Nur Modeste reicht eben nicht: In Ingolstadt enttäuscht der effzeh auf ganzer Linie und kann sich sogar glücklich schätzen, einen Zähler mitzunehmen.
Zufrieden schien beim 1. FC Köln nach dem Abpfiff in Ingolstadt niemand zu sein. Peter Stöger haderte ebenso mit der Leistung seiner Mannschaft wie Sportchef Jörg Schmadtke, die Mannschaft schüttelte wie die Anhänger den Kopf über das Abgelieferte. Zweimal ging der effzeh bei den Oberbayern dank Torjäger Anthony Modeste in Führung, zweimal konnten die aufopferungsvoll kämpfenden Schanzer den Ausgleich erzwingen.
Doch das war nicht einmal der Grund für den Frust bei den „Geißböcken“. Denn: In einer fußballerisch schwachen Partie war der effzeh das deutlich schwächere Team. 0:11 Ecken, 7:26 Torschüsse, 46 Prozent Ballbesitz. Beim Tabellenvorletzten zeigte die Mannschaft von Peter Stöger eine blutleere Vorstellung, die auch den Verantwortlichen nicht gefiel. „So wie wir heute Fußball gespielt haben, das ist nicht unser Anspruch und auch nicht unser Niveau“, kritisierte Jörg Schmadtke am Sky-Mikrofon. Peter Stöger ging sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn man in Ingolstadt zweimal führt, dann sollte man das Spiel gewinnen können. Aber es war ein richtiger Schweinskick. Wir haben keine spielerischen Lösungen gefunden und waren in der Verteidigung auch nicht kompromisslos. Die Körpersprache war nicht so, wie wir uns das erhofft hatten.“
Modeste auf Müllers Spuren
Dass es am Ende trotz aller Mängel zu einem Zähler reichte, hatte der effzeh seiner Lebensversicherung zu verdanken: Anthony Modeste gestanden die Gastgeber zwei Möglichkeiten zu, die der Franzose unnachahmlich nutzte. Beim überraschenden Elfmeter (Osako war im Luftzweikampf im Gesicht getroffen worden) platzierte der 28-Jährige den Ball derart gut, dass zwischen Spielgerät und Pfosten nicht einmal das sprichwörtliche Blatt passte. Beim zweiten Treffer, bedient vom bis dato schwachen Jojic, stand Modeste zwar hauchzart im Abseits, ließ FCI-Keeper Hansen aber dann aus schwierigem Winkel keine Abwehrchance. Die Saisontore 18 und 19 für den Kölner Sturmgiganten – nach 24 Spieltagen hatte seit Dieter Müller 1977/78 kein Kölner mehr auf dem Konto. Der Franzose ließ sogar einen weiteren Treffer folgen, dem Schiedsrichter Zwayer wegen eines vermeintlichen Stürmerfouls allerdings die Anerkennung verweigerte.
Ingolstadt kassierte in der 1. Bundesliga 6 Gegentore gegen Köln – alle 6 erzielte Anthony Modeste#ssnhd #skybuli #FCIKOE pic.twitter.com/hR038LwjQn
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Doch die schier nicht zu stoppende Durchschlagskraft des Anthony Modeste kaschierte nur unzureichende die Mängel im effzeh-Spiel: Die Raumaufteilung passte oftmals nicht, in der Defensive häuften sich die Unkonzentriertheiten, das Passspiel war grausig. Kurzum: Die Qualität, die beim Topspiel auf den Platz gebracht wurde, reichte nicht einmal gegen äußerst limitierte, aber hochmotivierte Schanzer. Der Substanzverlust durch die zahlreichen Ausfälle scheint aktuell zu groß, die zweite Reihe (wie beispielsweise am Samstag Milos Jojic) nutzt seine Bewährungschancen nicht und einige Leistungsträger sind derzeit im Formtief. So wackelte Dominic Maroh im Abwehrzentrum ebenso ungewohnt wie Nationalspieler Jonas Hector, der weder im Mittelfeld noch als linker Verteidiger Zugriff auf das Spiel bekam. Es war letztlich kaum zu übersehen, dass sich die Mannschaft in einer schwierigen Phase befindet. Wenig ist aktuell offenbar selbstverständlich, vieles muss hart erarbeitet werden.
Horn: “Es tut mir leid für die Mannschaft”
Und da gaben die Jungs mit dem Geißbock auf der Brust am Samstagabend gewissen Grund zur Klage: Gegen Ingolstädter, die nahezu mit dem Mut der Verzweiflung agierten, hielten die effzeh-Spieler ungenügend dagegen, ließen sich zahlreich überlaufen und zeigten nicht den letzten Willen, das Spiel unter Kontrolle zu bringen. Insbesondere defensiv war Köln ungewohnt wacklig auf den Beinen. Dass am Ende noch „Mister Zuverlässig“ Timo Horn bei seinem lang ersehnten, aber vorzeitig durchgeführten Comeback schwer patzte, passte ins trübselige Bild in Ingolstadt. Einen eher harmlosen Distanzschuss von Bregerie ließ der Rückkehrer durchrutschen. „Es ist natürlich schade, wenn ein Ball das Spiel kaputt macht und es am Ende zwei Punkte kostet. Es war einfach ein Fangfehler”, rang der 23-Jährige um Erklärungen für seinen Bock, blickte aber direkt nach vorne: „Es tut mir leid für die Mannschaft, aber nächste Woche wird mir das nicht wieder passieren. Bis auf die eine Szene war es auch ein einwandfreies Spiel von mir.“
26 – Die @Schanzer stellen mit 26 Torschüssen in einem BL-Spiel einen neuen Vereinsrekord auf. Kreuzfeuer. #FCIKOE pic.twitter.com/uen5CV1av8
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Das konnten an diesem Abend nur wenige behaupten – und auch deshalb wackelt Platz sieben, den der effzeh seit dem 13. Spieltag belegt, mehr denn je. Der Start in die Wochen der Wahrheit ist der Stöger-Truppe jedenfalls misslungen: Weniger wegen des Ergebnisses, sondern vielmehr wegen der Leistung, die sie in Ingolstadt auf den Platz brachte. Dass sie es, auch mit dezimierter Mannschaft, deutlich besser kann, war in dieser Spielzeit schon öfters zu bewundern. „Das ist jetzt Trainerjob, die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen“, sieht sich Stöger vor dem wichtigen Heimspiel gegen Hertha BSC in der Verantwortung. Vielleicht kehrt dort die Leichtigkeit des Seins wieder zurück ins kölsche Herz.