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Der 1. FC Köln mit Markus Gisdol und Horst Heldt: Aller verzweifelten Dinge sind drei

Die Entscheidung des 1. FC Köln, Horst Heldt und Markus Gisdol zu verpflichten, erntet viel Kritik – nur der Klassenerhalt wird sie rechtfertigen können. Eine Situationsanalyse.

Screenshot: 1. FC Köln/Youtube

Wer etwas zu verkaufen hat, das womöglich nicht zu den besten Produkten auf dem Markt gehört, der muss sich etwas einfallen lassen. Zumeist endet das in grotesker Lobhudelei, die mit der Realität wenig zu tun hat. Ähnlich dachte wohl auch der 1. FC Köln, als er am Dienstagmittag zur Vorstellung der neuen sportlichen Leitung rief. Allzu große Freude hatte die Verpflichtung von Trainer Markus Gisdol und Sportchef Horst Heldt in der Domstadt nicht ausgelöst.

Dennoch kommentierte FC-Präsident Werner Wolf den personellen Doppelschlag der „Geißböcke“ überaus beschwingt: „Die Situation, die wir Ihnen heute vorstellen, erfüllt uns mit Freude. Wir haben uns Zeit genommen, eine neue sportliche Führung zu finden. Das systematische Vorgehen ist belohnt worden“, schlussfolgerte das Vereinsoberhaupt sichtlich erleichtert. Auch Finanzchef Alexander Wehrle sprach davon, dass dies ein guter Tag für den 1. FC Köln sei, und war zufrieden mit der gefundenen Lösung: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Markus Gisdol und Horst Heldt hier beim FC Ruhe und Stabilität erzeugen können.“

Ruhe und Stabilität: Danach sah es beim 1. FC Köln in den vergangenen Wochen so ganz und gar nicht aus. Erst stürzte der Bundesliga-Aufsteiger wieder einmal in eine sportliche Krise, verlor die direkten Duelle bei der Abstiegskonkurrenz aus Mainz und Düsseldorf und verabschiedete sich beim 1. FC Saarbrücken mit einer peinlichen Pleite aus dem Pokal. Turbulenzen im direkten Umfeld der Mannschaft kamen hinzu: FC-Sportchef Armin Veh verkündete seinen Abschied zum Saisonende, Trainer Achim Beierlorzer wackelte ohne Rückhalt im Verein bedenklich. Nach dem 1:2 gegen Hoffenheim zog der effzeh dann die Notbremse und trennte sich gleich von beiden sportlich Verantwortlichen.

 

Nun soll es also Markus Gisdol auf der Trainerbank richten. Seit seinem Rausschmiss in Hamburg Anfang 2018 war der gebürtige Geislinger ohne Engagement geblieben, auch beim 1. FC Köln stand er zunächst nicht auf der Wunschliste. Die „Geißböcke“ holten sich zunächst eine Abfuhr von Bruno Labbadia, der sich auf keinerlei Gespräche mit seinem ehemaligen Verein einlassen wollte. Danach buhlten die Rheinländer um die Dienste von Hertha-Urgestein Pal Dardai, der im Sommer in Berlin aufgehört hatte. Nach diversen Spekulationen, ob der Ungar nun den effzeh übernehmen wolle oder eben nicht, gab es für den derzeitigen Tabellen-17. eine Absage.

Am Ende einigten sich die Entscheider um Frank Aehlig, der als Leiter der Lizenzabteilung nach Vehs Abgang federführend für die Suche verantwortlich zeichnete, auf Gisdol. Einen Trainer, dessen Spielphilosophie gänzlich anders ist als die der zunächst umworbenen Kandidaten Labbadia und Dardai, wie der „kicker“ beim Aufkommen des Gerüchts hervorragend analysierte. Ein Trainer, dem nach seinen vorherigen Engagements in Hamburg und in Hoffenheim wenig Gutes hinterhergeschickt wurde. Ein Trainer, der auch dank der wenig ansehnlichen Vorschusslorbeeren als „dritte Wahl“ schon vor Antritt seines Amts im schwierigen Kölner Umfeld nur wenig Rückhalt genießt.

Gisdol zeigt sich selbstbewusst

Gisdol ficht das allerdings nicht an, wie er bei seiner Vorstellung bewies: „Natürlich nehme ich die Reaktionen auf meine Verpflichtung wahr. Ich habe mir aber auch vorgenommen, gewisse Dinge auszublenden. Ich kann sagen: Ich weiß, warum ich hier bin, was mich erwartet und was ich leisten kann“, gab der 50-Jährige auf seiner ersten Pressekonferenz als FC-Trainer selbstbewusst zu Protokoll: „Ich kenne die Situation, zu einem Verein zu kommen, wo es nicht so gut läuft. Es ist wichtig, Ruhe reinzubringen und das Team zu entwickeln, um aus dieser Situation rauszukommen. Ich bin sehr glücklich, dass ich ausgewählt wurde, um die Situation hier zu meistern. Wir müssen jetzt gewissenhaft und grundlegend arbeiten in vielen Bereichen.“

Foto: Sascha Steinbach/Bongarts/Getty Images

Gewissenhaft und grundlegend arbeiten: Das gilt auch für den neuen Sportchef am Geißbockheim. Nach diversen Spekulationen, bei denen etliche Interna nach außen drangen, fiel die Wahl der Kölner auf Horst Heldt. Der ehemalige FC-Spieler hatte zuletzt ein wenig erfolgreiches Intermezzo bei Hannover 96 hinter sich gebracht, zuvor stand der 49-Jährige beim FC Schalke 04 und dem VfB Stuttgart in der Verantwortung. Auch um die Bestellung Heldts zum Geschäftsführer gab es bei den „Geißböcke“ hitzige Debatten. Bereits vor zwei Jahren wollte der effzeh den erfahrenen Manager nach Köln holen, der zwischenzeitlich sicher geglaubte Deal scheiterte allerdings am Veto von Hannovers Vereinschef Martin Kind.

Schlammschlacht um Heldt

Dass ein mögliches Engagement nun auch im zweiten Anlauf nicht bei jedem auf Gegenliebe stieß, hat auch mit der damaligen Schlammschlacht im Jahr 2017 zu tun. Denn nicht alle am Geißbockheim hatten den Eindruck, Heldt wolle mit aller Macht zurück zum 1. FC Köln. Im Gegenteil: Manch einer vermutete, der gewiefte Funktionär wollte mit der Offerte aus der Heimat seine Verhandlungsposition in Hannover stärken. Das alles – und die Tatsache, dass das Interesse an Heldt bereits brühwarm in den Kölner Medien landete – schwang mit, als der Gemeinsame Ausschuss der Verpflichtung des einstigen Mittelfeldspielers der „Geißböcke“ eine Absage erteilte. Woher der Meinungsumschwung wenige Tage später rührte, bleibt trotz etlicher durchgestochener Informationen ein Rätsel.

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