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Kolumnen

Der effzeh.com-Possbüggel: Ist dieser Verein noch zu retten?

Rund um den 1. FC Köln gibt es viel Diskussionsstoff – auch bei unseren Lesern, die um unsere Einschätzung bitten können. Ihr fragt, wir antworten: Der effzeh.com-Possbüggel!

Foto von Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images

Schmaehae via Instagram:
Wäre ein Modell „Athletic Bilbao“ im Rheinland in den heutigen Zeiten denkbar?

Um zunächst alle mit ins Boot zu holen: Athletic Bilbao ist ein Verein, bei dem nur und ausschließlich Basken, also Spieler aus der Region unter Vertrag stehen. Durch die Transfersperre und den damit einhergehenden Zwang sich im kommenden Jahr 2024 auf die Jugendarbeit zu stützen ist der Gedanke aus der Not eine Tugend zu machen ein äußerst naheliegender.

Aber so romantisch wie dieser Gedanke auch klingt, so unrealistisch ist es, dass der 1. FC Köln dem Modell Bilbao ohne weiteres nacheifern kann. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen gibt es im Baskenland eine enorme Identifikation mit der Region, mit Baskisch eine eigene vollkommen unabhängig vom Spanisch gesprochene Amtssprache und sogar eine offizielle Hymne. Ja, wir Kölner lieben Köln und das Rheinland natürlich auch, aber das ausgerechnet in Bilbao ein Fußballverein gewachsen ist, der als primäre Philosophie ausschließlich auf Spieler aus der eigenen Region setzt ist kein Zufall. Zudem ist Lezama, die Jugendakademie in Bilbao, eines, wenn nicht das beste Ausbildungszentrum der Welt. Mit eigener Philosophie, aber vor allem enormen finanziellen Ressourcen. Dies darf man nicht unterschätzen. Die Jugendarbeit des 1. FC Köln ist nicht darauf ausgelegt, das zu leisten, was Lezama leistet und es wäre unfair dies zu erwarten.

Dennoch ist es natürlich so, dass der Verein 2024 auch von dem Leben muss, was aus der eigenen Jugend hochkommt. Dies gilt aber nicht nur für die Profiabteilung, sondern auch für die U17, U19 und U21, wo ebenfalls keine Spieler verpflichtet werden dürfen. Die Durchlässigkeit nach oben erweitert sich damit automatisch und vielleicht profitiert ja der ein oder andere Spieler davon langfristig und die Geißböcke sammeln in der Ausbildung wertvolle Erfahrungen, die ihm zukünftig helfen. Vielleicht schaut man in zehn Jahren auch auf das CAS-Urteil zurück und entdeckt, dass sich in der Jugendarbeit das ein oder andere zum Positiven verändert hat. Ein ganzheitlicher Ansatz, wie Athletic Bilbao ihn verfolgt, ist allerdings vorerst unrealistisch.

da._vo._ via Instagram:

Wie hoch genau sind die Schulden vom FC? Wieviel kann der FC jetzt abbauen?

Die Verbindlichkeiten des 1. FC Köln liegen derzeit bei rund 50 Millionen. Die Tendenz ist fallend, allerdings ist der Verein nach eigener Aussage finanziell nicht „über den Berg.“

Die Prognose hängt vor allem von der Ligazugehörigkeit ab, da in der zweiten Liga die Einnahmen einbrechen würden. Eine Sanierung im Unterhaus ist erheblich schwieriger. Und auch die Transfersperre kann die Sanierung verzögern. Denn die einfachste und schnellste Möglichkeit Geld zu gewinnen ergibt sich bei einem Fußballverein immer noch aus dem Verkauf von Spielern. Doch wird man jetzt Leistungsträger wie Martel, Ljubicic, Schwäbe oder auch Chabot abgeben können, wenn man keinen Ersatz verpflichten kann? Es ist also nicht so ganz einfach wie gedacht und die Frage, ob dem FC die Transfersperre finanziell nutzen kann um zu gesunden ist nicht so ganz einfach zu beantworten.

dominic.mangold via Instagram:

Wer hat keinen Vertrag für die zweite Liga?

Laut Christian Keller gelten „nahezu alle“ Spielerverträge auch für die zweite Liga. Der Teufel steckt dabei natürlich im Detail, denn das Wort „nahezu“ verrät, dass vermutlich nicht alle Spieler einen gültigen Vertrag für die zweite Liga haben. Wer dies ist, ist nicht bekannt. Ebenso verrät die Auskunft von Keller nichts darüber, wer für den Fall des Abstiegs eine Ausstiegsklausel hat. Sind diese entsprechend niedrig, kann auch trotz gültiger Verträge ein Ausverkauf stattfinden.

Foto von Leon Kuegeler/Getty Images

Daran anschließend Andreas Conrad via Facebook:

Was passiert wenn wir es nicht schaffen die Liga zu halten und die Spieler mit Ausstiegsklausel diese auch ziehen wollen? Welcher Kader wäre im Worst Case vorhanden (ohne Ausstiegsklausel) mit dem wir in die neue Saison starten würden?

Wenn Spieler die Ausstiegsklausel ziehen wollen bzw. ein Verein diese zieht, kann der 1. FC Köln nichts machen. Der Spieler wird Köln dann für Summe X verlassen, ohne das Ersatz verpflichtet werden kann. Aber auch hier ist nicht gesichert bekannt, welche Spieler eine Ausstiegsklausel im Vertrag besitzt.

Wie der Kader nächstes Jahr aussehen wird, ist allerdings mit wenig Fantasie zu beantworten: Es sind exakt die Spieler, die derzeit schon unter Vertag stehen, minus die Spieler die den Verein zum Beispiel durch das Ziehen ihrer Ausstiegsklauseln verlassen. Plus die Spieler, welche aus der Jugend hochgezogen werden oder von Ihren Leihen zurückkommen. Dies sind Torhüter Urbig sowie Lemperle aus Fürth, Soldo aus Kaiserslautern sowie Obuz aus Essen.

Ruhrpott-Hennes via Twitter:

Welche Talente in den entsprechenden U-Mannschaften sind gerade am weitesten bzw. vielversprechenden?

Den Sprung von den U-Mannschaften in den Profibereich von extern seriös zu prognostizieren, ist immer enorm schwierig. Zuletzt hat Max Finkgräfe den Sprung in die Startelf geschafft, nachdem er in seinen Kurzeinsätzen die gesamte Saison hindurch schon gezeigt hatte, dass die Bundesliga kein zu großer Schritt für ihn ist. Ebenfalls eine Chance bei den Profis wird vermutlich Damion Downs bekommen, alleine weil dringend Lösungen im Sturm gefunden werden müssen und er schon unter Baumgart Einsatzminuten in der Bundesliga sammeln konnte. Auch Potocnik wird laut Kicker bei den Profis mittrainieren, auch wenn er erstmal nicht spielen darf. Und natürlich weckt alleine schon die Torquote von Justin Diehl Hoffnungen, klammert man mal den ganzen Rest in dem Thema einmal aus.

In der Defensive ist Pierre Nadjombe ein Name, den man im Hinterkopf behalten sollte – allerdings gibt es auch hier ein Sternchen: Denn der Vertrag des Rechtsverteidigers läuft im Sommer aus, der Spieler will angeblich aufgrund mangelnder Perspektive den Verein bereits im Winter verlassen und war oder ist mit dem VfL Osnabrück in Gesprächen. Ob durch einen neuen Trainer bei den Profis und der Transfersperre bei ihm ein Umdenken stattfindet, muss man abwarten. Die Türen zu den Profis sollten ihm generell jedenfalls offen stehen, zumal es auf der Position des Rechtsverteidigers mit Schmitz und Carstensen zwar Alternativen gibt, beide haben in der Hinrunde allerdings nicht vollumfänglich überzeugen können. Nadjombe könnte ein erster Gewinner der CAS-Sperre werden. Allerdings und wie Eingangs erwähnt, eine seriöse Prognose ist immer extrem schwierig.

Bei den beiden U17-Weltmeistern Fayssal Harchaoui und Justin von der Hitz hingegen sollte man in Bezug auf die Profimannschaft in dieser Saison noch keine Wunderdinge erwarten.

juergen_libertus via Instagram:

Wird der Effzeh Justin Diehl bis zum Sommer bei den Profis spielen lassen?

Zuletzt stieß Christian Keller die Tür für Justin Diehl zumindest verbal ein wenig auf: „Wir würden Justin sehr gerne integrieren, wenn er integriert werden möchte“, so der Sportchef vor Weihnachten. Dies sind andere Töne als sie noch von Ex-Trainer Steffen Baumgart in Bezug auf Diehl zu vernehmen waren. Die Tatsache das Stuttgart zuletzt mit Diehl in Verbindung gebracht wurde, nachdem Leverkusen schon wie der sichere nächste Station des Youngsters ausgesehen hatte, lässt zumindest die Möglichkeit offen, dass Diehl diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen hat.

Die neuesten medial verbreiteten Berichte rund um die angebliche mangelnde Wertschätzung des Vereins dem Spieler gegenüber zeigen überdies, dass von allen Seiten Bewegung in der Causa ist. Viel wird dem Vernehmen nach darauf ankommen, wer der neue Trainer wird und wie glaubhaft er den jüngeren Spielern was vermitteln kann. Eventuell ist ein Happy End in der Sache Diehl möglich. Es wären positive Schlagzeilen, die für Keller enorm wichtig wären.

Foto von Mika Volkmann/Getty Images for DFB

Dennis Brandenburg via Facebook:

Warum wird eine Untergangsstimmung um den Verein aufgebaut durch sämtliche Medien anstatt auf allen Ebenen Hoffnung zu schüren dann abgestiegen ist der der am 34. Spieltag auf den letzten beiden Plätzen steht und nicht nach dem 16. Spieltag.

Hoffnung zu schüren ist nicht Aufgabe von Medien. Ihre Aufgabe ist es, sachlich, objektiv und korrekt über den Verein zu berichten. Für die Stimmung rund um den Verein verantwortlich zeichnet sich im Wesentlichen der Verein selber. Er könnte nach dieser Hinrunde und dem CAS-Urteil eine „Jetzt-Erst-Recht“-Kampagne fahren. Er könnte die Fans auffordern das Müngersdorfer Stadion zu einer Hölle für jeden Gegner zu machen. Er könnte Hoffnung schüren, er könnte ein „Wir-Gegen-Alle“-Video oder eine flammende Rede eines Vereinsvertreters ins Netz stellen und das Umfeld auf diesem Wege für die Rückrunde anzünden. Er könnte Bock machen auf einen Klassenerhalt, gegen sämtliche Widrigkeiten. Der 1. FC Köln hat allerdings bis heute all dies nicht gemacht. Im Gegenteil, keiner der Verantwortlichen macht bei öffentlichen Auftritten einen guten Eindruck. Stattdessen wirkt man abgehoben, bisweilen arrogant, bräsig und tut so, als wären die ersten 16 Spiele ein etwas ruckeliger Saisonstart gewesen und die Transfersperre auch eigentlich nur eine etwas dornige Chance. Entsprechend darf der Verein sich auch nicht beschweren, wenn es Untergangsstimmung gibt, auch wenn man nach 16 Spieltagen natürlich noch nicht abgestiegen ist.

Foto von Leon Kuegeler/Getty Images

Fmengel via Instagram:

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Effzeh – Highlight 2023?
Effzeh – Tiefpunkt 2023?

Eine schöne Frage zum Jahresabschluss. Und gerade Highlights gab es, je länger man nachdenkt, ja doch einige in diesem Jahr: Spontan fallen vermutlich jedem der 2:1 Auswärtssieg in Leverkusen im Mai sowie der 3:1-Derbysieg in Müngersdorf gegen Gladbach im Oktober ein. Beide waren unerwartet, beide waren hochverdient und in beiden eskalierte es stimmungsmäßig. Beide Siege bleiben, auch mit ihren Begleitumständen, über das Jahr hinaus unvergessen! Aber auch das 7:1 gegen Bremen zum Jahresauftakt Ende Januar muss natürlich genannt werden, als in der ersten Halbzeit einfach alles klappte. Und dann war da natürlich noch der Abschied von Jonas Hector und Timo Horn nach dem letzten Spieltag der vergangenen Saison. Wer im Stadion war, für den war es ein echtes Highlight. Aus diesen Ereignissen eines zu picken ist schwer, aber wenn man sich entscheiden müsste, wäre es vermutlich der Derbyheimsieg im Oktober!

Der Tiefpunkt der Saison hingegen war ohne Frage Donnerstag, der 21.12.2023. Am Abend zuvor verlor der 1. FC Köln in Berlin bei Abstiegskonkurrent Union 0:2 und beendete die Herbstsaison auf einem Abstiegsplatz. Und dann trennte man sich erst von Trainer Steffen Baumgart, der in den vergangenen Jahren Fans und Stadt mitgenommen hatte wie kaum jemand vor ihm, und anschließend flatterte der Urteilsspruch des CAS ins Haus. Schlimmer geht in diesem Fall tatsächlich nimmer!

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