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Vorspiel

Der 1. FC Köln zu Gast bei Eintracht Frankfurt: Im Herzen Europas

Der stark gestartete 1. FC Köln spielt am Samstagnachmittag zur besten Fußballzeit gegen die derzeit eher formschwache Eintracht aus Frankfurt und möchte dort den nächsten überzeugenden Auftritt hinlegen. Die Hessen hingegen wollen den ersten Dreier der Saison landen. Unser Vorspiel.

Foto: imago images / Thomas Frey

Selten war die Laune beim 1. FC Köln so unbesorgt und zuversichtlich wie derzeit. Im Umfeld macht sich eine leichte Euphorie breit, die zwar in noch ironischen „Europapokaaaal“-Gesängen mündet, aber insgeheim steckt da natürlich auch eine große Portion Sehnsucht drin. Damit derzeit aber bei seiner Mannschaft keine zu große Selbstzufriedenheit einkehrt, hat Steffen Baumgart unter der Woche antizyklisch im Kreise der Mannschaft sehr deutlich gemacht, was er vom verschwenderischen Umgang mit den Großchancen in den vergangenen Spielen hielt: „Wir hätten schon fünf Punkte mehr haben können! Wisst Ihr eigentlich, wie viele Chancen Ihr schon liegen gelassen habt? Wenn wir aus fünf Metern das Tor nicht treffen!“, zitiert eine große deutsche Tageszeitung seine Ansprache an die Mannschaft nach dem Torschusstraining.

In der offiziellen Spieltags-PK legte er nach: „Wir haben gegen Leipzig einige hochkarätige Torchancen liegen lassen. Wir müssen uns gerade in den Kleinigkeiten weiter verbessern”, so FC-Coach Baumgart. Bei einer Mannschaft, die in der Vergangenheit dazu neigte, es sich in der eigenen Comfort Zone allzu bequem zu machen, könnte dies genau die richtige Ansprache sein, um die Sinne noch einmal nachzuschärfen und den derzeitigen Lauf weiter am Leben zu erhalten. Mit acht Punkten aus den ersten fünf Spielen und dazu äußerst ansprechenden Auftritten könnten die “Geißböcke” sichtlich zufrieden auf ihren Saisonstart blicken, doch da haben alle Beteiligten offensichtlich die Rechnung ohne Irrwisch Baumgart gemacht, der einer leistungshemmende Wohlfühlatmosphäre den Kampf angesagt hat.

Die Eintracht noch in der Findungsphase

Während des Spiels bei der Eintracht trifft der FC-Coach nun auf seinen alten Weggefährten Markus Krösche, mit dem er einst in Paderborn höchst erfolgreich gearbeitet hat. Jenem Krösche kommt dabei in Frankfurt die Mammutaufgabe zu, die SGE nach einer sportlich sehr erfolgreichen Phase zu übernehmen, aber gleichzeitig auch die Verluste von André Silva (zu Leipzig), Luka Jovic (Rückkehr zu Real Madrid nach Leihe) und Amin Younes (ausgemustert nach unschönem Transfertheater) zu kompensieren. So ganz ist dies mit den offensiven Neuzugängen Jesper Lindström (von Brondby IF), Rafael Borré (River Plate), Jens Petter Hauge (Milan) und Sam Lammers (Atalanta Bergamo) noch nicht gelungen: Die Eintracht konnte noch kein Spiel gewinnen, erzielte dabei nur fünf Tore und steht derzeit mit vier Punkten auf Platz 15 der Tabelle. Zudem verspielte man ähnlich wie der FC im vergangenen Spiel (gegen Wolfsburg) noch eine Führung.

“Frankfurts Spiele sind alle eng ausgegangen, das darf man nicht vergessen.”

Gleichwohl: Verloren hat die Eintracht lediglich am ersten Spieltag gegen Borussia Dortmund (2:5), wo noch ganz andere Teams Punkte lassen werden. Auch Baumgart weiß dies. „Frankfurts Spiele sind alle eng ausgegangen, das darf man nicht vergessen“, merkte der FC-Trainer daher zurecht an. Jedoch bleibt der Eindruck, dass Baumgarts Pendant auf Eintracht-Seite, Oliver Glasner, noch Zeit benötigt, seine Idee von Fußball in die Mannschaft zu implementieren. Derzeit versucht er noch mit überschaubarem Erfolg – wie zuvor schon sein Vorgänger Adi Hütter zu Beginn seiner Amtszeit – aus der Eintracht eine Viererketten-Mannschaft zu machen. Damit beraubt er seinen Spielern einiger Stärken und nimmt etwa Makoto Hasebe seine Idealposition in der Mannschaft als Kopf einer Dreierkette und ermöglicht es Filip Kostic nicht, aus der Tiefe nach vorne zu stoßen.

https://twitter.com/fckoeln/status/1440360187156578304

Aber gerade als linker Flügelspieler einer Fünferkette – der sogenannten Wingback-Position – gehörte der Serbe über Jahre zu einem ganz wichtigen Baustein im Spiel der SGE und war einer der Besten der Bundesliga auf dieser Position. In Viererkettensystemen tat Kostic sich zuvor dagegen eher schwer – auch wenn es zu Glasners absolutem Verdienst zählt, den Spieler nach misslungenen Wechselabsichten wieder integriert zu haben. Bislang überzeugte der Serbe nach seiner Reintegration durchaus. Ihn zu stoppen wird daher eine der Kernaufgaben der Rheinländer am Wochenende werden. Zwar wäre denkbar, dass Baumgart hier auf Grund seiner Schnelligkeit Kingsley Ehizibue gegen Kostic stellt – auch um „Easy“ für dessen Heldengrätsche im Spiel gegen Leipzig zu belohnen. Allerdings entschied sich der Cheftrainer schon gegen Leipzig für Benno Schmitz, der es dort mit den ebenfalls wieselflinken Gvardiol und Szoboszlai zu tun bekam und seine Sache sehr ordentlich machte.

Mit voller Kapelle nach Frankfurt

In der Mitte hingegen hat der Ex-Paderborner klargestellt, dass Rafael Czichos „ als Innenverteidiger gesetzt sein [wird], für die Position daneben habe ich die Qual der Wahl zwischen Jorge Meré, Luca Kilian und Timo Hübers. Es wird darum gehen, die für die Situation passenden Akteure auf dem Platz zu haben“, erklärte Baumgart. Gegen den großgewachsenen Lammers wäre es daher denkbar, dass Meré erneut nur der Platz auf der harten Ersatzbank bleibt und der kopfballstärkere Hübers nach Verletzung wieder in die Mannschaft rotiert. Auch sonst kann Baumgart aus den Vollen schöpfen – lediglich Tim Lemperle ist nach wie vor angeschlagen, ein Einsatz in seiner Geburtsstadt kommt für ihn zu früh. Auch Jannes Horn befindet sich weiterhin im Aufbau, konnte aber immerhin wieder ins Lauftraining einsteigen.

“Für die Position neben Rafael Czichos habe ich die Qual der Wahl zwischen Jorge Meré, Luca Kilian und Timo Hübers. Es wird darum gehen, die für die Situation passenden Akteure auf dem Platz zu haben.“

Als sicher gilt, dass Florian Kainz wieder in die erste Elf rochieren wird. Vermutlich wird sich stattdessen Jan Thielmann mit der Jokerrolle begnügen müssen, da der Österreicher derzeit einer jener Spieler ist, die für Baumgarts System entscheidend sind, da er über die nötige Spielintelligenz, Torgefahr und Vorlagenstärke auch aus dem Halbraum verfügt.
Spannend wird sein, wie der Coach mit Ondrej Duda umgeht: Zwar gehörte der slowakische Spielmacher gegen Leipzig mit über zwölf gelaufenen Kilometern zu den absoluten Arbeitstieren, jedoch vergab er auch die Monsterchance zum Siegtreffer in letzter Minute. Aber Leuten, die vom Pferd gefallen sind, hilft ja bekanntlich am Besten, sofort wieder aufzusteigen.

Foto: imago images / Mika Volkmann

Gegen die eher robusten Innenverteidiger Hinteregger und Ndicka könnte es aber auch möglich sein, dass Baumgart mit dem gesetzten Anthony Modeste und Sebastian Andersson zwei ebenso robuste Stürmer stellen wird. Das Aufstellungsroulette regt zu einigen solcher Gedankenspiele an, was auch eine Qualität des Kaders ist. Vorbei scheinen die Zeiten, als sich die Startelf quasi von alleine aufgestellt hat. Auch bei der Eintracht ist einiges an Rotation um bestimme Säulenspieler herum möglich. So wären sowohl Hauge als auch Lindström denkbare Startelfkandidaten, ebenso wie im Mittelfeld Ilsanker oder Hrustiv reinrotieren könnten. Denn bei der Eintracht darf man nicht nur auf das Köln-Spiel blicken, man muss auch belastungssteuernd an das Spiel am Donnerstag gegen Royal Antwerpen (mit Birger Verstraete) denken. Denn in Frankfurt ist, auch wenn man der Form hinterher rennt, das Realität, wovon man in Köln noch träumt: der Europapokaaaal.

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