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Vorspiel

Auswärts in München: Bitte lass es schnell vorbei sein

Tja, kann man nix machen: Auch in München muss der 1. FC Köln in dieser Saison noch antreten. Wir freuen uns nicht wirklich darauf.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Tja, kann man nix machen: Auch in München muss der 1. FC Köln in dieser Saison noch antreten. Wir freuen uns nicht wirklich darauf.

Die Niederlage gegen Freiburg ist kaum verdaut, da steht bereits die nächste Aufgabe für den 1. FC Köln auf dem Programm: Unter der Woche geht es in den Süden der Republik zum Rekordmeister. Ohje, ohje, ohje. Zwar kommt ein Spiel gegen den FC Bayern niemals gelegen, dieser Termin lässt allerdings bereits vor Anpfiff Böses erahnen: Der Branchenprimus aus München ist seit dem vergangenen Wochenende zum 235. Mal Herbstmeister in der Bundesliga geworden, während der 1. FC Köln mit der 3:4-Niederlage gegen den SC Freiburg einen weiteren Nagel in den Sarg schlug, was den Klassenerhalt betrifft.

Dabei schaffte man es in derart dilettantischer Weise, sogar einen 3:0-Vorsprung zu verspielen, dass die Republik tags mit Spott und Häme reagierte. Man wähnt sich zurückversetzt in alte Zeiten, in denen der 1. FC Köln das Gespött des ganzen Landes war und mit peinlichen Entscheidungen für Kopfschütteln sorgte. Zuerst war es am vergangenen Sonntag das rapide Ineinanderfallen der Mannschaft, das für Aufsehen sorgte, bevor der Vorstand des Vereins den Entwicklungen in den letzten Wochen noch die Krone aufsetzte und einen offenen Brief an seine Fans veröffentlichte.

Aufbruchsstimmung in Köln? Naja, wohl eher weniger

Dieser Brief war nicht nur handwerklich einigermaßen diskutabel verfasst (man begann damit, seine Fans zu duzen und schloss damit, sie zu siezen), sondern warf auch aus inhaltlicher Perspektive mehrere Fragen auf. Das alles spielt natürlich keine Rolle für das Spiel in München, es soll nur unterstreichen, dass der 1. FC Köln wirklich wieder zurück ist – der chaotische Verein vom Rhein ist wieder auferstanden. Und es ist keine schöne Auferstehung, so viel sei gesagt.

Vielleicht hat man sich im Verein irgendwie versprochen, durch die Verpflichtung von Armin Veh als Geschäftsführer so etwas wie Aufbruchsstimmung oder Trotzigkeit zu verbreiten – die Freude der Verantwortlichen über diesen „Coup“ stand ihnen während der montäglichen Pressekonferenz ins Gesicht geschrieben. Auf Fanseite hingegen quittierte man den Amtsantritt von Veh mit einem müden Lächeln und der nachgeschobenen Frage, wie lange er sich das Ganze denn wohl antun möchte. Und dass Peter Stöger seit Sonntag Trainer beim größten Rivalen der Münchner ist, haben wir noch gar nicht erwähnt.

FC Bayern: Übergangszeit mit Jupp Heynckes

Ergänzend kann man anmerken, dass es einen mittlerweile fast mit Gleichgültigkeit erfüllt, was rund um den 1. FC Köln passiert. Die wöchentlichen Tiefschläge wurden immer stärker, sodass man mittlerweile fast schon eine stumme Taubheit bei sich registriert, was den Umgang mit der Misere betrifft. Dass nach dem Tiefpunkt gegen Freiburg nun gleich das ach so beliebte Auswärtsspiel in München folgt (toller Termin übrigens unter der Woche!), setzt dem Ganzen nur die Krone auf.

Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Wie ist sonst so die Lage beim Gegner ist? Nicht begeistert, so viel ist klar, dafür war die bisherige Saison zu holprig. Carlo Ancelotti musste vor ein paar Wochen gehen, für ihn wurde Jupp Heynckes reaktiviert, der dem FCB auch in dieser Saison einen Meistertitel schenken wird. In der Champions League hingegen landete man in der Gruppenphase hinter PSG nur auf Rang zwei, was in der bayerischen Landeshauptstadt ja schon einer mittelschweren Katastrophe gleichkommt.

Fest steht: Die goldene Zeit, in der der FCB wie selbstverständlich zu den besten Vier in Europa gehörte, scheint vorerst vorbei. Die Mannschaft ist schwächer als noch vor einigen Jahren, prägende Figuren wurden nicht wirklich ersetzt – an Robben und Ribery geht eben auch nicht die Zeit vorbei. Mit der Verpflichtung von Ancelotti wollte man eine Übergangszeit ermöglichen, bevor das Experiment allerdings nach kurzer Zeit für gescheitert erklärt werden musste. Danach übernahm Don Jupp, der jetzt bis zum Sommer schalten und walten darf. Und dann?

Probleme ganz anderer Art in München

Ja, dann erhofft sich der FCB, einen Trainer zu verpflichten, der ähnlich wie Guardiola vor ein paar Jahren eine Ära einleitet und den FC Bayern zurück dahinbringt, wo dieser sich qua Selbstverständnis sieht. Klopp, Tuchel, Conte, José Enrique, Nagelsmann – die Liste der Namen jedenfalls ist lang, das Anforderungsprofil dementsprechend kompliziert.

Und um die Situation beim FCB zusammenzufassen, ziehen wir ein Zitat der Kollegen von miasanrot.de heran. Dort heißt es: „Ein Blick auf den FC Bayern des Jahres 2017 zeigt einen Verein, der den internationalen Wissens- und Strukturvorsprung der vergangenen Jahre aufgeben musste und durch eine reaktionäre Besinnung auf interne Stärken nun stark gefährdet ist, sogar in Rückstand zu geraten. Noch ist es nicht zu spät, um die vorhandenen Strukturen wieder aufzugreifen und den strukturellen wie inhaltlichen Umbruch des Klubs fortzuführen. Hierfür bedarf es einer klaren, modernen Linie – nicht eine Anwendung alter Methoden bei neuen Herausforderungen. Sollte der FCB den eigenen Stallgeruch jedoch weiterhin als unanfechtbares Qualitätsmerkmal sehen, wird er im Rennen um die internationale Erstklassigkeit daran ersticken.“ Muss schlimm sein, solche Probleme zu wälzen, während man Jahr für Jahr Meister wird.

>>>Kommentar zum Brief des Vorstands: Too Little, Too Late

Was machen wir jetzt also aus diesem Spiel des 1. FC Köln in München? Eine taktische Vorschau, wie denn der 1. FC Köln in München bestehen könnte? Wohl kaum. Im 24. Pflichtspiel der Saison ist die Hoffnung, dass es endlich einmal zum ersten Bundesliga-Sieg langen könnte, nicht vorhanden. Denn wer es zuhause nicht schafft, gegen den SC Freiburg ein 3:0 übers Ziel zu retten, wird sich wohl kaum in München achtbar aus der Affäre ziehen. Der schlechteste Bundesligist der Geschichte (zumindest nach jetzigem Stand) hat somit in München eine Aufgabe vor sich, die eigentlich leichter kaum sein könnte – blamiert hat man sich in dieser Saison bereits zuhauf, schlimmer kann es nicht mehr werden. Und so dürfte eigentlich nur zu hoffen bleiben, dass sich die Münchner gnädig zeigen und den effzeh nicht zweistellig aus dem Stadion schießen.

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