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Nachspiel

“Das Maul gestopft!”

Endlich wieder Derby-Zeit! Und diesmal gab es keine Klatsche: Das effzeh.com-Nachspiel zum Remis gegen M’Gladbach.

| Foto: effzeh.com
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Sonntag, das Wetter präsentiert einen bunten Herbstmix. Die ersten Blätter fallen von den Bäumen. Wo es eben noch geregnet hat, da scheint kurz darauf die Sonne. Die Stadt zeigt ihr edelstes Grau. Herausstechen die in Rot und Weiß gekleideten Menschen, die sich auf den Weg machen. Ob zu Fuß, per Rad oder mit der Bahn – sie alle pilgern los.

Doch etwas ist anders, anders als sonst. Wo normalerweise geflachst und geblödelt wird, wo eigentlich in Ruhe das erste Bierchen gezischt wird und das Geschwätz über die letzten Spiele im Vordergrund steht, herrscht nun Anspannung. Ob Kind, Frau oder Mann, alle schauen sie, als hätten sie eine ernste Angelegenheit vor der Brust. Die Stirn zu entschlossenen Falten gezogen, fehlt manchen lediglich der rot-weiße Gesichtsanstrich, um zur rheinischen Version von William Wallace zu werden.

Mehr als zwei Jahre mussten sie alle warten, so lang wie nie zu vor. Warten auf das Duell, das Spiele gegen Leverkusen und Düsseldorf wie Kindergeburtstag wirken lässt. Und wenn diese angespannte Stimmung über der Stadt liegt, erwachsene Männer mit ordentlichen Bierbäuchen gucken, als müssten sie gleich Stutzen und Trikot überstreifen und selbst auf den Platz, dann ist Derby-Zeit. Dann ist Borussia Mönchengladbach endlich wieder zu Gast.

Ausgangslage

Für einen Aufsteiger, wie es der effzeh dieses Jahr hoffentlich das letzte Mal ist, hätte die Ausgangslage nur schwerlich besser sein können. Klar, gegen Hamburg und Paderborn wäre mehr drin gewesen, als nur ein Punkt. Aber: Drei Spiele ohne Niederlage, ein Sieg, kein Gegentor. Das kann sich durchaus sehen lassen.

Statistisch gesehen waren die Gäste vom Niederrhein dennoch klarer Favorit. In den letzten Jahren haben die Gladbacher eine – aus ihrer Sicht – gute Entwicklung genommen. Der Abstiegskampf ist in weite Ferne gerückt, stattdessen spielt man Europa League im Borussia-Park. Und auch die letzten Spiele gegen den Effzeh konnte man mit 15:1 zu Toren doch recht deutlich für sich entscheiden. In der laufenden Saison mussten sich die Rivalen aus Ostholland allerdings genauso wie der effzeh mit einem Sieg begnügen – und das sollte auch so bleiben.

Personal

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Nachdem beim 0:0-Remis in Paderborn Simon Zoller seine Startelf-Premiere feiern durfte, rückte nun wieder Yuya Osako in die Mannschaft. Außerdem kam Neuzugang Pawel Olkowski zu seinem ersten Einsatz von Beginn an – Daniel Halfar musste zunächst auf die Bank. Änderungen, die zumindest was Halfar angeht, nicht unbedingt zu erwarten waren. Im Prunkstück der Mannschaft, der Defensive, änderte Trainer Peter Stöger jedoch nichts. Warum auch?

Bei den Gästen, die am vergangenen Donnerstag noch in der Europa League gegen Villareal ranmussten, standen Hahn, Raffael und Korb in der Startelf. Dominguez, Herrmann und Hrgota mussten wieder auf die Bank.

Spielverlauf

Beide Mannschaften begannen das Spiel so, wie sie es dann im Grunde auch zu Ende brachten: Mit einem großen Fokus auf die defensive Stabilität. Von einem Fußballfeuerwerk konnte an diesem Sonntag im Rhein-Energie-Stadion nicht die Rede sein. Vorsichtig tasteten sich beide Teams gegenseitig ab, richtig Fahrt nahm das Spiel in der Anfangsphase nur selten auf.

Die Gladbacher hatten zwar zunächst mehr Ballbesitz, konnten mit dem jedoch relativ wenig anfangen, da sie gegen die gut gestaffelte Effzeh-Defensive kein Rezept fanden. Die Herren Maroh und Wimmer verrammelten – wie man es mittlerweile gewohnt ist – das Zentrum und auch die Außenverteidiger Hector und Brecko ließen im Duell gegen ihre direkten Gegenspieler nicht allzuviel zu. Es ist also kaum überraschend, dass echte Torchancen größtenteils ausblieben. Wenn man will, kann man einen Volleyschuss von Kruse als beste Gelegenheit der Anfangsphase bezeichnen (12.).

Da die Gäste spielerisch nicht weiter kamen, dauert es nicht lange, bis sie es mit den ersten Distanzschüssen probierten – allerdings erfolglos. Die Gastgeber beschränkten sich offensiv vor allem auf lange Bälle und schnelle Konter, die jedoch oft nur halbherzig und unter der Prämisse “Safety first” vorgetragen wurden. Einmal jedoch klappte es: Nach Steilpass von Marcel Risse war Pawel Olkowski frei vor dem Gladbacher Tor – doch sein Schuss landete auch dank Yann Sommer nur am Außennetz (17.) – es sollte die größte Kölner Chance bleiben.

Man merkte beiden Teams an, dass es ihnen wichtiger war, kein Tor zu kassieren, als eines zu schießen. So blieb das Duell bis zur Halbzeit eine fußballerisch recht zähe Angelegenheit. Der Stimmung tat das derweil keinen Abbruch: Ohne Unterlass feuerten die Kölner Fans ihr Team an. Was den Support angeht, war das sehr beeindruckend. Und angesichts dieser wahnsinnigen Unterstützung, hatte sich die Mannschaft von Peter Stöger für die zweite Halbzeit dann wohl auch vorgenommen, ein bisschen aggressiver zu spielen. Doch zunächst musste eine Schrecksekunde überstanden werden: Kurz nach Wiederanpfiff kam Gladbachs Kruse zum Kopfball – das Spielgerät flog nur Zentimeter am Kölner Kasten vorbei. Danach waren es jedoch die Kölner, die mutiger wurden. Zunächst verpasste Ujah eine Hereingabe nur knapp (59.), dann brachte Matthias Lehmann bei seinem Schuss nicht genug Druck hinter den Ball (63.).

Bis zur Rangelei zwischen Kevin Vogt und Christoph Kramer sollten die beiden Szenen die enzigen Aufreger bleiben. Der Gladbacher hätte sich dort jedoch nicht über eine Gelb-Rote Karte beschweren können und wurde von Gäste-Trainer Favre dann sicherheitshalber ausgewechselt. Auch in der Schlussviertelstunde riskierte keines der Teams zu viel – offenbar konnten beide mit dem Remis gut leben. Die eingewechselten Zoller und Gerhardt konnten offensiv keine größeren Akzente mehr setzen – ein Zoller-Schüsschen konnte Gladbach-Keeper Sommer entschärfen. Und dann war es auch schon vorbei, das Derby.

Spieler im Fokus:

Matthias Lehmann: Was hatte “Matze” einen schweren Stand, als er in seiner ersten Saison, als Stanislawski-Schützling verschrien, seine Leistung nicht auf den Platz bekam. Gegen Gladbach gehörte Lehmann nun zu den besten Spielern: Sein Einsatz und seine Leidenschaft? Vorbildlich!

Timo Horn: Ja, was soll man dazu noch sagen? Der Kölner Keeper wurde zwar im ganzen Spiel nicht ein einziges mal richtig geprüft, das ändert jedoch nichts an dem beeindruckenden Fakt, dass Horn noch kein einziges Gegentor in dieser Saison kassiert hat. Seit 630 Minuten musste Horn den Ball nicht mehr aus den Maschen holen. Noch nie blieb ein Keeper in den ersten vier Bundesliga-Spielen seiner Karriere ohne Gegentor – Rekord!

Pawel Olkowski: Sein Startelf-Debüt kam für einige doch überraschend. Doch der Pole rechtfertigte alles in allem das Vertrauen von Peter Stöger. Vergab in der ersten Halbzeit nach langem Sprint die größte Kölner Torchance nur knapp. Zeigte aber auch abgesehen davon eine ansprechende Leistung. Einzig das Zusammenspiel mit Miso Brecko ist noch verbesserungswürdig.

Fazit

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Damit kann man absolut zufrieden sein. Die Mannschaft von Trainer Stöger legt den Schwerpunkt ganz klar auf die Defensive – und setzt das auch beeindruckend um. Bis auf den Kruse-Kopfball ließ man kaum eine echte Torgelegenheit für die Gäste entstehen. Weiterhin hat die Stöger-Elf jedoch Probleme in der Offensive. Das liegt zum einen an der nicht immer überzeugenden Performance der beiden Außenverteidiger – vor allem Miso Brecko bricht oft ab, statt zur Grundlinie zu ziehen und eine Flanke zu schlagen. Zum anderen liegt es daran, dass man bei eigenen Kontern nicht risikoreich aufrückt. Das ist als Aufsteiger aber nicht verwerflich und man darf darauf hoffen, dass in den nächsten Wochen auch die Offensive sich etwas mehr zutraut und mal das Risiko sucht. Dann hätte man Gladbach nämlich auch schlagen können. Doch allein dass man diesen Satz ins Fazit schreiben kann, sorgt angesichts der Ergebnisse aus den letzten Aufeinandertreffen für eine gute Note für die Stöger-Elf! Es gab keine Klatsche, vielmehr war man mit den Borussen absolut auf Augenhöhe. Das kann sich sehen lassen!

Stimmen zum Spiel:

Peter Stöger: “Vor dem Spiel wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen, jetzt trauere ich dem Sieg ein bisschen nach, aber nach dem Spielverlauf ist das Unentschieden so in Ordnung. Dass die Borussia am Ende des Spiels auch mit einem Punkt zufrieden war, sagt viel über unser Spiel aus.“

Dominik Maroh: “Die Gladbacher haben ja getönt, dass der Ball bei Timo im Tor zappeln wird. In dieser Hinsicht haben wir ihnen das Maul gestopft.”

Kevin Vogt: “Das Prunkstück ist unsere Defensive. Ich bin mir sicher, dass wir bald für unseren Aufwand mit Toren belohnt werden.”

Jörg Schmadtke: “Es wäre schön, wenn wir so selbstverständlich nach vorne spielen würden, wie wir verteidigen. Ich hätte gerne etwas mehr Spektakel.“​

Statistiken:

1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Wimmer, Hector – Vogt, M. Lehmann – Olkowski (82. Gerhardt), Risse – Osako (54. Halfar) – Ujah (75. Zoller)

Borussia Mönchengladbach: Sommer – Korb, Stranzl, Jantschke, Wendt – G. Xhaka, Kramer (78. Nordtveit) – Hahn (85. Herrmann), F. Johnson – Raffael – M. Kruse (85. Hrgota)

Tore: keine

Gelbe Karten: Vogt, Lehmann, Kramer, Hahn

Schiedsrichter: Felix Zwayer

Zuschauer: 50.000

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