Die Geschichte zeigt einmal mehr, wie der Spaßfußballer Podolski tickt. Sein Verein macht eine Marketing-Tournee, es geht dabei vermutlich um viel Geld, um Prestige, um neue Einnahmequellen in Asien. Arsenal will sich von seiner besten Seite zeigen und zählt dabei auf den Star-Faktor seiner Spieler. Und dann gibt es da etwas, was nicht eingeplant ist und gleichzeitig doch marketingtechnisch genial. Es ist Lukas Podolskis Art, Kontakt mit den kleinen Arsenal- und Podolski-Fans in Asien aufzunehmen. Die quatschen ihm nämlich alles nach. „Aha“ erklingt es ab sofort bei jedem Autogramm-Termin, beim Showtraining, auf Pressekonferenzen. Die Medienabteilung der Londoner filmt das Spektakel. Podolski hat es mal wieder geschafft, er ist DER Star des Premier-League-Clubs in Asien. Berechnung ist ihm dabei kaum zu unterstellen und genau das ist es, was Podolski so sympathisch macht.
Podolskis Verletzung als Karriereknick?
Anschließend folgt die vermutlich schwerste Zeit in Podolskis gesamter Karriere. Denn zuvor war der Offensivspieler immer um ernsthafte Verletzungen herumgekommen. Jetzt erwischt es ihn und damit vermutlich auch den Verlauf seiner Karriere. Muskelbündelriss lautet die Diagnose im August 2013. Podolski fehlt über 100 Tage, er verpasst 21 Pflichtspiele seines Clubs. Erst im Dezember beginnt für Podolski seine zweite Saison in England so richtig. Immerhin kommt er noch auf 20 Spiele und acht Treffer.
Doch eines hat sich geändert: Die Wahrnehmung Podolskis. Plötzlich wird die Kritik an seiner Spielweise immer lauter. Joachim Löw würde nicht nach dem Leistungsprinzip auswählen, Podolski würde sich mehr um die Vermarktung seiner Person als um seinen Job, das Fußballspielen, kümmern. Was bei den meisten kritischen Betrachtungen fehlt, ist die Berücksichtigung der ersten schweren Verletzung eines Fußballers.
Der Prinz ist auf ewig Weltmeister
Foto: Markus Gilliar – Pool /Getty Images
Doch die Saison enthält für Poldi auf Welttournee eine weitere spektakuläre Wendung. Denn Joachim Löw lässt sich nicht beirren. Sein Förderer setzt weiter auf seine Nummer zehn. Darauf kann sich Podolski immer verlassen. Es dürfte für den sensiblen Spieler gerade in dieser maßgeblich von der langwierigen Verletzung geprägten Saison das Wichtigste neben seiner Familie gewesen sein. Podolski darf mit zur Weltmeisterschaft. Aus gutem Grund! Er ist jetzt seit zehn Jahren fester Bestandteil dieses Teams, hat die Löwsche Philosophie nicht bloß verinnerlicht, sondern mit geprägt. Podolski ist der perfekte Mann für einen 23-Mann-Kader.
Auch für Löw gehört der Kölner nicht mehr zur ersten Elf, doch gerade deshalb ist ihm ein Podolski verständlicherweise lieber als beispielsweise ein extrem junger Julian Brandt. Bei Podolski weiß Löw ganz genau, was dieser in ein Team einbringt. Und das ist nicht zuletzt gute Laune, auch wenn er nicht spielt (von den 45 Minuten im Gruppenspiel gegen die USA mal abgesehen).
Ansonsten twittert sich Lukas Podolski auch in Brasilien zum Publikumsliebling. Und dann krönt er im Maracana seine Karriere. Er ist Teil der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die dort im Finale Argentinien schlägt. Podolski ist ab sofort Fußball-Weltmeister. Danke, Poldi!
Auch nach dem Weltmeister-Titel spielt Podolski zunächst beim FC Arsenal. Doch die Unzufriedenheit des Reisenden wächst. Im Winter flüchtet Poldi nach Italien. Nächste Station der Welttournee des Prinzen: Italien, Inter Mailand. Hier absolviert er immerhin 17 Spiele, es ist allerdings eine schwache Saison. Die Reise wird im Anschluss in der Türkei weitergehen. Weltmeister bleibt Podolski. Für immer.
Hier geht es zu den weiteren Teilen der Podolski-Serie:
→ Ein Leben mit Podolski (1): Mit Urgewalt ins Rampenlicht
→ Ein Leben mit Podolski (2): Einmal Bayern und zurück
→ Ein Leben mit Podolski (3): Ein Ende mit Schrecken
→ Ein Leben mit Podolski (4): Unterwegs und doch am Ziel
→ Ein Leben mit Podolski (5): Der Kölsche Exportweltmeister