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Manche Löcher auf so manchem Golfplatz bedürfen einer genauen Abwägung, ob man risikoreich oder sicher spielen will. Traut man sich den direkten Schlag über die Bäume zu oder bleibt man lieber auf dem einfachen Fairway? Es gibt viele Golfer, die sich für den sicheren Weg entscheiden würden. Zu groß die Gefahr, dass man den Ball im Gestrüpp versenkt. Martin Kaymer entschied sich damals anders, er ging das Risiko ein – und spielt jetzt in der Weltspitze mit.
Diese Geschichte erzählt Jörg Schmadtke, als man ihn darauf anspricht, ob das Engagement beim 1. FC Köln nicht auch ein großes persönliches Risiko sei. „Wenn man sich meine Vita anschaut, ist der FC doch fast folgerichtig“, sagt der ehemalige Hannover-Macher. Und es stimmt ja auch: Schmadtke hat sich in seiner bisherigen Laufbahn sicherlich nicht die einfachsten Optionen ausgesucht. Erst Aachen, dann Hannover und jetzt Köln. Zwar mag der Geißbockklub der größte Name dieser Liste sein, am meisten Geld hat er dennoch nicht zur Verfügung. Doch auch das soll sich in Zukunft ändern.
„Ich bin froh, dass ich wieder eine Aufgabe gefunden habe, die mich deutlich reizt“, erklärt Schmadtke und verschweigt dabei nicht, dass ein ausschlaggebender Faktor für seine Entscheidung Kaderplaner Jörg Jakobs war. Die beiden arbeiteten bereits in Aachen und Hannover erfolgreich zusammen.
Ansonsten lässt sich der neue Sportdirektor nur wenig Aussagen entlocken. Der Kader brauche an ein, zwei Positionen noch Nachbesserungen, man wolle hier in Ruhe etwas entwickeln und erfolgreich sein, erklärt der gebürtige Düsseldorfer. Auf die Frage, was denn eine erfolgreiche Saison in seinen Augen wäre, antwortet Schmadtke: „Wenn man Fünfter geworden ist, dann natürlich nicht, dass man Vierter wird.“ Auch wenn das Wort nicht fällt, der Aufstieg in die Bundesliga ist das klare Ziel für die kommende Saison.
Doch nicht nur Schmadtke selbst präsentiert sich locker und mit Lust auf die kommenden Aufgaben, auch Präsident Werner Spinner freut sich, dass die Personalie Sportdirektor nun endlich neu besetzt werden konnte. Immerhin wollte man Schmadtke schon letztes Jahr aus Hannover holen, dieser war jedoch noch vertraglich gebunden. „Wir wollen den Klub wieder dahin führen, wo er einmal war“, sagt Spinner, fügt jedoch an, dass das nicht von heute auf morgen geschehen kann. Die Vertragslaufzeit von Schmadtke bis 2017 sei ein Zugeständnis an diese Umstände.
Eine kritische Nachfrage, ob es denn richtig sei so viel Geld für Trainer und Sportdirektor auszugeben, wo man doch finanziell nicht auf Rosen gebettet sei, kontert der ehemalige Bayer-Manager mit einer alten Geschäftsweisheit: „Erstklassigkeit zieht Erstklassigkeit nach sich, Zweitklassigkeit zieht Drittklassigkeit nach sich“ – mit einem Sparkurs auf entscheidenden Positionen im Verein, könne man nicht voran kommen. Und wie Geschäftsführer Alexander Wehrle verrät, ist auch das aktuelle Finanzloch mittlerweile gestopft worden – unabhängig von den Verhandlungen mit der Stadt Köln um die Stadionmieten. Details dazu sollen nächste Woche präsentiert werden.
Insgesamt herrscht eine lockere, vorsichtig optimistische Stimmung auf dem Podium im Kongresssaal des Kölner Dorint Hotels. Die entscheidenden Personalien für die Zukunft sind nun endlich gelöst, jetzt kann man sich voll und ganz dem Sportlichen widmen. Dafür wird Schmadtke mit der Mannschaft am Montag ins Trainingslager reisen, um dann mit Trainer Peter Stöger und Kaderplaner Jörg Jakobs eine aufstiegsfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen. „Da wird unserem Kaderplaner schon etwas einfallen… ansonsten helfe ich ihm auf die Sprünge“, sagt Schmadtke in Bezug auf eventuelle Transfers mit einem Grinsen im Gesicht.
Die beiden Freunde und Kollegen sind wieder vereint. Und viel Zeit verlieren sie nicht: Kurz nach Ende der Pressekonferenz verschwinden Jakobs und Schmadtke in den Gängen des Dorint Hotels – die kumpelhafte Umarmung darf aber nicht fehlen.