Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Zum Abschluss der Englischen Woche steht die ungeliebte Reise nach Freiburg auf dem Programm. Vor #SCFKOE sprachen wir mit Freiburgs Mediendirektor Philipp Walter.
Zu den Spielen unseres geliebten und glorreichen 1. FC Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.
Das Pokalaus ist noch nicht so recht verdaut, da geht es für den 1. FC Köln bereits wieder rund: Die Reise zum SC Freiburg tritt der effzeh offenbar nur äußerst ungern an, konnten die “Geißböcke” doch zuletzt 1996 einen Erfolg im Breisgau feiern. Vor dem Sonntagskracher des Siebten gegen den Achten sprechen wir im #SCFKOE-Auswärtsspiel mit Freiburgs Mediendirektor Philipp Walter, bis vor kurzem noch in Diensten der Kölner Haie, über das Besondere beim Sport-Club, Trainerikone Christian Streich und dem Kölner Schwarzwaldfluch.
Etwas weniger als ein halbes Jahr ist vergangen, seit du von den Kölner Haien zum SC Freiburg gewechselt bist. Hast du dich in deiner neuen alten Heimat schon eingelebt?
Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images
Ja, Freiburg ist meine Geburtsstadt, ich habe hier bis zu meinem 20. Lebensjahr gelebt, meine Eltern wohnen hier – das hat es einfach gemacht. Auch die Kolleginnen und Kollegen beim SC haben mir den Start wirklich leicht gemacht. Ich wurde sehr herzlich empfangen. Die Verbindung zu Köln ist aber weiterhin sehr eng.
Wie groß ist der Unterschied zwischen einem großen Eishockey-Klub zu einem eher kleineren Fußball-Bundesligisten?
An solchen Kennzahlen wie Mitarbeiterzahl, Umsatz, Zuschauerschnitt oder Medienreichweite ist der SC größer als der KEC, aber natürlich ist Freiburg innerhalb der Bundesliga nicht mit Clubs wie Bayern oder Dortmund zu vergleichen. Einerseits sind SC und KEC alleine schon wegen ihrer Rechtsform (SC ist e.V., KEC ist GmbH) schwer zu vergleichen, andererseits sind die Themen und Abläufe z.B. bei einem Spieltag schon ähnlich. Der größte Unterschied ist die Haltung, wie die Clubs ihre sportlichen Herausforderungen angehen. Beim KEC ist das Ziel, bei der Vergabe der Meisterschaft ein gewichtiges Wort mitzusprechen, der SC definiert sich selbst als ein Verein, der langfristig und dabei wirtschaftlich gesund unter den besten 25 dabei sein will. Das kann eben auch mal bedeuten, dass man absteigt. Diesem vermeintlichen Schicksal ergibt sich in Freiburg aber natürlich keiner, im Gegenteil. Aber die Planungen sind eben total realistisch und nachhaltig. Das zeichnet den SC aus und schafft auch eine sehr große Identifikation bei Fans und Sponsoren.
Der SC Freiburg definiert sich selbst als ein Verein, der langfristig und dabei wirtschaftlich gesund unter den besten 25 dabei sein will. Das kann eben auch mal bedeuten, dass man absteigt. Diesem vermeintlichen Schicksal ergibt sich in Freiburg aber natürlich keiner.
Medial gilt der Standort Freiburg von außen betrachtet als ziemlich beschaulich, gerade im Vergleich zum eher unruhigen Köln. Ist das ein Eindruck, den du nach kurzer Zeit beim Sport-Club teilen würdest?
Ja, das ist schon so. “Beschaulich” bedeutet aber nicht “verschlafen”. Der Fokus der Medien hier ist auch ein etwas anderer. Es geht schon ganz primär um Fußball und selten um “bunte” Themen abseits des Rasens.
Sportlich spielt der Sport-Club eine wirklich starke Saison als Aufsteiger. Damit hat wahrscheinlich auch in Freiburg kaum jemand gerechnet, oder?
Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images
Die Planungen der sportlich Verantwortlichen hat natürlich schon darauf abgezielt, eine gute Saison zu spielen. Aber, klar: Der aktuelle Tabellenplatz ist für uns schon etwas, das momentan glücklich macht.
Was sind aus deiner Sicht die vornehmlichen Gründen für dieses erfrischende Auftreten der Mannschaft?
Die Spieler benennen immer wieder den guten Zusammenhalt in der Mannschaft. Das spürt man auch als Zuschauer. Die Jungs rennen füreinander und arbeiten als Einheit.
Auf der nächsten Seite: Der Star ist der Trainer, der kölsche
Schwarzwaldfluch und die Verbindung zwischen FC & Haie
Bei Euch ist der Star quasi der Trainer: Christian Streich gilt nicht nur als großartiger Trainer, sondern auch als unkonventioneller Mensch. Ist er aus der Nähe ähnlich beeindruckend wie von außen betrachtet?
Lass Christian Streich nicht lesen, dass er der Star ist (lacht). Er ist ein echter Teamplayer. Ich erlebe ihn als sehr emphatischen und offenen Menschen. Er ist gar nicht so unkonventionell, wie er immer dargestellt wird. Er ist ein völlig normaler, angenehmer Typ.
Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images
Seine Pressekonferenzen sind legendär, Streichs teilweise überraschenden Aussagen auch zu gesellschaftlichen Themen werden häufig im Netz geteilt. Macht das dein Leben als Mediendirektor manchmal schwieriger?
Darum geht es nicht. Wenn Christian Streich zu bestimmten Themen nach seiner Meinung gefragt wird, antwortet er – übrigens nicht immer. Er sagt dann, was er denkt. Dass das dann manchmal ein Echo auslöst, ist normal und ja auch gut so. Es geht ihm ja auch nicht darum, anderen zu gefallen sondern darum, seine Haltung zu beschreiben.
Gegen den effzeh sieht eure Bilanz zuhause sehr, sehr gut aus – zuletzt konnten wir 1996 im Breisgau gewinnen. Was zur Hölle habt ihr im Schwarzwald entwickelt, dass mir Kölsche dort nicht zurechtkommen?
Vielleicht sind die Kölner die saubere Luft aus dem Schwarzwald nicht gewohnt (lacht). Im Ernst: keine Ahnung. Ich bin aber relativ sicher, dass die 22 Männer, die am Sonntag loslegen, die Statistik nicht im Kopf haben.
Der FC gibt den emotionalen Pulsschlag in Köln für viele Menschen vor, der KEC ist eine eigene großartige Marke mit einer fantastischen Fan-Basis. Es gibt wenige Städte, die zwei so emotionale und traditionsreiche Clubs zweier Sportarten haben.
In deiner langen Zeit bei den Haien: Wie sehr habt ihr da zum effzeh geblickt? Wie war dein Eindruck vom bestimmenden Sportfaktor in der Stadt?
Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images
Das Verhältnis zum FC war und ist sicherlich immer noch gut. Die Haie fahren gut damit, sich nicht in Konkurrenz zum FC zu sehen. Der FC gibt den emotionalen Pulsschlag in Köln für viele Menschen vor, der KEC ist eine eigene großartige Marke mit einer fantastischen Fan-Basis. Die Clubs – so meine Einschätzung – begegnen sich mit viel gegenseitigem Respekt und Sympathie. Es gibt wenige Städte, die zwei so emotionale und traditionsreiche Clubs zweier Sportarten haben.
Dadurch, dass du jetzt im Fußball tätig bist: Hat sich dein Blick auf unseren Verein verändert? Wie siehst du den aktuellen effzeh?
Mein Blick auf den FC hat sich nicht wesentlich geändert. Mein Eindruck als Außenstehender ist der, den wahrscheinlich auch die Fans haben: Der FC macht zur Zeit ganz schön viel richtig.
Zum Schluss: Heimat gegen langjähriges Zuhause – wie geht die Partie aus?
Du willst echt einen Tipp? Schwierig. Also, erstmal ganz diplomatisch: Ich freue mich echt auf den Kick. Zwei tolle Vereine. Beide Mannschaften ohne negativen Druck. Zwei Fanlager, die Vollgas geben. Ich tippe 1:0 für uns.