„Die Party ist vorbei, lass uns feiern!
Mit Spielfreude ins Verderben,
wir stoßen an auf unsere Beschwerden.
Hier kommt das Dreamteam:
Offene Wunde und salziger Finger.“
(Muff Potter – Die Party ist vorbei)
Abrupt endete die große Sause. Der DJ machte die Musik aus, das Licht ging an, die Türsteher baten einen höflich, die Tanzfläche möglichst zeitnah zu räumen. 0:3 – was für ein Abriss hatte der FC erneut am Betzenberg einstecken müssen. Doch: 10.000 Kölner hatte das Ende zwar kommen gesehen, wollten aber das Feld nicht kampflos räumen. Sie dankten den Protagonisten, ihren rot-weißen Halbgöttern mit dem Geißbock auf der Brust, für den Rausch, der sich bis in die letzten kölsche Synapsen vorgearbeitet hatte.
Und was für ein Rausch das war. Mit 15 ungeschlagenen Spielen in Folge schoss sich der FC zurück in die Umlaufbahn der 1. Liga. Die Serie fand ihr Ende fast eine Runde weiter beim 1.FC Köln. Ihren Anfang nahm sie einst nach der unsäglichen Pleite beim VfR Aalen, als der FC in der Provinz erneut die Adiletten nicht fand und den Gastgebern die drei Punkte mit freundlicher Bestimmtheit überließen.
Nun steht – direkt nach Abschluss dieses sagenhaften Laufs – wieder der VfR Aalen vor der Tür. Es wird das Aufräumen nach dem Kater werden. Wenn der Schädel dröhnt, alles in der Bude nach Bier, Rauch und schlimmerem riecht und der eigene Körper rebelliert, werden bei den Pflichten des Alltags die wahren Helden geboren. Das ist die wahre Kunst der 2. Liga. Nicht die Spitzenspiele zu gewinnen, wenn das Adrenalin bis in die abgelegenste Kapillare pulst. Sondern die kleinen, unangenehmen Aufgaben abseits des Rausches zu erledigen. Wie den VfR Aalen.
Ausgangslage
Der FC ist zurück in der Verfolgerrolle. Mit der Flinte in der Hand, wie Trainer Holger Stanislawski sagen würde. Dieser war Medienberichten zufolge unter der Woche mit dem Trainingsengagement seiner Schützlinge nicht zufrieden. Verständlich, will der Coach mit einem Erfolg gegen den VfR Aalen doch den Endspurt Richtung Relegationsplatz einleiten. Derzeit hat es sich dort durch den Sieg über uns der 1.FC Kaiserslautern gemütlich gemacht, der zwei Punkte Vorsprung hat und am Montag nach Aue reisen muss. Ein Heimsieg – und schwupps wäre der glorreiche 1.FC Köln zumindest für 31 Stunden wieder zurück auf Rang 3.
Dafür müssen die Halbgötter in rot-weiß allerdings die Überraschungsmannschaft der Hinrunde besiegen. Mit 25 Punkten baute der Aufsteiger das Fundament für den Klassenerhalt in den ersten 17 Spielen der Saison. Dass sie jetzt bei 36 Zählern stehen, zeigt aber auch eines: In der Rückserie läuft es beim Team von Ex-FC-Stürmer Ralph Hasenhüttl nicht mehr richtig rund. Erst am vergangenen Spieltag konnten die Aalener ihren ersten Sieg im neuen Jahr einfahren. Ein 2:1-Heimerfolg über den FC Ingolstadt sollten auch die letzten Abstiegsgedanken rund um die Schwäbische Alb verscheut haben. Aber aufgepasst, lieber FC: Der VfR konnte auswärts bereits fünfmal siegen und hat auf fremdem Platz einen Zähler mehr als das „Real Madrid des Westens“ eingesammelt.
Personalien
Fehlen werden am Sonntag im Müngersdorfer Stadion definitiv Adam Matuschyk (Muskelfaserriss im Gesäßmuskel), Kevin Wimmer (Rotsperre) und Fabian Schnellhardt (Trainingsrückstand nach Achillessehnenproblemen). Ansonsten kann „Stani“ auf sein gewohntes Personal zurückgreifen: Realistisch ist eine Startelf-Rückkehr Matthias Lehmanns, auch wenn der wieder vollständig genesene Jonas Hector ebenfalls für diese Position in Frage kommt. Denkbar ist ebenfalls die Aufstellung Stefan Maierhofers, der neben Anthony Ujah stürmen könnte. Dieser ist ebenso wie Tobias Strobl von einer Gelbsperre bedroht.
Bei den Aalenern wird Hinspieltorschütze Cidimar fehlen. Coach Ralph Hasenhüttl baut insbesondere auf seine erfahrene Achse um den Ex-Freiburger Oliver Barth, Leandro, Robert Lechleiter und Marcel Reichwein. Aufzupassen ist sicherlich auf die Aufschlussqualitäten von Enrico Valentini, der bereits Kaiserslautern und Braunschweig überraschte, und den siebenfachen Torschützen Martin Dausch.
Schiedsrichter
Mit dem Münchner Günter Perl schickt der DFB einen äußerst erfahrenen Unparteiischen nach Müngersdorf. Bereits 20 Partien des 1.FC Köln pfiff der Groß- und Außenhandelskaufmann in seiner Karriere. Die Bilanz ist dabei für den effzeh nicht positiv. Sieben Siegen stehen drei Remis und satte zehn Niederlagen gegenüber. Kurios: Erst zum vierten Mal leitet Perl ein Spiel im Müngersdorfer Stadion.
Die letzte Begegnung mit Beteiligung des 1.FC Köln, die der 43-jährige Bayer als „Mann an der Pfeife“ begleitete, war die 0:2-Niederlage zu Beginn der Saison in Aue. Eine Partie des VfR Aalen pfiff Perl zuletzt in dieser DFB-Pokalsaison, als die Mannen von Ralph Hasenhüttl dem Doublesieger Borussia Dortmund mit 1:4 unterlagen.
Stimmen aus der Redaktion
taneu: “Ich sag´s nicht gerne, aber ich denke das gibt eine Niederlage. Wir sind raus aus dem Rennen um Platz 3 und können für den Rest der Saison die Jungs für nächste Saison testen. Mein Problem: es wäre mir gerade recht so, damit die Erwartungshaltung in Köln wieder mal etwas gedämpft wird.”
gerosimo: “Wenn es um den Preis für die schlechteste Saisonleistung des effzeh geht, ist das Hinspiel in Aalen ein echter Kandidat auf den Award. Um im Rückspiel den Preis für die bislang torreichste FC-Saisonpartie zu ernten, reicht ja schon ein 7:0. Aber bei diesem Spielstand ist ja dann noch eine halbe Stunde zu spielen …”
Donluka: “Konnte mir nun immer noch keiner glaubwürdig vermitteln: Den Unterschied zwischen Ahlen und Aalen. Da kommt ja selbst der effzeh ins Schwimmen. Also die schreibende Zunft des effzeh. Wie soll man sich denn da auf das Spiel konzentrieren? Auf das Spiel, das der effzeh 3:0 gewinnen wird? Warum er 3:0 gewinnen sollte? Gegen Aalen, Ahlen & Co.? Ganz einfach: Am Sonntag soll ziemlich die Sonne scheinen. Vom Himmel, nicht aus dem Allerwertesten. Und da der Frühlingsanfang die Jungs beflügeln wird und ihnen die Jägerrolle einfach besser zu Gesicht steht, werden sie 3:0 gewinnen. Gegen Ahlen, Aalen oder meinetwegen auch gegen beide.”