Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln stellen wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Für das Duell bei Mainz 05 begrüßen wir im effzeh.com-Auswärtsspiel “Meenzerin” Petra, die uns über die Kräfteverhältnisse zuhause, Sorgen um den Klassenerhalt, den Trainerwechsel und einen Kunstschuss von Andrej Voronin aufklärt.
effzeh.com: Tabellarisch vermutlich ein Duell um die „Goldene Ananas“, für dich persönlich aber ein hausinterner Kampf um die fußballerische Vorherrschaft. Kribbelt es schon?
Petra: Ja, seit ein paar Tagen wird immer wieder zwischen meinem Vater und meinem Freund auf der einen und mir auf der anderen Seite hin- und hergefrotzelt. Das muss einfach sein. Wirklich kribbeln wird es bei mir vermutlich erst, wenn ich das Trikot anziehe und mich dann auf den Weg zum Bahnhof mache.
effzeh.com: Auch wenn es rechnerisch noch nicht komplett sicher ist – Sorgen um den Verbleib in der Bundesliga machst du dir sicherlich nicht mehr, oder?
Petra: Nein, seit letzter Woche nicht mehr. Uns trennen zwar 6 Punkte vom Relegationsplatz, aber auch -16 Tore, das ist quasi gesichert. Falls wir jetzt in der Tabelle nach dem 34. Spieltag vor Eintracht Frankfurt landen, dann wird aus dem Haken ein zufrieden lächelnder Smiley.
effzeh.com: Es war insgesamt eine komische Saison mit Höhen und Tiefen für Euch. Wie fällt letztlich dein Resümee aus?
Petra: „Puh“ ist das Wort, das die Saison für mich am besten beschreibt. Mainz und Pokalspiele sind ja sowieso eine Sache für sich, dafür lief es in der Liga anfangs bestens, dann durchwachsen, im Winter (fast) gar nichts mehr bis zum Trainerwechsel, dann wieder erfolgreich und nun … nun ja. Diese Inkonstanz ist ja auch irgendwie typisch für Mainz (und auch für den effzeh), aber untypisch ist, dass es der gesamten Liga so geht. Werder war während der Hinrunde quasi schon abgestiegen, dass Dortmund Schalke eventuell noch in der Tabelle überholt schien schier utopisch. Und sowohl Mainz als auch Köln wurden ja vor wenigen Wochen trotz rechnerisch im Abstiegskampf teilweise als Europa League-Aspiranten gehypt – letztendlich wusste man nie richtig. Die Saison war sicher keine berauschende, aber sie einzuordnen, fällt mir diesmal so schwer wie nie.
effzeh.com: Auch der Trainer wurde getauscht: Etwas überraschend trennte sich der FSV von Kasper Hjulmand, dafür übernahm Martin Schmidt das Ruder. Wie bewertest du diese Entscheidung?
Petra: Sie war die richtige Entscheidung. So gern, wie man Hjulmand in Mainz hatte, sie war zwangsläufig, nachdem Mainz nicht nur eine Phase nicht gewinnen konnte (das 4:1 gegen Paderborn direkt nach der Winterpause mal ausgenommen), sondern auch die Mannschaft auf dem Platz einfach unsicher war. Was man nach der Trainerentlassung von Hjulmand zwischen den Zeilen herausgehört hat (ohne, dass es als Kritik zu werten ist), war fehlende Kampfbereitschaft und die dazu gehörige „breite Brust“ und auch mal das von Hjulmand geliebte Ballspiel mit vielen kurzen Pässen sein zu lassen und weite Bälle nach vorne zu jagen, wenn man offensiv nicht durchkommt. Allgemein das, was man so als „typisch Mainz“ unter Kloppo und Tuchel bezeichnete. So sympathisch Hjulmand immer rüberkam, mit ihm würde Mainz wohl tiefer in der Tabelle stehen, weil sie ein paar Spiele verloren hätten, die wir nur durch viel, viel Zweikampfbereitschaft gewonnen haben.
effzeh.com: Was hat sich denn unter dem neuen Coach verändert? Ist das nun wieder der alte FSV, der alles in die Waagschale wirft und damit die Fans begeistert?
Petra: Was Martin Schmidt angeht, bin ich sehr auf die nächste Saison gespannt. Seine Spiele waren ja äußerst erfolgreich – außer die letzten beiden vielleicht. Aber dass Mainz sich gerade gegen die Mannschaften, die noch dick im Abstiegskampf stecken, nach den guten zuvor schwer tut, habe ich ein wenig befürchtet. Vielleicht wirkte da auch das Spiel gegen Freiburg nach, als die mehrfach Latte des eigenes Tores und zudem glückliche Treffer ins gegnerische Tor Mainz einen ziemlich dreckigen 3:2-Sieg bescherten. Es ist halt auch irgendwie typisch Mainz, diese „Schlurihafte“, sobald die unangenehme Anspannung abfällt. (Allerdings auch für Köln, weshalb mein Freund neben all den Frotzeleien nun nach den Kölner Siegen und Mainzer Niederlagen etwas pessimistisch für das kommende Spiel ist.) Schmidt wird hauptsächlich erst in der Vorbereitung für die nächste Saison seine Spielweise trainieren; erst dann kann man wirklich beurteilen, ob er in eine Linie mit Klopp und Tuchel gehört, in die er ja seit seiner Einstellung schon geschoben wurde.
effzeh.com: Nach der schweren Verletzung von Elkin Soto erhielt dieser nun einen neuen Vertrag. Wie siehst Du diese Entscheidung?
Petra: Großartig! Das ist mein Mainz und „Don Heiteli“! Soto wollte nach der Saison nach Kolumbien… möglicherweise hat die Verletzung seine Pläne zunichte gemacht oder sie zumindest in Frage gestellt.
effzeh.com: Wie macht sich eigentlich der Ex-Kölner Christian Clemens so bei euch? Siehst du eine Zukunft für ihn beim FSV?
Petra: Auf jeden Fall! Er spielt ja auf der gleichen Seite wie Brosinski, der wie eine Maschine die rechte Seite beackert. Nun ist Clemens nach seiner Verletzung wieder fit, Brosi aber noch ein Spiel gesperrt. Beide werden also gegen Köln nicht zusammen auf dem Feld stehen, aber vielleicht können wir sehen, wie sich Clemens als Mainzer so macht.
effzeh.com : Für uns war Mainz selten eine Reise wert, in der Liga hat der effzeh noch gar kein Spiel beim FSV gewonnen. Woran liegt es aus deiner Sicht, dass wir uns dort so schwer tun?
Petra: Keine Ahnung. Wirklich.
effzeh.com : Dagegen hat uns der FSV zuhause schon einmal ein Highlight beschert, als wir 2008 durch ein 2:0 gegen Euch aufgestiegen sind. An welche Partien und Momente denkst du, wenn dir der effzeh in den Sinn kommt?
Petra: Außer dem aus Mainzer Sicht wirklich wunderbaren 4:0 in der Saison 2011/12 und dem Münzwurf auf Poldi (ein sehr großes Sorry!) ist das „bleibenste“ Erlebnis nun bald 10 Jahren geschehen, als Voronin noch für Mainz spielte. Ich stand mit meinem Papa im Mainzer Block, recht weit unten. Vroni schoss sich warm, lenkte dabei einen Schuss über das Netz vor dem Block und traf den vollen Bierbecher eines Mannes vor uns. Das gesamte Bier ergoss sich über meinem Papa, der nicht wusste, ob er lachen oder jammern sollte. Vroni entschuldigte sich grinsend mit einer Handgeste.
effzeh.com: Zum Abschluss: Dein Tipp!
Petra: Puh, 3:1 für Mainz.