Innenverteidiger Dominique Heintz ist der konstanteste Akteur des effzeh in dieser Saison: im dritten Bundesliga-Jahr wird er zum Führungsspieler – und bald Nationalspieler?
In schwierigen Phasen ist es immer schwierig, positive Ansätze zu finden, auf die man aufbauen kann. Funktioniert alles und eine Fußball-Mannschaft gewinnt Spiele, erscheint in der Außendarstellung immer alles rosig. Kritik gibt es kaum, da ja das ultimative Ziel, das Gewinnen von Fußballspielen, regelmäßig erreicht wird. In schlechten Phasen wird allerdings vieles in Frage gestellt, Probleme werden geschaffen, obwohl sie keine sind und jeder ist ein bisschen misstrauischer als sonst. Beim 1. FC Köln ist es in diesem Herbst natürlich nicht anders. Nachdem sich die Mannschaft von Peter Stöger zu Beginn der Saison in einer fast schon existenziellen Formkrise befand, konnte man in den vergangenen Tagen immerhin einige Erfolgserlebnisse sammeln.
Dominique Heintz als positive Erscheinung in dieser Saison
In dieser schwierigen Phase für die Mannschaft ist es schwer, nach positiven Entwicklungen bei Spielern zu suchen – an einem kommt man jedoch beim besten Willen nicht vorbei: Dominique Heintz ist in den letzten Monaten zu einem absoluten Führungsspieler beim 1. FC Köln gereift. Der 24-jährige Innenverteidiger bestritt bisher alle Pflichtspiele über die volle Distanz und ist in der allgemeinen Wahrnehmung der konstanteste Spieler im Kader des 1. FC Köln. Seine Leistungen sind, trotz der bislang mageren Punktausbeute, bemerkenswert – in einer meist unbalancierten und natürlich auch verunsicherten Mannschaft ragte Heintz nicht nur aufgrund seines ungewöhnlichen Laufstils heraus.
Mittlerweile spielt der Pfälzer seine dritte Saison im Dress der “Geißböcke”, nachdem er im Jahr 2015 aus Kaiserslautern in die Domstadt wechselte. Zuvor bestritt er noch die U21-WM in Tschechien. Der Wechsel in die Metropole am Rhein war für Heintz ein ganz bewusst gewählter Schritt, denn anders als seinen früheren Lauterer Innenverteidiger-Kollegen Willi Orban zog es ihn nicht zu einem Konstrukt in den Osten. “Mir war es damals wichtig, wieder zu einem Traditionsverein zu wechseln, der viele Fans auch auswärts mitbringt und ein geiles Stadion hat. Da habe ich mit Köln alles richtig gemacht”, betonte der Kölner gegenüber “T-Online”. Kann man so sagen!
Heintz: Seit 2015 nicht mehr aus Köln wegzudenken
Zusammen mit Leo Bittencourt und Frederik Sörensen war der Transfer von Heintz Bestandteil des Meisterstücks des damaligen Geschäftsführers Jörg Schmadtke, dem es gelang, junge, begehrte und entwicklungsfähige Spieler an den effzeh zu binden. Alle drei sind mittlerweile zu Leistungsträgern gereift und mit langen Verträgen ausgestattet. Seit dem Start der Bundesligasaison 2015/2016 verpasste Heintz einzig drei Partien in der Bundesliga: eine wegen Gelbsperre, eine wegen Grippe und eine, bei der er zwar im Kader stand, aber nicht zum Einsatz kam. Der Linksfuß kann somit getrost als einer der wichtigsten Bausteine des 1. FC Köln bezeichnet werden.
Während die Leistungskurve des 1. FC Köln bis Sommer 2017 ähnlich konstant anstieg, dann aber plötzlich einbrach, ist es bei Heintz anders: Der Innenverteidiger überzeugt auch in der Krise und erweckt den Eindruck, in diesem Jahr endgültig zu einem der besten und stabilsten Innenverteidiger der Bundesliga heranzureifen. Heintz überzeugt in dieser Saison durchgängig auf der Position des linken Innenverteidigers (mit wechselnden Partnern), nachdem er in der Endphase der vergangenen Saison sogar als linker Verteidiger auflief. Gegen den FC Bayern durfte er sich sogar im defensiven Mittelfeld versuchen.
Überdurchschnittliche Qualitäten: Spielstärke und Pressingresistenz
Heintz’ Leistungsportfolio zeichnet sich dadurch aus, dass neben den überdurchschnittlich gut ausgeprägten Fähigkeiten eines Innenverteidigers (Stellungsspiel, Zweikampf, Kopfball) noch Attribute hinzukommen, die im “modernen” Fußball gefragt sind: Die Ausprägung der Pressingresistenz, das heißt das Verhalten unter hohem Gegner-, Zeit- und Raumdruck, ist bei Heintz für einen Innenverteidiger extrem hoch. Im normalen Sprachgebrauch heißt es dann, ein solcher Innenverteidiger sei wie “Hummels”, der auch mal einen riskanteren Pass spielen würde. Heintz tut eben genau dies, unter der Abwägung der jeweiligen Risiken. Gerade im Spiel gegen tiefstehende Gegner eröffnen sich für den Innenverteidiger des 1. FC Köln immer wieder Räume, in die er mutig mit dem Ball am Fuß vorstoßen kann, weil er sich auf seine Passqualität verlassen kann.
Mit seinem linken Fuß beherrscht er nämlich flache Bälle über kürzere Distanzen, aber in engen Korridoren – und natürlich auch den langen Ball. Es scheint so, als hätte der ehemalige U21-Nationalspieler in den vergangenen Monaten auch mehr Zutrauen in die eigene Spielstärke gefunden, denn Heintz schaltet sich immer wieder proaktiv in das Spiel des effzeh ein. Symbolisch dafür steht sein Tor gegen Stuttgart, bei dem er gutes Timing beim Aufrücken mit guter Schusstechnik paaren konnte. Ähnlich war es in der Schlussphase des Spiels gegen Borisov, als Heintz nach einem beherzten Dribbling in der Offensive ebenfalls zum Abschluss kam. Diese Qualitäten sind bei Innenverteidigern rar gesät und es ist durchaus denkbar, dass sich auch Joachim Löw so langsam aber sicher mit dem Kölner beschäftigen könnte.
Ab wann wird Heintz für die Nationalmannschaft interessant?
Nachdem Heintz die Junioren-Nationalmannschaften allesamt durchlaufen hatte, scheint die A-Nationalmannschaft irgendwann natürlich auch ein Thema zu werden. Für den Pfälzer allerdings nicht unbedingt sofort: Im Interview mit “T-Online” betonte er im Sommer, dass sein Fokus zwar auf dem effzeh liege, er sich selbst aber keinen Druck mache: “Klar habe ich Hoffnung. Ich will dieses Jahr alles geben und es ist ja auch ein Vorteil, dass wir international spielen. Es gibt nicht viele Innenverteidiger in Deutschland, die Linksfüßer sind. Es wäre für mich ein Traum, für die Nationalmannschaft zu spielen.”
Aktuell muss sich Heintz allerdings mit dem 1. FC Köln darum kümmern, möglichst viele Punkte zu sammeln, damit der Klassenerhalt geschafft werden kann. Selbstbewusst ist er genug, um in dieser Phase auch mehr Verantwortung zu übernehmen und sich sowohl auf als auch neben dem Platz verstärkt einzubringen. Seine eigene Leistungsentwicklung ist ihm dabei nämlich nicht verborgen geblieben, obwohl Heintz es vermeidet, große Töne zu spucken.
Bodenständig und bescheiden
Getreu seinem Naturell als Pfälzer Bub ist Heintz nämlich bodenständig und bescheiden. Gegenüber dem “Generalanzeiger Bonn” gestand er kürzlich: “Bei mir war alles ganz in Ordnung und solide. Durch die vielen Spiele alle drei, vier Tage bin ich super in den Rhythmus gekommen. Ich versuche, mein Niveau zu halten und der Mannschaft als Verteidiger Sicherheit zu geben.”
Das klingt durchaus nach Understatement, denn es wäre wohl nicht auszudenken, wie es um den 1. FC Köln stehen würde, wenn Heintz aktuell nicht eine solch starke Saison spielen würde. Es ist ihm und der Mannschaft zu wünschen, dass die Leistungsentwicklung der Mannschaft mittelfristig wieder mit der des Innenverteidigers Schritt halten kann – ansonsten dürfte Heintz nämlich für Vereine interessant werden, die andere, höhere Ansprüche hegen als der effzeh.