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Nachspiel

Der FC siegt im Test 4:0 gegen den HSV: Ansprechender Start ins Fußballjahr 2023

Noch pausiert die Bundesliga, für die Profis des 1. FC Köln geht damit die lange Pause weiter. Doch jetzt wird wenigstens wieder getestet. Mit Erfolg.

Foto: Sarah Peters

Die Dunkelheit legte sich über das Geißbockheim, das funzelige Flutlicht tauchte das benachbarte Franz-Kremer-Stadion in ein leicht schummriges Zwielicht. Denis Huseinbasic aber strahlte, der Held des gerade beendeten Testspiels hatte auch allen Grund dazu. Zwei Tore hatte er erzielt, ein drittes war ihm wegen der Abseitsstellung von Steffen Tigges aberkannt worden.

Wie er das denn alles verkraften würde, den Sprung von 4. Liga in die Bel Etage des deutschen Fußballs, und ob das nicht alles etwas viel für ihn wäre, wollte der Reporter wissen. Als Antwort gab es Entwarnung durch den jungen Deutsch-Bosnier: “Ich kann ganz gut abschalten, habe auch im Urlaub versucht, nicht an das zu denken, was in den letzten Monaten passiert ist.” Und mit einem etwas schüchtern anmutenden Lächeln fügte er hinzu: “Und das ist mir auch ganz gut gelungen.”

Davie Selke, seit einigen Tagen Huseinbasics Teamkollege und neugierig erwartete Verstärkung im Angriffszentrum des 1. FC Köln, bekamen die Fans lediglich beim Aufwärmen zu sehen. Bei einem Schussversuch verspürte er muskuläre Probleme im rechten hinteren Oberschenkel und wurde vorsichtshalber geschont. Eine MRT-Untersuchung am Sonntag konnte Entwarnung geben und Selke darf somit an der kommenden Trainingswoche mit vollem Elan teilnehmen.

Die Tore

In den viermal 30 Minuten bekamen die Zuschauer reichlich Fußball für ihr Eintrittsgeld geboten – und vier blitzsaubere Tore des 1. FC Köln. Nach einem torlos verlaufenden ersten Viertel eröffnete Denis Huseinbasic in der 48. Minute den Torreigen, als er den Abwehrversuch von HSV-Keeper Heuer Fernandes reaktionsschnell über die Linie bugsierte. Nur zwei Minuten später traf der junge Mittelfeldspieler auf Vorlage von Linton Maina zum 2:0.

HSV-Keeper Heuer Fernandes, hier beim Spiel gegen den 1. FC Magdeburg (Foto: Cathrin Mueller/Getty Images)

U19-Stürmer Justin Diehl markierte in der 89. Minute das 3:0, als er Mathias Olesens klugen Querpass souverän ins rechte Toreck vollendete. Den Schlusspunkt setzte schließlich Kingsley Schindler in der 119. Minute mit einem technisch anspruchsvollen Heber. Das hohe Pressing der Kölner zahlte sich zum wiederholten Male aus, ein Fehlpass der Hanseaten nahm Schindler auf und lupfte das Leder sehenswert über den Hamburger Keeper ins Netz.

Bis auf die verletzten Spieler setzte Steffen Baumgart den gesamten Kader ein und dazu noch Tidiane Touré, Elias Bakatukanda, Max Finkgräfe, Meiko Wäschenbach und Justin Diehl aus der U19 des 1. FC Köln und die vornehmlich in der U21 eingesetzten Joshua Schwirten und Georg Strauch – eine gute Gelegenheit, Eindrücke zu sammeln.

Eindrücke: Die Abwehr

Timo Horn wurde in den ersten 60 Minuten nicht wirklich geprüft, ganz im Gegensatz zu Matthias Köbbing, der zweimal sein ganzes Können aufbieten musste, um einen Gegentreffer zu verhindern. Dabei stellte er unter Beweis, dass er sicherlich zu mehr berufen ist, als nur ein “Trainings-Torhüter” zu sein.

Von den Innenverteidigern wusste Nikola Soldo mit präzisen Pässen und aufmerksamem Abwehrverhalten zu gefallen. Auch der junge Elias Bakatukanda zeigte eine durchaus ansprechende Leistung und lässt einiges für die Zukunft erwarten. Etwas fahrig wirkte dagegen Timo Hübers, dem ungewohnt viele Fehlpässe unterliefen und der auch Schwächen im Zweikampfverhalten offenbarte.

Das Testspiel gegen den HSV erfreute sich eines guten Besuchs (Foto: Sarah Peters)

Auf der linken defensiven Außenbahn unterstrich Jonas Hector einmal mehr, wie wertvoll er defensiv wie offensiv für das Team ist. Demgegenüber musste Benno Schmitz auf der rechten Seite abfallen, ohne jedoch eine schwache Leistung abgeliefert zu haben. Die beiden Youngster, Max Finkgräfe links und Tidian Touré, deuteten an, warum sie in den Blick der Profiabteilung geraten sind.

Eindrücke: Das Mittelfeld

Etwas wehmütig sahen die 4700 Zuschauer den Darbietungen von Ellyes Skhiri zu. Der drohende Abschied vom tunesischen Mittelfeldspieler tut weh, vor allem dann, wenn er so souverän, laufstark und geschickt im Zweikampf auftritt wie gegen den HSV. Eric Martel lieferte eine gute Defensivleistung ab, bissig, aufmerksam und konsequent im Zweikampf. Offensiv ist bei ihm allerdings noch einige Luft nach oben.

Dejan Ljubicic wieder auf dem Platz und in Aktion zu sehen, tut gut. Auch wenn ihm die lange Pause noch ein wenig anzusehen war, zeigte er mit guten Ideen wie Laufwegen, wie wertvoll er gerade nach Uths Ausfall für das Team ist. Denis Huseinbasic glänzte als Torschütze, ein seltenes Gut im Kölner Spiel, aus dem er kaum mehr wegzudenken ist. Und Mathias Olesen beantwortete mit seiner Leistung die Frage, wie nah er an der ersten Elf der Kölner ist. Nah, ganz, ganz nah.

Eindrücke: Die Offensive

Die Spielfreude war sowohl Florian Kainz (links) als auch Linton Maina (rechts) anzumerken, und es kam nicht von ungefähr, dass die ersten beiden Tore über ihre Außenbahnen vorbereitet wurden. Vor allem der österreichische Nationalspieler sprühte vor Spielwitz und Engagement, war er sich doch nicht zu schade, auch tief aus der eigenen Hälfte Angriffe aufzubauen.

Steffen Tigges merkte man an, dass ihm das regelmäßige Training mit seinen Mitspielern gut tut, er fügte sich nahtlos in das Kombinationsspiel der Kölner ein und bereitete das erste Tor mit vor. Ihm geht allerdings nach wie vor einiges an Spritzigkeit ab, auch die Arbeit am Kopfballpendel scheint für ihn mehr als geboten zu sein, verlor er doch die Mehrzahl seiner Kopfballduelle.

Besser wusste Tim Lemperle zu gefallen, der seine Schnelligkeit wiederholt gewinnbringend einsetzen konnte und u.a. uneigennützig Justin Diehls Großchance vorbereitete. Dem U19-Nationalspieler wiederum merkte man zu Beginn an, dass er sich zeigen und dabei Besonderes präsentieren wollte. Es sollte ihm dann schlussendlich beim 3:0 gelingen, zudem glänzte Diehl mit einem fulminanten Volleyschuss aus 16 Metern, der vom gegnerischen Keeper noch so gerade an die Latte abgelenkt werden konnte.

Und das sagte Steffen Baumgart:

Der Kölner Trainer zeigte sich zufrieden: “Heute gibt es ganz wenig Negatives – da muss man wirklich was suchen. Wir haben von Anfang an das Spiel gut angenommen und gute Abläufe gehabt. Man sieht, dass es den Jungs helfen wird, wenn die Frische und Klarheit wieder reinkommt. Wir haben eine sehr, sehr gute mannschaftliche Leistung gesehen”, sagte er nach dem Spiel.

Und auf die Leistung der Youngster angesprochen, fügte er hinzu: “Die zweiten 60 Minuten haben mir fast besser gefallen – wobei mir heute fast alles gefallen hat. Die Anfangself war doch schon eher eingespielter. Und die jungen Spieler haben es hinten raus sehr gut gemacht – da waren gute Spielzüge und gute Ansätze dabei, die eher über das Umschaltspiel kamen. Das hat mir gefallen.”

Am nächsten Samstag geht es weiter mit einem Testspiel gegen den Vierten der belgischen Challenger Pro League, den SK Lommel. Anpfiff im Franz-Kremer-Stadion wird um 14 Uhr sein. Die Begegnung ist wichtig für Baumgarts Team, ist es doch der letzte Test vor der Bundesligaheimpartie gegen Werder Bremen am 21. Januar. Dem neuen Fußballjahr war am Samstag gegen den HSV ein guter Beginn vergönnt – Fortsetzung immer willkommen.

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