Anlässlich des letzten Länderspiels von Lukas Podolski am Mittwoch präsentiert effzeh.com eine fünfteilige Serie über seine Karriere: Angefangen bei den ersten Schritten im Kölner Dress im Jahr 2003 (Verdamp lang her!), bis über die Weltmeisterschaft 2006, die Rückkehr nach Köln im Jahr 2009 und den bitteren Abgang drei Jahre später wird die abwechslungsreiche Vita von Podolski bei uns beleuchtet. Im dritten Teil unserer Serie über Lukas Podolskis Karriere widmen wir uns den Jahren 2009 bis 2012, die von seiner Rückkehr nach Köln, Etablierungsversuchen in der Bundesliga und einem tragischen Abgang handeln.
→ Ein Leben mit Podolski (1): Mit Urgewalt ins Rampenlicht
→ Ein Leben mit Podolski (2): Einmal Bayern und zurück
→ Ein Leben mit Podolski (3): Ein Ende mit Schrecken
→ Ein Leben mit Podolski (4): Unterwegs und doch am Ziel
→ Ein Leben mit Podolski (5): Der kölsche Exportweltmeister
Lukas Podolskis zweite Amtszeit als Prinz Poldi von Köln begann im Juli 2009, als der verlorene Sohn wieder in sein Wohnzimmer zurückkehrte. Dem ersten Training wohnten im Müngersdorfer Stadion nicht weniger als 30.000 Fans bei. Der erste wirklich große Anlass war dann ein Ablösespiel, das der abgebende FC Bayern München mit dem 1. FC Köln vereinbart hatte, um einen Teil der Ablösesumme wieder reinzuspielen. Diese belief sich auf zehn Millionen Euro und der damals finanziell ziemlich angeschlagene effzeh konnte Podolski nur aufgrund diverser finanzieller Drahtseilakte verpflichten.
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Dazu gehörte unter anderem das Engagement von Franz-Josef Wernze, Deutschlands Steuerberaterungs-Mogul, der in seiner Tätigkeit als Gönner und Investor eine Million Euro zur Verfügung stellte. Auch die effzeh-Fans beteiligten sich fleißig an der Rückholaktion, die aus heutiger Sicht finanziell dann eher doch ein Himmelfahrtskommando war: Auf einer Webseite mit Poldis Bild konnten Fans für 25 Euro Pixel kaufen, um damit zusätzliches Geld zu schaffen. Diese Form der Fan-zu-Star-Kommunikation war wohlwollend betrachtet zumindest kreativ. Auch effzeh-Hauptsponsor REWE beteiligte sich stark, musste sich dann aber auf einer Pressekonferenz von Podolski anhören, dass dieser “immer bei EDEKA einkaufen” würde.
Das Testspiel an sich verkörperte die Kölner Heldenverehrung wohl wie kein anderes Schauspiel in der Geschichte. Zwar war der Rekordmeister aus München zu Gast, das Ausmaß des Podolski-Hypes kannte allerdings keine Grenzen. In einem extra angefertigtem Trikot liefen die Kölner zu diesem Spiel auf, das zu bester Sendezeit von RTL übertragen wurde. Vor 48.500 Zuschauern verlor der effzeh zwar mit 0:2, dies tat der rührseligen Freude über Podolskis Rückkehr allerdings keinen Abbruch. In dem ihm eigenen Duktus sprach Podolski nach dem Spiel allerdings von einer “Superstimmung”, es sei “überragend” gewesen, wieder vor den effzeh-Fans zu spielen.
2009/2010: Wenig Spektakel, aber eine gute WM
Die Saison 2009/2010 lief dann für den Nationalspieler etwas weniger überragend: Insgesamt standen nur zwei Tore und vier Vorlagen zu Buche. Das neue Trainergespann Soldo und Henke setzte auf defensivorientierten Fußball, der Podolski nicht wirklich schmecken konnte. Insgesamt erzielte der effzeh in dieser Saison nur 33 Tore, bester “Torjäger” war Novakovic mit sechs Treffern. Wirklich spektakulär war die Saison nicht, obwohl der effzeh mit 38 Punkten relativ souverän die Klasse hielt, vor eigener Kulisse aber nur dreimal gewinnen konnte. Vor der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika wurde in Fußball-Deutschland dann auch wieder diskutiert, weshalb Löw Podolski überhaupt nominiert hatte. Letzterer zahlte das Vertrauen jedoch bereits nach acht Minuten zurück, als er im ersten Gruppenspiel gegen Australien das Führungstor erzielte – stilecht mit seinem linken Huf.
Die Kritiker verstummten schnell, da Podolski insgesamt eine ordentliche WM spielte und auch im Achtelfinale gegen England traf. Einziger Makel blieb der verschossene Foulelfmeter im zweiten Gruppenspiel gegen Serbien. Auch abseits vom effzeh und der Nationalmannschaft schaffte es Podolski, sich gut zu vermarkten: Im Jahr 2010 gründete er seine eigene Stiftung, die sich um Sport- und Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmerte. Anlässlich der WM war er auch einer der wenigen Deutschen, die zu Lebzeiten auf einer Briefmarke abgebildet wurden. Immerhin!
2010/2011: Eine starke Heimserie und Mannschaftskapitän Poldi
Die darauffolgende Saison begann für den effzeh trotz der Top-Transfers Lanig und Jajalo enttäuschend, sodass Soldo bereits im Oktober entlassen wurde. Sein Nachfolger Frank Schaefer wusste mit Podolski besser umzugehen, dieser revanchierte sich mit einer starken Saison, in der er 13 Tore erzielte und acht auflegte. Ab dem Januar 2011 war Podolski auch Mannschaftskapitän, er übernahm das Amt von seinem Vorgänger Youssef Mohamad. In diese Zeit fällt auch die beeindruckende Siegesserie des effzeh zuhause, als man siebenmal in Folge als Sieger vom Platz ging.
Auswärts jedoch gelangen nur zwei Siege, weshalb der effzeh im April doch noch mal in Abstiegsgefahr geriet. Schaefer trat danach zurück, für ihn übernahm der vorherige Sportdirektor Volker Finke, der den effzeh mit drei Siegen am Ende in sichere Fahrwasser brachte. Mit 44 Punkten und 47 erzielten Toren, davon 30 durch das Sturmduo Podolski und Novakovic, war eine Steigerung im Vergleich zur vorherigen Saison festzustellen. Das schönste Tor dieser Saison erzielte Podolski gegen den SC Freiburg: Sein Heber kurz vor Schluss brachte einen eminent wichtigen Sieg und war zugleich schön anzuschauen.
In der Nationalmannschaft war Podolski allerdings wie immer eine feste Größe und kam zehnmal zum Einsatz. Dabei traf er jedoch nur zweimal. Im Privatleben jedoch lief es besser: Poldi heiratete seine Jugendliebe Monika im April 2011, Sohn Louis war zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt.
Auf der nächsten Seite: Podolskis Saison 2011/2012 und sein Abgang nach London.
Saison 2011/2012: Ein starker Podolski alleine reicht nicht aus
Der Aufwärtstrend des effzeh sollte durch die Verpflichtung des neuen Trainers Stale Solbakken fortgesetzt werden, der seine Amtszeit mit einem echten Paukenschlag begann. Bereits in der Sommervorbereitung wurde Podolski als Kapitän abgesetzt, für ihn übernahm Pedro Geromel. Dies stellte in der chronisch aufgeregten Stadt Köln natürlich so etwas wie Majestätsbeleidigung dar, da Fan- und Medienliebling Podolski nicht einfach so durch einen dahergelaufenen Norweger diskreditiert werden konnte. Solbakken mag als zuvor erfolgreicher Trainer zwar seine Gründe gehabt haben, er tat sich mit dieser Maßnahme auf langfristige Sicht wahrscheinlich keinen Gefallen. Die Reaktionen auf Podolskis Entmachung sahen folglich ziemlich krass aus: “Podolski degradiert” hieß es beim Express, die Bild folgte mit “Podolski gedemütigt”. Und das alles, bevor Solbakken überhaupt ein Pflichtspiel mit dem effzeh absolviert hatte. Sich so frühzeitig mit Podolski und damit auch den Kölner Medien anzulegen kann aus heutiger Sicht zumindest als fragwürdiger Move von Solbakken eingeschätzt werden.
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Auch ohne die Binde am Arm zeigte Podolski jedoch gute Leistungen in einer Hinrunde, die durchaus Anlass zur Hoffnung gab. Der effzeh holte 21 Punkte, Poldi traf 14 Mal und eigentlich schien alles auf eine ruhige Saison hinzudeuten. Doch wie so oft lief es anders: In der Rückrunde holte der effzeh nur noch neun Punkte, Podolski schoss nur noch vier weitere Tore und der effzeh stieg völlig verdient ab. Alleine gegen Schalke und Dortmund hatte die Kölner in Hin- und Rückrunde eine desaströse Bilanz von 2:20 Toren und null Punkten. Anfang April 2012 wurde Solbakken nach einem 0:4 in Mainz entlassen, für ihn übernahm erneut Frank Schaefer. Am 30. April, kurz nach der 1:4-Niederlage in Freiburg, die faktisch schon den Abstieg bedeutete, gab Podolski seinen Abschied nach London bekannt.
Dunkle Wolken über dem effzeh: Podolskis Abgang schmerzt
Zwar hatte der effzeh im letzten Heimspiel gegen die Bayern noch die Chance auf die Relegation, diese ging aber durch ein 1:4 ebenfalls dahin. Für Podolski stellte der Wechsel zu Arsenal eine “große Möglichkeit” dar, bei “einem großen Klub international zu spielen”. Die Kölner Galionsfigur nahm das Angebot aus London trotz einer verbesserten Vertrags-Offerte aus Köln an. Die dunklen Wolken der Rauchtöpfe, die kurz vor dem Ende der Partie gegen Bayern durch das Müngersdorfer Stadion schwebten, symbolisierten damit in treffender Form den Zustand des effzeh im Jahr 2012. Das Aushängeschild musste den Verein verlassen, ohne sich von den Fans verabschieden zu können. Sein Herzensverein stieg in die zweite Liga ab und sah schwierigen Zeiten entgegen.
Für Podolski selbst begann mit seinem Abgang aus Köln allerdings der Abnabelungsprozess vom Verein, den er in Zukunft nur noch als Fan aus der Distanz verfolgen sollte. Die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine spielte Podolski trotz der üblichen Diskussionen um seine Nominierung dennoch, er traf in der Vorrunde gegen Dänemark. Im Vorfeld des Wettbewerbs stellte er erstmals auch seine Fähigkeiten als Musiker unter Beweis, als er mit den Brings einen EM-Song einspielte. Es sollte nicht die letzte Vermarktungsmaßnahme von Podolski gewesen sein.
Hier geht es zu den weiteren Teilen der Podolski-Serie:
→ Ein Leben mit Podolski (1): Mit Urgewalt ins Rampenlicht
→ Ein Leben mit Podolski (2): Einmal Bayern und zurück
→ Ein Leben mit Podolski (3): Ein Ende mit Schrecken
→ Ein Leben mit Podolski (4): Unterwegs und doch am Ziel
→ Ein Leben mit Podolski (5): Der kölsche Exportweltmeister