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Interviews

Die neue Sachlichkeit

Toni Schumacher, Jörg Schmadtke und Peter Stöger waren bei drei verschiedenen Medien zu Gast, um Interviews zu führen. Wir fassen das mal zusammen.

Scouting oder Karneval mit Stöger? © effzeh.com
Scouting oder Karneval mit Stöger? © effzeh.com

© effzeh.com

Just ist der 1.FC Köln wieder in der Beletage des Deutschen Fußballs angekommen, stehen die Medienvertreter sich am Geißbockheim die Füße platt, um an Interviews der „Macher“ des „Neuen effzeh“ zu kommen. So waren am Montag nach der großen Aufstiegssause und dem toll herausgespielten 4:0 gegen den FC St. Pauli, gleich drei große Artikel über den 1.FC Köln erschienen.
Jörg Schmadtke fand Gehör bei Kicker-Sportmagazin Redakteur Frank Lußem, Toni Schumacher war in der FAZ zu lesen und Peter Stöger gab seinen heimischen Kollegen von „90minuten.at“ ein ausgedehntes Intermezzo. In allen drei Interviews wird die neue Stärke des Ersten Fußballklub Köln deutlich. Die neue Sachlichkeit hat Einzug gehalten rund um den Decksteiner Weiher. Alles angenehm in Moll – ohne die großen Kampfansagen von früher. Man weiß, nach dem fünften Aufstieg innerhalb von 15 Jahren, wo man herkommt , um die schwierige Aufgabe Bundesliga mit Demut anzugehen – jedoch nicht ohne zu betonen, dass auch diese Hürde erfolgreich zu realisieren sei. Chancenlos ist man nicht.

Falsche Klischees

Die sportliche Leitung unseres effzeh ist sichtbar bemüht das Gesicht des neuen, jungen, bescheidenen effzeh in die Welt hinauszutragen, was in unserer hysterischen Medienwelt ja nicht der leichteste Job ist, wo dem FC Bayern Krisen angedichtet werden und dem Hamburger SV das Armageddon droht. Man kann fast den Eindruck bekommen, dass der effzeh sympathisch ist. Das war ja nicht immer so – zumindest nicht jenseits des Siebengebirges. Vize-Präsident Toni Schumacher stellt auch gleich mal klar, dass alte Klischees des Kölners ruhig über Bord geworfen werden können: „Wenn Sie „kölsch“ mit unseriös gleichsetzen, dann ist das ein falsches Klischee. Grundsätzlich muss man mit gutem Beispiel vorangehen. Wenn ich Wasser predige, kann ich nicht Wein trinken. Dann muss ich auch Wasser trinken. Wir im Vorstand haben es uns auf die Fahnen geschrieben, dass wir auf die eigene Jugend setzen, dass wir versuchen, alle Steine umzudrehen. Denn so wie in den letzten zwanzig Jahren konnte es nicht weitergehen.“

© effzeh.com

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Hier muss man dem Vorstand um Werner Spinner, Markus Ritterbach und Toni Schumacher auch mal ein Kompliment aussprechen. Wie sie innerhalb von zwei Jahren es geschafft haben aus einem zerstrittenen Haufen der Overath-Ära, wieder eine Einheit zu formen mit realistischen Zielen ist schon sagenhaft. Schumacher wünscht sich für die Zukunft des Vereins aber noch mehr Identifikation, was mit der Kaderplanung beginnt: „Wenn es finanziell irgendwie möglich ist, dann möchte ich nicht, dass der 1. FC Köln ein Ausbildungsklub für andere wird. Ich möchte unsere Talente halten und unserem Publikum präsentieren.“ Worte die in den Gehörgängen eines jeden FC-Fans wie Balsam klingen, auch wenn dies kaum realisierbar erscheint. Gerade für einen Verein, der darauf angewiesen ist eine Wertsteigerung durch Nachwuchskräfte zu erfahren, allein um schnellstmöglich sich konsolidieren zu können. Im Hinblick auf die Bundesliga und die bedrohliche Situation einiger Traditionsclubs meint Jörg Schmadtke hingegen:“ „Geld allein macht nicht glücklich und garantiert dir nicht, dass du deine Ziele erreichst. Viele Klubs arbeiten da auf einem richtig hohen Level. Genau dies auch zu tun, wird für uns die Herausforderung in der kommenden Saison.“

Ziel ausschließlich der Klassenerhalt

Peter Stöger freut sich auf die Herausforderung Bundesliga gegenüber dem Sportportal 90minuten.at und es erweckt den Anschein, dass es für ihn jetzt erst richtig losgeht: „Also satt bin ich noch gar nicht. Und auch meine Mannschaft nicht. Vom Gefühl her ist der wichtigste Schritt gemacht und jetzt heißt es weiter aufzubauen und nicht wieder runtergehen. Das ist für den Verein extrem wichtig. Die Aufgabe ist mindestens so reizvoll wie heuer.“

Für Kölns Geschäftsführer Sport steht fest, dass es im nächsten Jahr ausschließlich um den Klassenerhalt geht.“ Darum geht’s und so treten wir an. Und dies wahrscheinlich für die kommenden zwei oder drei Jahre.“ Hier dienen so Mannschaften wie der FSV Mainz 05 oder der FC Augsburg als gute Vorbilder: „Solche Klubs einzuholen, das wäre ja schon ein riesiger Schritt. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass es schwierig ist diese Zielsetzung zu vermitteln. Ich hab auch nirgendwo gehört, dass wir die Ziele höherschrauben sollen. Da sind viele aufgrund der Vergangenheit längst geläutert, und die Kölner singen vom Europapokal definitiv nur mit selbstironischem Unterton.“
In das selbe Horn bläst Toni Schumacher:“ „Unsere Vorstellung vom 1. FC Köln ist: nicht mehr zittern zu müssen. Unser erstes Projekt heißt Klassenerhalt. Für dieses Ziel muss jeder alles tun. In der Stadt kommen Leute auf mich zu, selbst ältere Damen, die sagen: Ihr macht echt einen guten Job. Schön, dass es wieder so ruhig ist. Das zu hören tut gut.“

Schmadtke, der gegenüber dem Kicker nicht ausschließt über 2017 hinaus beim effzeh zu arbeiten und Toni Schumacher erteilen abschließend Coach Peter Stöger ein ausgezeichnetes Zeugnis. „Alex Wehrle und Jörg Jakobs muss ich ein großes Lob aussprechen, sich für diesen Trainer entschieden zu haben. Die Verpflichtung geschah ja vor meiner. Aber das war ein Glücksgriff“, so Schmadtke. Der Tünn geht mit seinen Lobeshymnen noch weiter: „Er hat alle Spieler besser gemacht. Wen er in die Startelf stellt, wen er ein- oder auswechselt – er hat nahezu alles richtig gemacht. Peter Stöger hampelt auch nicht an der Seitenlinie herum, verbreitet keine Hektik, macht den Schiedsrichter nicht an.“

„Ich habe schon irgendwie das Gefühl, dass ich einmal dort angekommen bin, wo ich hinwollte.“

Eben dieser Peter Stöger gab den Kollegen von 90minuten.at ein wirklich sehr lesenswertes Interview, in dem es nicht nur um den effzeh ging. Auf diesen angesprochen kommt der Österreicher aus dem Schwärmen aber kaum noch heraus: „Ich bin wirklich froh. Wirklich froh. Schon nach drei, vier Monaten, wo ich noch nicht wusste, in welche Richtung es geht, war ich froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Ich habe soviel kennen gelernt, soviel gesehen und soviel festgestellt, dass ich der Meinung bin, dass wir in Österreich einen wirklich guten Job machen, mit den Rahmenbedingungen, die wir haben. Es ist etwas Außergewöhnliches, dass man hier unter solchen Bedingungen arbeiten darf.(…) Ich habe schon irgendwie das Gefühl, dass ich einmal dort angekommen bin, wo ich hinwollte. Jetzt wollen wir uns festsetzen, mit dem Klub in der Liga bleiben. Hier in Köln wird schon geträumt von einstelligen Platzierungen in der Bundesliga. Ich sage einmal: wenn wir es schaffen zwischen Platz 10 und 12 zu sein nächstes Jahr, dann wäre das großartig. Weil wir dadurch zumindest das Gefühl hätten, dass wir weiter permanent entwickeln könnten, in einem gesicherten Bereich. Letztendlich ist entscheidend, dass man am Schluss auf Platz 15 steht. Aber für uns Trainer wäre es wichtig, wenn man nicht nur ganz unten drinnen ist. Weil es extrem stressig, extrem fordernd ist. Man kann dann weniger ausprobieren und weniger weiterentwickeln.“

© effzeh.com mit Peter Stöger

© effzeh.com mit Peter Stöger

Schließlich gibt auch er den neuen Weg des 1.FC Köln bekannt, in dem er kategorisch ausschließt, alte Ex-Nationalspieler aus dem Ausland verpflichten zu wollen, um mit aller Macht die Klasse zu halten. Wörtlich:“ „Wir werden den Kader verändern. Drei, vier, fünf Spieler. Wir versuchen den Kader ausgeglichen aufzustellen. Aber die Zeit, wo ausländische Team- oder Ex-Teamspieler in höherem Alter hier hergekommen sind, ist vorbei. Das kann ich ausschließen, so lange Jörg Schmadtke und ich hier sind.“

Das freut uns.

Zitate entnommen aus:
Kicker-Sportmagazin Print-Ausgabe  No.38 vom 5.5.2014 (Interview Jörg Schmadtke)
FAZ.net (Interview Toni Schumacher)
90minuten.at (Interview Peter Stöger)

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