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Einmal den Fairness-Preis bitte

Im ersten Teil der Statistikserie geht es um Fehlverhalten auf dem Platz und die Bestrafungen dafür, namentlich gelbe und rote Karten.

© effzeh.com

Das Jahr 2012 ist Geschichte. Zeit, sich mit ein paar Zahlen auseinanderzusetzen. Im ersten Teil der Statistikserie geht es um Fehlverhalten auf dem Platz und die Bestrafungen dafür, namentlich gelbe und rote Karten.

Fangen wir mal ganz vorne an, wie gut oder schlecht steht der effzeh im ligaweiten Vergleich da? Bisher wurden in der Saison 2012/13 in Summe 640 gelbe Karten verteilt. Dazu noch 16 gelb-rote und 23 rote Karten. Im Schnitt wären das grob 36 Gelbe und je zwei Platzverweise pro Team. Um letzteres sind wir bisher hervorragend herumgekommen und sind damit eines von nur zwei Teams, denen dieses Kunststück in der Hinrunde gelungen ist. Das andere ist der FC Ingolstadt, der die Hinrunde ziemlich genau auf demselben Niveau wie der effzeh (26 Punkte, je 6 Siege und 8 Unentschieden sowie 5 Niederlagen und ein Torverhältnis von +1) – man teilt sich gar den 9. Tabellenplatz und ist demnach der Inbegriff von Mittelfeld.

Zurück zu den Karten, deren Verteilung alles andere als gleichmäßig verlaufen ist. Das Team mit den wenigsten gelben Karten (VfR Aalen – 24 Gelbe) hat immerhin weniger als die Hälfte des meistbestraften Teams (SC Paderborn – 49 Gelbe) kassiert. Zugegeben, beides Clubs, die das Jahr eher im Mittelfeld der Tabelle beendet haben, mit 28 bzw. 23 Punkten. Genau auf dem Niveau von effzeh (30 Gelbe), Ingolstadt (42) und Union (41). Blickt man in der Tabelle nach oben, ist auch da auf den ersten Blick kein direkter Zusammenhang zu erkennen: Braunschweig (25), Kaiserslautern (44), Hertha (37) und Cottbus (36) bringen zahlenmäßig das volle Spektrum der Möglichkeiten mit.

Werfen wir einen Blick auf die Platzverweise, vielleicht lässt sich daran etwas erkennen. Die Top 5 der Liga zur Winterpause sind weitestgehend von Platzverweisen verschont geblieben. In der Hinrunde mussten insgesamt jeweils zwei Spieler vom FCK, Energie und Braunschweig vorzeitig Duschen, die anderen beiden Teams haben nur je einen Spieler vorzeitig verloren. Die beiden oben genannten Teams ohne Platzverweis schnitten bei Weitem nicht so gut ab.

Der Negativrekord geht im Übrigen an Dynamo Dresden mit je vier gelb-roten sowie drei roten Karten, also mehr als einen Platzverweis in jedem dritten Spiel. Jeweils vier Platzverweise haben der MSV Duisburg und Erzgebirge Aue geschafft. Während Aue das Jahr im Mittelfeld der Tabelle beendete, rangieren die beiden anderen Teams nah am Abstiegsplatz beendet, Rang 14 und 16. Duisburg profitiert dabei von zwei Siegen zum Beginn der Rückrunde. Und die beiden Teams, die noch schlechter als Dresden waren, sind in dieser Saison erst aufgestiegen.

Sicher sein kann man sich allerdings, dass Teams in Unterzahl es vergleichsweise schwer haben. So liegt der Punkteschnitt der in Unterzahl agierenden Teams in den 37 Versuchen in denen es einen oder mehrere Platzverweise gegeben hat, bei 0,6. Durchschnittlich springt also in jedem zweiten Spiel ein Punkt dabei heraus. In der Realität sind es gar noch weniger, wurden immerhin fünf der in Unterzahl beendeten Spiele noch gewonnen. Übrigens nur eins davon von einer der Top-Mannschaften, Eintracht Braunschweig am 16. Spieltag gegen St. Pauli. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass St. Pauli ab der 22. Minute nur noch zu zehnt agierte und Braunschweig die personelle Überlegenheit in der 81. ausglich. Das einzige Tor des Spiels fiel vor beiden Platzverweisen in der 17. Spielminute.

So interessant oder langweilig man das bis hierhin gefunden haben mag, viel gelernt haben wir leider noch nicht. Außer, dass man mit vielen Platzverweisen nicht sonderlich weit kommt, aber das wird sich jeder schon selbst gedacht haben. Eine richtige Information habe ich aber noch zum Abschluss dieses Kapitels: bewertet man die gelb-roten Karten mit 3 und die roten mit 5 (in Anlehnung an quasi jede Fairplay-Tabelle dieser Welt) landet der effzeh auf einem sehr guten zweiten Platz hinter dem VfR Aalen (27 bzw. 30 Punkte). Immerhin da sind wir vor Braunschweig (3. mit 31).

Genug über andere Vereine geschrieben, werfen wir einen genaueren Blick auf den unseren, den glorreichen effzeh. Wie bereits erwähnt, haben die Spieler in der Hinrunde der Saison 30 gelbe Karten kassiert, gemessen an den 283 Fouls also für knapp jedes zehnte (9,43 um genau zu sein) Foul eine Karte. Okay, den einen oder anderen ligaweiten Vergleich habe ich noch: Kaum ein anderes Team hat so viele Fouls bis zur Karte gebraucht, lediglich Braunschweig (9,97) und Sandhausen (9,48) sind hier auf diesem Niveau. Ganz schlecht schneiden hier Union Berlin (6,07 Fouls pro Karte), Paderborn (5,96) und Dresden (5,89) ab.

Zugegeben, wo Licht ist, gibt es zumeist auch Schatten: die gute Quote liegt natürlich teils auch daran, dass die Kölner eher häufig Foul spielten. 283 Mal pfiffen die Unparteiischen einen Zweikampf zugunsten des Gegners ab. Im ligaweiten Vergleich ein immerhin noch respektabler sechster Platz. Aalen hält hier die Führung mit nur 234 Fouls, Kaiserslautern gibt das Schlusslicht mit 339. Braunschweig ist mit 289 auf dem siebten Platz in einem eher engen Mittelfeld. Alles in allem immer noch nicht aufschlussreich.

Einen Versuch haben wir aber noch: Wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne. Es wird also nicht bloß Foul gespielt, irgendwer muss ja auch der Leidtragende sein. Und wenn man erheben kann, welches Team wie oft unfair war, dann lässt sich auch betrachten, wer davon am meisten abbekommen hat: die Jungs aus Ostberlin. Ganze 342-mal haben die Gegner hier zugetreten. Nur fünfmal seltener gab es für den anderen Club aus der Hauptstadt auf die Socken. Was uns das sagt? Zwei der drei gefährlichsten Teams der 2. Bundesliga (Hertha 36 Tore, Union 30) müssen erheblich häufiger unfair gestoppt werden als der effzeh. Auch bei Braunschweig steht es nicht viel anders aus, 323 Fouls wurden gegen sie verzeichnet. Tore stehen 35 dagegen.

Die weiteren Teams aus der oberen Tabellenhälfte bestätigen dieses Bild: Gegen Aalen wurde 326-mal Foul gespielt, München kommt auf 307, Frankfurt auf 303 und Cottbus auf 299. Zugegeben, Aalen und München waren offensiv nicht unglaublich erfolgreich, stehen aber dennoch vor dem effzeh. Die große Ausnahme hier ist Kaiserslautern, deren Gegner es lediglich 276-mal für nötig hielten das Spiel unfair zu unterbrechen. Aber wenn man sich daran erinnert, dass die Pfälzer selbst am meisten getreten haben, blieb den Gegnern wahrscheinlich einfach keine Zeit dazu.

Der effzeh, ja was ist eigentlich mit dem? 269 Fouls gegen die Spieler aus der schönsten Stadt Deutschlands. Die beiden einzigen Teams, die offenbar noch einfacher zu verteidigen waren, sind St. Pauli und Ingolstadt. Und das Team aus Hamburg stellt dabei die schwächste Offensive der Liga. Richtig viel bringt es uns also nicht, dass wir seltener Foul spielen, weniger Karten bekommen und jedes Spiel mit allen elf Spielern beenden. Zumindest so lange nicht, bis wir über die Fair-Play-Wertung der UEFA in die Europa League einziehen. So.

In diesem Sinne, come on effzeh!

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