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Die Lage der Liga – zweiter Teil

Was haben die Mittelklassevereine der Bundesliga bislang so auf dem Transfermarkt unternommen? Im zweiten Teil unserer Analyse schauen wir auf die Konkurrenten des effzeh.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Nach unserem ersten Teil über das Transfergebahren der Top-Klubs in der Bundesliga schauen wir uns in diesem Teil das Tabellenmittelfeld an.

Hertha BSC Berlin:

Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images

Michael Preetz, the man in Berlin
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Der überraschend guten Saison folgte bislang… nichts. Nach jetzigem Stand gab es im Kader nahezu keine Veränderung. Einige Wunschspieler sagten ab (Kiyotake), andere waren zu teuer (Sané). Da Stillstand im Profisport vor allem zu Rückschritten führen kann, läuft Berlin Gefahr, diesen Weg zu beschreiten. Zur Zeit sind vor allem Abgänge im Gespräch, allerdings haben weder Ronny noch Roy Beerens im vergangenen Jahr entscheidende Rollen gespielt. Dass der Kader auch ohne Veränderungen solide ist, hat die letzte Saison zwar gezeigt. Allerdings zeigte die Hertha in der Schlussphase teils erschreckende Leistungen. Es ist zwar unrealistisch, dass Michael Preetz den Kader gar nicht verändert, doch wird er, je später es wird, mehr Geld für Verstärkungen in die Hand nehmen müssen. Die möglichen Olympia-Abstellungen von Mitchell Weiser und Niklas Stark beeinträchtigen zudem die Saisonvorbereitung. Die Hertha wirkt zur Zeit wie eine Wundertüte, aber es ist zumindest mutig (oder fahrlässig), die Vorbereitung ohne Verstärkungen zu beginnen.

VfL Wolfsburg:

Es war ein Seuchenjahr für den Volkswagenverein. Sportlich lief es durchweg schlecht, dazu der Abgasskandal des Mutterkonzerns und die Querelen um Max Kruse – es kam tatsächlich viel zusammen. Um Missstände zu korrigieren, nahm Klaus Allofs bislang erneut viel (Konzern-)Geld in die Hand, um den Kader zu erneuern. Für Yannick Gerhardt, Jeffrey Bruma und Josip Brekalo gab er erneut rund 30 Millionen aus, dazu kam ein kräftiges Handgeld für den ablösefreien Daniel Didavi. Da der Kader laut transfermarkt.de zur Zeit 34 Spieler umfasst, aber immer nur 11 auf dem Platz stehen können, wird sich auf der Abgangsseite wohl noch eine Menge tun, Naldo verlor man widerwillig an Schalke. Kandidaten für Abgänge sind unter anderem Ricardo Rodriguez, Andre Schürrle und Max Kruse, wobei lediglich Rodriguez eine signifikante Schwächung bedeuten würde. Da Allofs für intensives Geldausgeben bekannt ist, dürften weitere Abgänge teuer kompensiert werden. Unabhängig davon gilt: Schöpfen die vorhandenen Spieler ihr Potential aus, geht es für die Gölfe tabellarisch wieder bergauf. Wenn sich das spielerische Niveau dem Charme der Stadt annähert, nicht.

1.FC Köln:

Vorweg: auf eine der größten Schwächen der vergangenen Saison hat Jörg Schmadtke nur begrenzten Einfluss. Mit Schiedsrichtern, die seltener irrationale Entscheidungen getroffen hätten, wäre der effzeh vermutlich noch besser gewesen. Sei’s drum. Man gab mit Yannick Gerhardt eines der größten Talente ab, dazu noch Kevin Vogt und einige Ergänzungsspieler. Hinzugekommen sind bislang nur Artjoms Rudnevs, Konstantin Rausch und Marco Höger – also unterer Bundesligadurchschnitt. Klare Verstärkungen sind bislang ausgeblieben, der Transfer von Salif Sané stockt. Für die Offensive gibt es bislang keine Upgrades und auch keine Gerüchte, was jedoch nichts heißen muss. Bei der Vertragsverlängerung (und Gehaltsaufstockung) Anthony Modestes wurden diesem zwei klare Verstärkungen zugesichert. Das gilt es also, zu glauben. Ein X-Faktor ist zudem der stark spielende und nun ins Rampenlicht gerückte Jonas Hector, den der FC bei einem Angebot ab 20 Millionen ziehen lassen könnte. Ob das zustande kommt, steht jedoch in den Sternen. Will der FC sich weiter verbessern, müssen die versprochenen Verstärkungen her, sonst läuft man Gefahr, zu stagnieren. Bislang geben sich die Verantwortlichen entspannt – mal sehen, wie lange noch.

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Hamburger SV:

Alle Macht dem Didi! So lautete das Motto, dem Beiersdorfer selbst folgte, als er Peter Knäbel feuerte. Da stört es nur bedingt, dass Mäzen Klaus-Michael Kühne längst der entscheidende Mann beim HSV ist, schließlich besitzt er das Geld. Mit diesem will Beiersdorfer unter anderem Filip Kostic für zarte 15 Millionen zum HSV holen, was Stuttgart bislang abblockt. Da die Verträge von Kacar, Olic, Drobny, Rudnevs und Ilicevic ausliefen, gibt es nun viel Geld (Kühnes) zu verteilen. Ganz so überteuerte Spieler holte man in diesem Sommer nicht.

Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Filip Kostic: bald beim HSV?
Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Bobby Wood, Luca Waldschmidt, Christian Mathenia und Rückkehrer Kerem Demirbay klingen nicht nach der Großmannssucht, die Kühne umtrieb, als er etwa die Rückkehr Rafael van der Vaarts durchboxte. Ein Indiz also für die Macht Beiersdorfers? Wohl kaum, die Machtverhältnisse beim HSV scheinen derzeit völlig unklar zu sein. Ähnlich wie die Hertha sind die Rothosen derzeit eine Wundertüte. Die vergangene Saison absolvierte der Verein einigermaßen stabil, allerdings blitzte gelegentlich auf, warum man zwei mal hintereinander die Relegation bestreiten musste. Stößt Kostic noch dazu, ist die Offensive entscheidend verstärkt, wenn nicht, werden sie auf ähnliche Zufallsprodukte wie in 2015/16 angewiesen sein, um in ruhigen Fahrwassern schippern zu können.

FC Ingolstadt:

Die größte Veränderung des Audi-Klubs gab es auf dem Trainerstuhl. Für Ralph Hasenhüttl kam Karlsruhes Markus Kauczinski. Das Karlsruher Urgestein ist nicht als schlechter Trainer bekannt, schrammte sogar mit einer extrem limitierten Mannschaft nur um wenige Sekunden am Aufstieg vorbei. Was er mit dem Kader der Ingolstädter anstellt, ist nicht vorhersehbar. Die enorm stabile Defensive aus der letzten Saison bröckelte in diesem Sommer auseinander: Torwart Özcan und Rechtsverteidiger Danny da Costa gingen nach Leverkusen, Innenverteidiger Benjamin Hübner nach Hoffenheim. Ersatz für diese Spieler steht bislang nur in Form von Hauke Wahl parat – was durchaus mutig von Sportchef Thomas Linke ist, denn Wahl stieg mit dem SC Paderborn ab. Sein Augenmerk galt bislang der Offensive, für die er Robert Leipertz und Sonny Kittel verpflichtete, als Özcan-Ersatz kam zudem Martin Hansen aus Den Haag. Große Sprünge sind auch im weiteren Verlauf der Transferphase nicht zu erwarten. Es wird spannend, ob Kauczinski es schafft, die sehr sichere Defensive trotz der personellen Rotation beizubehalten und der Offensive gleichzeitig mehr Leben einhauchen kann. Ausschließlich über die individuelle Klasse wird Ingolstadt die Liga jedenfalls nicht halten können.

FC Augsburg:

Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images

Neuer starker Mann in Augsburg
Photo by Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images

Nach vier Jahren der Schwalben, Jammerei und Treterei endete die Ära Markus Weinzierl in diesem Sommer. Neuer Coach ist Dirk Schuster, der als “Mann des Jahres” (kicker) aus Darmstadt hinüber wechselt. Kaderplaner Stefan Reuter bleibt bezüglich der Mannschaft seiner Linie treu und setzte auf (bislang) wenige neue Spieler, die allerdings über großes Entwicklungspotential verfügen. So stießen der ehemalige Bayernspieler Takashi Usami, Marvin Friedrich und Georg Teigl dazu, genau wie Bochum-Keeper Andreas Luthe, zudem wurde Torjäger Alfred Finnbogason fest verpflichtet. Bisher verließen dagegen nur Nikola Djurdjic, Sascha Mölders, Piotr Trochowski und Alexander Manninger die erste Mannschaft. Kleine Upgrades, die sich langfristig auszahlen können – auf diesem Prinzip fußt das Erfolgsrezept des FCA seit Jahren. Dirk Schuster hat in Darmstadt bewiesen, dass er mit extrem limitierten Mitteln gute Ergebnisse liefern kann. Ob er das auch in Augsburg umsetzen kann? Falls ja, steht dem Klassenerhalt des FCA wenig entgegen.

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