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Nachspiel

Der 1. FC Köln spielt zu Hause remis: Ein glückliches 1:1 – für Mainz 05

Eine gute zweite Hälfte und ein wieder in Form kommender und zum 1:1-Endstand treffender Dejan Ljubicic sorgen für ein gutes Gefühl beim 1. FC Köln. Auf der anderen Seite zeigt das Sturmzentrum wieder einmal, warum es die Problemzone der Kölner ist.

Dejan Ljubicic jubelt nach seinem Treffer zum 1:1 (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Nein, Steffen Baumgart konnte sich nicht beruhigen – und er wollte es auch gar nicht. Noch geraume Zeit nach dem Schlusspfiff gab er Schiedsrichter Benjamin Cortus zu verstehen, was er von seiner Entscheidung kurz vor Schluss hielt, als dieser dem gefoulten Jan Thielmann ebenso eine Gelbe Karte zeigte wie dem Übeltäter Dominik Kohr. Baumgart brachte es auf seine Weise auf den Punkt: “Einer foult, aber zwei Spieler kriegen Gelb. Das geht mir auf die Eier,” merkte er dazu nach dem Spiel an.

Die Kölner Anhänger im Stadion konnten die Reaktion ihres Trainers problemlos nachvollziehen, hatte Kohr doch in den zurückliegenden 90 Minuten beständig daran gearbeitet, sich den Unmut der Fans zuzuziehen. So war das Foul an Thielmann auch beileibe nicht das erste überharte Einsteigen des Mainzers und dies mag Baumgarts Entrüstung noch zusätzlich befeuert haben. Grundsätzlich ging es aber im Fall der Gelben Karte für Thielmann um eine Ungerechtigkeit und die mag der Kölner Trainer noch weniger als Zahnweh und Bauchgrimmen.

Starker Mainzer Start, dann übernahm der FC

Der Spielfilm der Partie lässt sich problemlos in zwei Teilen schildern, nämlich zunächst in die ersten 20 Minuten und danach den Rest der Begegnung. Das Team von Trainer Bo Svensson legte los wie die Feuerwehr, griffig, aggressiv, mit ganz genau den richtigen Laufwegen, um den Kölnern den Zugriff auf das Spiel zu verwehren. Schnelle Ballgewinne auf Seiten der Rheinhessen resultierten zwar zunächst noch nicht in großen Torchancen, doch nahmen sie dem FC die Luft zum Atmen. Folgerichtig ging Mainz dann auch in Führung, als Ludovic Ajorque auf Flanke von Rechtsverteidiger Silvan Widmer aus kurzer Entfernung einnetzte (17.). Eine zu diesem Zeitpunkt völlig verdiente Führung.

“Einer foult, aber zwei Spieler kriegen Gelb. Das geht mir auf die Eier.” (Steffen Baumgart)

Die Kölner mussten sich ein wenig schütteln, traten jedoch nach dem Rückstand deutlich mutiger und klarer auf und erarbeiteten sich durch Eric Martel, Kingsley Schindler und Linton Maina erste Torgelegenheiten. Nach der Pause dauerte es dann nur sechs Minuten, bis Dejan Ljubicic nach schönem Doppelpass mit Jonas Hector zum 1:1-Ausgleich traf (51.). Danach spielte an diesem Nachmittag in Müngersdorf nur noch eine Mannschaft. Angefeuert durch das Heimpublikum rollte Angriff auf Angriff auf das Mainzer Tor zu, allerdings fehlte oft die letzte Präzision im Abschluss.

Kingsley Schindler im Zweikampf mit dem Mainzer Stefan Bell (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

So etwa bei Florian Kainz’ Volleyabnahme (63.) und vor allem bei Linton Mainas Riesenchance in der 69. Minute, als er alleine auf das Mainzer Tor zulief und um Zentimeter verzog. Auch Dejan Ljubicic Gewaltschuss aus 20 Metern verfehlte das rechte Toreck nur knapp, so dass es bei einem 1:1-Unentschieden blieb, mit dem Mainz deutlich besser leben konnte als der FC. Das gab auch Bo Svensson nach dem Spiel unumwunden zu: “Wenn man das ganze Spiel ansieht, ist es ein glücklicher Punkt für uns, den wir heute gerne mitnehmen,” sagte er auf der PK.

Was in Erinnerung bleibt: Die Leistung nach dem Rückstand

Ein Spiel des 1. FC Köln mit der Parallelität von “good and bad”. Positiv stimmt einen die deutlich ansteigende Formkurve eines Dejan Ljubicic, der neben dem wiederum starken Eric Martel nach einer gewissen Anlaufzeit eine ansprechende Partie zeigte. Jonas Hector als nimmermüder Antreiber konnte ebenso gefallen wie Jeff Chabot im Abwehrzentrum. Überhaupt bewies die gesamte Mannschaft mit der Reaktion nach der Mainzer Führung eine Tugend, die lange Zeit verschüttet schien. Zuletzt war es ihr am 10. Spieltag gegen den FC Augsburg gelungen, nach einem Rückstand ins Spiel zurückzufinden.

“Wenn man das ganze Spiel ansieht, ist es ein glücklicher Punkt für uns, den wir heute gerne mitnehmen.” (Bo Svensson)

Auf der Minusseite stehen allerdings – wieder einmal – die gezeigten Leistungen im Sturmzentrum. Davie Selke arbeitet viel, kommt jedoch viel zu selten dazu, das zu tun, wofür ein Mittelstürmer da sein sollte: Strafraumpräsenz zeigen, Chancen erarbeiten und Tore erzielen. Noch tiefere Sorgenfalten muss ebenfalls zum wiederholten Male die Leistung von Steffen Tigges hervorrufen, bei dem gegenwärtig überhaupt nichts zu passen scheint. Weder Laufwege, noch Zweikampfverhalten und schon gar nicht Spritzigkeit und Torgefahr. Es wird interessant zu sehen sein, wie lange  Steffen Baumgart noch mit ihm Geduld beweist.

Das nächste Spiel: In den Kraichgau nach Sinsheim

Am nächsten Samstag reist der 1. FC Köln nach Sinsheim, um dort gegen den Gastgeber, die TSG Hoffenheim anzutreten. Das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo befindet sich gegenwärtig in ausgezeichneter Verfassung, was die Ausbeute von 10 Punkten aus den letzten vier Partien eindrucksvoll unterstreicht. Am Wochenende konnte man noch nicht einmal unverdient einen Punkt bei den Bayern ergattern, Andrej Kramaric traf zum 1:1. Vor den Hoffenheimern sei also gewarnt, auch wegen des letzten Gastspiel der Kölner dort, das am 15. Oktober 2021 mit einer blamablen 0:5-Niederlage endete.

Das Hinspiel gegen die TSG Hoffenheim endete 1:1 (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Auf Kölner Seite wird Trainer Steffen Baumgart wieder auf Ellyes Skhiri zurückgreifen können. Denkbar ist, dass Dejan Ljubicic auf die rechte Außenbahn rückt und dort Kingsley Schindler ersetzt. Was man aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Baumgart seinen Schützlingen die besondere Bedeutung dieser Partie vermitteln wird. Die Hoffenheimer würden bei einem Sieg den 1. FC Köln in der Tabelle überholen, während die Kölner ihrerseits bei einem dreifachen Punktgewinn dem Klassenerhalt wohl sehr, sehr nahe kämen. Für Spannung sollte also gesorgt sein, mit einem besseren Ende für den FC? Warten wir’s ab.

 

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