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Nachspiel

Der 1. FC Köln gewinnt 3:2 gegen Augsburg: Und es gibt ihn doch, den Fußballgott!

Der 1. FC Köln rang den FC Augsburg in einer umkämpften Partie vor allem dank einer überzeugenden zweiten Halbzeit nieder und konnte mit dem schlussendlich verdienten 3:2 den ersten Heimsieg gegen die Fuggerstädter seit der Saison 2011/12 einfahren.

Steffen Tigges hat gerade das 3:2 gegen den FC Augsburg erzielt (Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

Es war eigentlich so wie immer gegen den FC Augsburg. Jedenfalls in Halbzeit eins. Die Fuggerstädter liefen aggressiv an, machten das auch nicht ungeschickt, streuten einen Schubser hier und ein Zupfen da ein und waren sich auch nicht zu schade, bei Einwurf des Gegners den Ball einfach noch mal wegzuschießen. Fast 40 Minuten sollte es dann dauern, bis die Augsburger dann ihre Expertise in der Disziplin demonstrierten, die sie wie kaum eine andere Elf beherrschen: Die Einflussnahme des Schiedsrichters durch energisches Protestieren. Vorausgegangen war ein böses Foul des Augsburgers Vargas an Linton Maina, das Schiedsrichter Felix Zwayer mit Gelb bewertete, was Spieler und Ersatzbank an den Rand der Fassungslosigkeit zu bringen schien.

Die zwei Gesichter des FC Augsburg

Im nächsten Moment umringten aufgebrachte Augsburger Spieler den Unparteiischen und redeten wild gestikulierend auf ihn ein. Manager Stefan Reuter führte von der Bank aus die Schar der Empörten an, Neu-Trainer Enrico Maaßen mischte engagiert mit. Kölns Coach Steffen Baumgart war entsprechend not amused und machte dies durch eine deftige Wortwahl der Augsburger Bank gegenüber auch mehr als deutlich. Es dauerte, bis die Gemüter sich beruhigt hatten, die Partie blieb jedoch gallig – vor allem von Seiten der Gäste.

Bis zur 78. Spielminute. Dann sollte ein ehemaliger Kölner im Trikot des FC Augsburg beweisen, dass es auch anders geht. Elvis Rexhbecajs Distanzschuss war gut einen Meter zu hoch angesetzt gewesen, Schiedsrichter Zwayer meinte jedoch noch die Ballberührung eines Kölner Spielers gesehen zu haben und auf Eckstoß für den FCA entschieden. Zur Sicherheit fragte er jedoch noch einmal bei Rexhbecaj nach und entschied danach auf Abstoß, nachdem der Mittelfeldspieler zugegeben hatte, dass sein Schuss ohne Gegnerberührung das Kölner Tor verfehlt hatte. Steffen Baumgart und Thomas Kessler bedankten sich umgehend bei Stefan Reuter für diese ausgesprochen faire Geste seines Spielers.

“Der Kölner Sieg ist in Summe absolut verdient.” (Augsburgs Trainer Enrico Maaßen)

Dem eingewechselten Augsburger Lukas Petkov schien die Atmosphäre allerdings allzu kuschelig zu werden, denn unmittelbar nach der vollzogenen Versöhnung zwischen den Verantwortlichen beider Teams senste er Benno Schmitz um. Brachial, gezielt, ohne jede Gnade. Er sah Gelb, war damit gut bedient, doch seine Miene machte deutlich: Der FC Augsburg, der kann auch anders, ganz anders.

Eine Partie auf des Messers Schneide

Was passierte sonst auf dem Rasen des Kölner Stadions? Die Zuschauer sahen ein Spiel, das über weite Strecken auf des Messers Schneide stand. Die Augsburger gingen durch ein schönes Tor von Florian Niederlechner mit 0:1 in Führung (14.), die fünf Minuten später nach Berishas Kopfball nur durch die Abseitsentscheidung von Linienrichter und VAR nicht auf 0:2 anwuchs. Unmittelbar nach der Halbzeit war es ausgerechnet der bis dahin glücklose Steffen Tigges, der nach Vorarbeit von Linton Maina für den 1:1-Ausgleich sorgte (47.).

“Dass wir trotzdem nochmal zurückgekommen sind, spricht für unsere Mentalität. Aber die Kölner wollten es heute ein Stück weit mehr.” (Enrico Maaßen)

Eine Viertelstunde später erhöhte Denis Huseinbašić mit seinem zweiten Bundesligatreffer auf 2:1. Durch einen unhaltbaren Treffer aus 12 Metern glich der eingewechselte Daniel Caligiuri  zum 2.2 aus (68.), bevor erneut Tigges nach Vorarbeit von Mark Uth zum 3:2-Siegtreffer traf.

Erkenntnisse: Der 1. FC Köln – ein verdienter Sieger

Ein kollektives Lob verdient die Energieleistung des Teams, das nur 72 Stunden nach der 0:2-Niederlage bei Partizan Belgrad den FC Augsburg in den zweiten 45 Minuten niederkämpfte und insgesamt gesehen als verdienter Sieger vom Platz ging. Dies sah auch Augsburgs Trainer Enrico Maaßen so: “Der Kölner Sieg ist in Summe absolut verdient. Wir sind nach dem Führungstor zu passiv geworden und haben es nicht geschafft, Köln von unserem Tor fernzuhalten,” sagte er nach der Partie – und ergänzte: “Dass wir trotzdem nochmal zurückgekommen sind, spricht für unsere Mentalität. Aber die Kölner wollten es heute ein Stück weit mehr.”

Ein konzentrierter Steffen Baumgart verfolgt das Geschehen auf dem grünen Rasen. (Foto:  Frederic Scheidemann/Getty Images)

Trainer Steffen Baumgart sprach dann auch seinem Team ein verdientes Lob aus: “Die frühen Gegentreffer mit dem ersten Schuss hängen uns ein bisschen nach. Dann sind wir hinterhergelaufen, aber die Jungs glauben an sich. Dass man dann dranbleibt und auf Sieg spielt, das haben die Jungs gut gemacht,” sagte er auf der PK.

Das 3:2 war der erste Heimsieg über den FC Augsburg seit der Saison 2011/12. Zum damaligen 3:0 hatten zwei Tore von Lukas Podolski und ein Treffer von Slawomir Peszko beigetragen. Seitdem waren die Kölner an den Augsburgern schier verzweifelt, waren selten das schlechtere Team, doch gewinnen konnten sie einfach nicht. So mancher FC-Anhänger wird an der Existenz einer höheren, für Gerechtigkeit sorgenden Macht gezweifelt haben – bis, ja bis der Fußballgott heute ein Einsehen hatte und der schwarzen Serie ein Ende bereitete.

Ausblick: Alaaf trifft auf Helau

Am Freitagabend geht es schon weiter für den 1. FC Köln, wenn das Team um 20.30 Uhr beim 1. FSV Mainz 05 antreten muss. Das Team von Trainer Bo Svensson wird mit dem Rückenwind eines 2:0-Auswärtssiegs beim starken Aufsteiger Werder Bremen die Partie angehen können, bei dem bekannte Stärken der Rheinhessen zum Erfolg beigetragen haben: große Laufbereitschaft, intensive Zweikampfführung und schnelles Umschaltspiel – und eine Angriffsreihe mit dem hohen Tempo eines Jonathan Burkardt, Karim Onisiwo und Marcus Ingvartsen.

Eine Szene aus dem Vorjahr: Dejan Ljubicic im Zweikampf mit dem Mainzer Jean-Paul Boetius (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Aber auch der 1. FC Köln wird dieses Duell der Mannschaften aus den beiden Karnevalshochburgen mit einem Erfolgserlebnis im Rücken bestreiten können. Trainer Steffen Baumgart kann wieder auf den gegen Augsburg gesperrten Florian Kainz zurückgreifen, zudem wird Mark Uth wohl wieder ein Stück weiter auf dem Weg zurück zur vollständigen Matchfitness sein. Und trotzdem: Nach dem FC Augsburg werden die Kölner mit den 05ern einem weiteren äußerst unangenehm zu bespielenden Gegner gegenüberstehen. Ausgang offen, Punkt(e) willkommen.

 

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