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Kolumnen

Das effzeh.com-Kalenderblatt: Warum Europa ein Traum ist und bleibt

Der Traum von Europa lebt bei den Fans des 1. FC Köln weiter auf. Warum das auch in Ordnung ist, erklärt Ralf Friedrichs in seinem effzeh.com-Kalenderblatt für den April.

Foto: privat

Acht Halbfinalteilnahmen – Einmal im Endspiel

Auch jüngere Fans kennen Begriffe wie Nottingham, als der FC mit anderthalb Beinen bereits im Finale im Europapokal der Landesmeister stand. Jeder kennt die Liverpool-Trilogie, als erst eine tumbe Holzmünze die “Geißböcke” aus dem Landesmeister-Cup warf. Auch das 8:1 in Dundee wird nicht verschwiegen, als Torwart Fritz Ewert sich schwer am Kopf verletzte und in der Folge imaginären Bällen hinterher hechtete, das reale runde Leder aber auf der anderen Seite einschlug.

Das 4:0 in Barcelona aus den frühen 80er Jahren hat sich ebenso im Gedächtnis verankert, wie das Finale gegen Real Madrid mit seinen merkwürdigen Begleitumständen rund um das „geklaute“ Heimrecht. Die Europapokalgeschichte des 1.FC Köln ist in der Tat sehr groß. Manches wurde zu Unrecht vergessen, das späte Halbfinalaus im Vorläufer des UEFA Cups (Messepokal) in der Saison 1963/1964, als man dem FC Valencia in zwei Spielen knapp unterlag. Gegen den FC Barcelona verpasste der 1. FC Köln 1969 das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger. Im Jahr 1971 schlug Juventus Turin die Tür zum Finale zu, nachdem man zuvor den FC Arsenal im Viertelfinale ausschaltete.

Nah dran an Europas Thron

Knapp 20 Jahre später war es erneut Juventus, welches sich 1990 denkbar knapp in Köln durchsetzen konnte. Kurz zuvor hatte der FC in einem denkwürdigen Spiel gegen Roter Stern Belgrad eine 2:0 Hinspiel-Niederlage mit einem 3:0 beantworten können. Die späteren Weltstars um Robert Prosinecki und Dejan Savicevic gewannen ein Jahr später dafür die vorletzte Austragung des Europapokals der Landesmeister.

Übrigens: Die Mönchengladbach-Phobie der Geißbock-Elf entfaltete auch im Europapokal ihre Wirkung, zweimal scheiterte man im UEFA Cup an den Borussen. Im Jahr 1975 verwehrte die Elf vom Niederrhein den Kölnern damit auch das Endspiel und gewann dieses dann gegen Twente Enschede, gegen den sicher auch der FC nicht völlig chancenlos gewesen wäre.

Man könnte nun ewig so weitermachen, die großen Siege gegen die Glasgow Rangers erwähnen, als Toni Schumacher die Kamera küsste, weil es in einem rauschhaften Spiel es nach 20 Minuten bereits 4:0 stand. Ebenso könnte man auf das 5:1 gegen den FC Amsterdam verweisen, als der FC in der Radrennbahn Hollands WM-Torhüter Jongbloed – ja, der mit der Torwarthandschuh-Allergie – die Bälle um die Ohren schoss und dabei in Arsenal-verdächtigen Trikots sehr chic aussah.

Das Hier und Jetzt: Warum der Traum lebendig bleibt

Doch nun Schluss damit. Wir leben im Hier und Jetzt, es ist Ende April 2017 und die Spielwiese Europa ist lange, lange her und ob es dieses Mal tatsächlich damit klappen sollte, ist noch sehr fraglich. Die Formkurve des 1. FC Köln zeigt deutlich nach unten und man muss in dieser völlig verrückten Tabellenkonstellation selbst das Allerschlimmste zumindest nicht außen vor lassen. Daher beenden wir an dieser Stelle vernünftigerweise das Thema Europa und…

…halt, eine Abschlussnotiz erlaubt sich der Kolumnist an dieser Stelle noch: Als Deutscher Meister 1964 geboren, als jemand, der in der Folge unzählige Europapokalschlachten in Müngersdorf – nicht immer vor vollem Haus – gesehen und zumeist genossen hat. Es kann kein schöneres Ziel geben als einen europäischen Wettbewerb zu erreichen. Damals konnte man bei der Anreise Richtung Stadion von weitem bereits das Flutlicht riechen, die Atmosphäre war eine ganz andere als bei normalen Bundesligaspielen. Dieses Kribbeln im Bauch, holen wir den Rückstand noch auf? Ach ja, und bloß kein Gegentor kassieren, man weiß ja um die Auswärtstorregel.

Niemals aufhören zu träumen

Es war wirklich etwas Besonders, in diesem Rahmen zu spielen. Das noch einmal zu erleben, das ist noch mehr als ein Traum: Es ist eine Sehnsucht! Es ist fast eine Gier, die befriedigt werden will. Das was vor langer Zeit die Normalität war, ist heute viel wertvoller, weil man es heute zu schätzen weiß. Daher kann in meinen Augen eine Europapokalteilnahme nicht zu früh kommen, wie viele FC-Freunde behaupten. Das hört sich vernünftig an, ist inhaltlich diskutierbar und sicher nicht völlig falsch.

Und dennoch: Europa kann niemals zu früh kommen, es kommt eher 25 Jahre zu spät! Bei allem Realitätssinn möchte ich niemals aufhören, diesen Traum weiter zu träumen. Auch wenn es dieses Jahr vielleicht nichts wird, dann eben nächstes Jahr oder darauf das Jahr oder wann auch immer.
Eines Tages, eines Tages, eines Tages wird´s geschehn…

Vielen ist Ralf Friedrichs als Moderator des FC-Stammtisches bekannt. Der passionierte Anhänger des 1. FC Köln veröffentlichte darüber hinaus die Satirereihe „Neulich am Geißbockheim“ sowie weitere Romane. Einmal im Monat meldet er sich auf effzeh.com in seinem Kalenderblatt zu Wort.

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