Folge uns
.

Nachspiel

Der 1. FC Köln verliert mit 0:1 bei Union Berlin: Berlin war diesmal keine Reise wert

Bei Union Berlin liefert der 1. FC Köln ohne seinen Goalgetter Anthony Modeste eine offensiv sehr maue Partie ab und verliert eine umkämpfte Partie am Ende auch wegen eines Blackouts von Jonas Hector verdient mit 0:1.

Julian Chabot im Zweikampf mit Grischa Prömel (Union Berlin) (Foto: Boris Streubel/Getty Images)

Fehler sind da, um gemacht zu werden, pflegte mein alter Lateinlehrer zu sagen. In der Schule, im wirklichen Leben und eben auch im Fußball. Sie gehören zu dieser Sportart dazu wie der grüne Rasen, die weiße Torlinie und der runde Ball. Fehler können allen Akteuren unterlaufen, denjenigen, die hobbymäßig unterwegs sind, den Amateuren und Halbprofis, ja sogar den Spielern, die wir gerne als Weltstars betiteln. Franz Beckenbauer etwa. Dem Kaiser gelang in der Saison 1974/75 ein Kunststück, das in dieser Kategorie selbst in der langen Geschichte der Bundesliga nur selten vorkam, er bugsierte den Ball in zwei aufeinanderfolgenden Partien ins eigene Netz. Bei der 2:3-Heimniederlage gegen Kickers Offenbach ebenso wie bei dem 1:4 bei Hertha BSC. Sieh an, auch der Kaiser ist nur ein Mensch, flüsterten sich so manche Fußball-Aficionados damals zu. Das mache ihn eher sympathischer, ergänzten wiederum andere.

Bei der gestrigen 0:1-Niederlage des 1. FC Köln an der Alten Försterei in Berlin unterlief Jonas Hector zwar kein Eigentor, ungewollt fabrizierte er jedoch den Assist zum Treffer von Taiwo Awonyiy, als er Marvin Schwäbe anspielen wollte und nur den Mittelstürmer der Eisernen fand. Unmittelbar nach Spielende zog sich der Kölner Mannschaftskapitän das Trikot über den Kopf, schien nichts mehr hören, nichts mehr sehen zu wollen. Ellyes Skhiri war der erste Mitspieler, der ihn tröstete, dann kamen die anderen hinzu. Jeder wusste wohl, was Jonas Hector in dieser Saison und den vorigen für das Team geleistet und wie er unzählige Male die Mannschaft mitgerissen hatte, und so dominierten Mitgefühl und Trost statt Ärger und Häme. Beckenbauers Teamkameraden zeigten sich damals weniger feinfühlig. Torwart Sepp Maier wurde gar mit folgenden Worten zitiert: “Der Katsche Schwarzenbeck soll ab jetzt den Franz decken, nicht mehr den Torjäger vom Gegner. Der Franz ist zurzeit unser schärfster Gegner.” Die Zeiten ändern sich – nicht immer nur zum Schlechteren.

Viel Kampf, viel Krampf, aber kaum Chancen

Nach Anpfiff von Schiedsrichter Florian Badstübner entwickelte sich eine Partie, die geprägt war von Zweikämpfen, langen Bällen und Fehlpässen. Chancen waren selten und ergaben sich zumeist eher zufällig, wie nach Luca Kilians Ausrutscher zu Beginn, die es Awonyiy erlaubte, alleine auf das Kölner Tor zuzusteuern. Uth (22.) und Hector (39.) vergaben noch für den FC, während Marvin Schwäbe Sheraldo Beckers Abschluss (25.) aus spitzem Winkel parierte. Es folgte Hectors Fehlpass und die Führung durch Awonyiy und eine Kölner Mannschaft, die ebenso verzweifelt wie vergebens versuchte, das Tor der Berliner in Gefahr zu bringen. So endete eine Partie, die keinen Sieger verdient gehabt hätte, mit einem 1:0-Erfolg von Union Berlin.

Der Berliner Timo Baumgartl im Zweikampf mit Ellyes Skhiri (Foto: Boris Streubel/Getty Images)

Erkenntnisse: Defensiv passabel, offensiv mau

Es lag wohl eher nicht am Fehlen von Anthony Modeste, dass die Kölner Offensive so gar nichts zustande bringen wollte. Der Grund war zuvorderst in dem oft gelungenen Bemühen der Berliner zu suchen, Flanken in ihren Sechzehner zu unterbinden, die aus dem vielversprechenden Bereich nahe der Torauslinie kommen sollten. Damit nahmen sie Sebastian Andersson völlig aus dem Spiel, der vergeblich darauf wartete, Proben seiner Kopfballstärke abliefern zu können.

Im Mittelfeld arbeiteten Skhiri und Özcan defensiv gewohnt zuverlässig, Ideen für gelungene Angriffe konnten sie jedoch kaum beitragen. Und Mark Uth? Er war noch der auffälligste Offensivakteur, aber auch er sprühte nicht vor Einfällen und vermochte nur wenige Impulse zu setzen. Trainer Steffen Baumgart bemängelte ebenfalls das Spiel nach vorne: “Wir haben es nicht geschafft, in die Tiefe zu kommen. Heute ist es uns nicht gelungen, die passenden Lösungen zu finden,” sagte er nach dem Spiel. Im Gegensatz dazu schlug sich die Kölner Defensive recht passabel und ließ wenig zu, wenn man einmal von den Problemen absieht, die Kingsley Ehizibue mit dem wendigen Sheraldo Becker hatte. Nach der Pause übernahm Dejan Ljubicic diese Aufgabe und löste sie auf ungewohnter Position erstaunlich souverän.

“Wir haben es nicht geschafft, in die Tiefe zu kommen. Heute ist es uns nicht gelungen, die passenden Lösungen zu finden.”

Es war eine schwache Partie, die der 1. FC Köln an der Alten Försterei ablieferte, und sie deutete auf ein Muster hin, dass sich zu wiederholen scheint: Steffen Baumgarts Team tut sich augenscheinlich schwer gegen Mannschaften wie Union Berlin, den FC Augsburg oder Arminia Bielefeld, die tief stehen, eher über den Kampf kommen und Zweikämpfe noch energischer angehen, als dies die Kölner tun. Gegen Union hat man gestern verloren, die Partien gegen Augsburg und Bielefeld stehen noch bevor.

Das nächste Spiel: Die Meenzer kommen

Am nächsten Samstag (15.30 Uhr) ist Mainz 05 zu Gast in Köln-Müngersdorf. Bo Svenssons Team gehört in die Kategorie der Mannschaften um Union Berlin, Augsburg und Bielefeld, die sich durch Kampfstärke auszeichnen und unangenehm zu bespielen sind, müssen jedoch hinsichtlich ihrer Spielstärke eher eine Stufe höher als die genannten Teams eingeschätzt werden.

Im Hinspiel in Mainz kämpft Adam Szalai um den Ball mit Salih Özcan (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Steffen Baumgart wird die Häupter seiner einsetzbaren Spieler für diese Partie zählen müssen. Vieles bleibt ungewiss: Hat Modeste seine Erkrankung überwunden? Ist Benno Schmitz wieder einsatzbereit? Kommt Kingsley Schindler zurück? Auf Timo Hübers und Jan Thielmann wird er wegen deren Gelbsperren verzichten müssen, kann allerdings auch wieder auf Ondrej Duda zurückgreifen. Die Partie in der Hinrunde war heiß umkämpft, auf dem Spielfeld und auch jenseits der Seitenauslinie. Bo Svensson und Kevin McKenna werden sich wohl daran erinnern. Es bleibt zu hoffen, dass es diesmal friedlicher zugehen wird – sportlich möglicherweise mit einem besseren Ende für den 1. FC Köln? Man wird sehen.

 

Mehr aus Nachspiel

.