, musste er gegen Stendera und Reinartz merken. Immerhin: Er war so ziemlich der einzige Kölner, der per Foul gestoppt werden musste.
Simon Zoller: Ein klassisches Zoller-Spiel, hätte man noch im Vorjahr gesagt. Bis auf die tolle Flanke zum 1:3 gelang dem Angreifer eher wenig bis gar nichts. Technisch in bester Matthias-Scherz-Manier unterwegs schoss er vor der Pause anstatt zu passen – und hatte nach dem Seitenwechsel Glück, dass der Schiedsrichter Abseits pfiff, als er die Kugel allein vor Hradecky bestens verzollerte.
Anthony Modeste: Er trifft und trifft und trifft. Der Torschrank war im Angriff auf verlorenem Posten, zu viele ungenaue Zuspiele und zu viele Ballverluste auf dem Weg zu ihm. Kam aber in den direkten Duellen gegen Russ und Abraham auch nicht so zur Geltung wie zuletzt. Vielleicht kommen ihm ja in näherer Zukunft wackligere Defensiven zu Gute.
Yuya Osako (ab der 49. Minute): Kam, sah – und rutschte aus. Es wirkte wie ein Stimmungsbild der Partie, als der Japaner unbedrängt im Strafraum an den Ball hätte kommen können, stattdessen aber zur Schlitterpartie im Spätsommer ansetzte. Es gibt aber durchaus auch angenehmere Aufgaben, als in ein Spiel zu kommen, in dem nicht allzu viel gelang. Osako passte sich dem Ganzen prima an.
Philipp Hosiner (ab der 49. Minute): Kam, sah – und flankte den Ball cullmann’esk hinter das Frankfurter Tor. Es wirkte wie ein Stimmungsbild der Partie: Der Österreicher setzte sich geschickt auf die rechte Außenbahn ab, hatte Zeit und Platz für eine präzise Hereingabe und störte dann doch nur auf der Hintertor-Tribüne beim Verzehr eines trockenen Schnitzelbrötchens. Es gibt aber durchaus auch angenehmere Aufgaben, als in ein Spiel zu kommen, in dem nicht allzu viel gelang. Hosiner passte sich dem Ganzen prima an.
Dusan Svento (ab der 78. Minute): Darf sich einen weiteren Bundesliga-Einsatz auf den Deckel schreiben lassen.