#BVBKOE-Auswärtsspiel: “Es war schön, die Spieler wieder lachen zu sehen”

Zum frischgebackenen Pokalfinalisten geht die Reise für den effzeh, der in Dortmund seltenst erfolgreich war. BVB-Fan Sandra schildert uns im #BVBKOE-Auswärtsspiel die aktuelle Situation bei der Borussia. 

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.

Was war das für ein atemberaubendes Spiel, für ein spektakulärer Kampf: Im Pokalhalbfinale rang Borussia Dortmund Bayern München nieder und schaffte nur zwei Wochen nach dem barbarischen Anschlag auf die Spieler des BVB ein emotionales Highlight. Nun ist Alltag angesagt – und der heißt: 1. FC Köln. Vor dem Duell #BVBKOE sprechen wir mit Dortmund-Anhängerin Sandra, die ihr Hobby zum Beruf gemacht und als Social Media Producer für die Buzz09-App arbeitet, über die aktuelle Lage bei Borussia zwischen Erfolg, Schock und Umbruch.

Die Bayern im Pokal abgefiedelt, damit den Trip nach Berlin unter Dach und Fach gebracht. Die Welt bei der Borussia ist wieder ziemlich in Ordnung, oder?

Das kann man auf jeden Fall so sagen. Ich fand gestern einen Artikel bei Zeit Online mit der Überschrift „Es gibt ihn doch, den Fußballgott“ sehr passend. Besser hätte man es eigentlich nicht ausdrücken können. Nach Sven Benders sensationeller Rettungstat hatte man irgendwie das Gefühl, dass das noch unser Spiel werden kann und so ist es ja dann am Ende glücklicherweise auch gekommen.

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Das sah vor zwei Wochen noch ganz anders aus, der Anschlag auf die Dortmunder Spieler schockte die Fußballwelt. Seitdem ist viel passiert – wie ist die Lage in und um den BVB?

Gerade nach dem Sieg am Mittwoch natürlich sehr positiv. Ich glaube, dass die Mannschaft seit dem Anschlag auf jeden Fall noch enger zusammengewachsen ist, wie die Spieler in Interviews ja auch schon häufig erwähnt haben. Man kann natürlich nicht sagen, wie schnell jeder einzelne Spieler die Erlebnisse verarbeitet und wahrscheinlich wird es bestimmt auch zwischendurch wieder schlechte Tage geben, aber ich glaube, der Sieg in Bayern und auch die zwei Siege in der Bundesliga nach dem Anschlag haben auf jeden Fall geholfen. Es war sehr schön, die Spieler wieder so lachen zu sehen wie am Mittwoch Abend.

Das Hauptproblem war wahrscheinlich, dass er sehr unnahbar wirkte, er suchte kaum den Kontakt zu den Fans und alles wirkte sehr nüchtern. Das war natürlich das krasse Gegenteil zu Jürgen Klopp.  Ich war allerdings auch sehr beeindruckt wie Thomas Tuchel nach dem Anschlag mit der Situation umgegangen ist, da hat man wirklich auch mal seine menschliche Seite kennengelernt.

Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Viel Kredit durch sein Auftreten gewann Thomas Tuchel hinzu, zuvor wurde der Trainer in Dortmund sehr kritisch gesehen. Wieso war das Standing von Klopps Nachfolger bei der Borussia so schwierig?

Wahrscheinlich hätte es jeder Trainer als Nachfolger von Klopp schwer gehabt. Das Hauptproblem war wahrscheinlich, dass er sehr unnahbar wirkte, er suchte kaum den Kontakt zu den Fans und alles wirkte sehr nüchtern. Das war natürlich das krasse Gegenteil zu Jürgen Klopp. Dann sind Spieler wie Großkreutz, Kirch, Kuba und Subotic gegangen, wodurch viele Fans etwas den emotionalen Bezug verloren haben. Ich war allerdings auch sehr beeindruckt, wie Thomas Tuchel nach dem Anschlag mit der Situation umgegangen ist, da hat man wirklich auch mal seine menschliche Seite kennengelernt.

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BVB & Neven Subotics Rückkehr nach Dortmund

Sportlich ist die Bilanz in dieser Saison recht ordentlich: Neben dem Pokalfinale ging es bis ins Viertelfinale der „Champions League“, um deren Wiedererreichen ihr in der Liga noch kämpft. Wie fällt kurz vor Saisonschluss dein Zwischenfazit aus?

Ich denke, dass man durchaus zufrieden sein kann. In der Champions League wäre unter normalen Umständen vielleicht sogar noch das Halbfinale drin gewesen. Natürlich hat man in der Bundesliga einige unnötige Punkte verspielt, aber da unsere Mannschaft noch sehr jung ist, war das nach dem Umbruch im Sommer zu erwarten. Wenn man den 3. Platz am Ende verteidigt, kann man mit der Saison sehr zufrieden sein. Der Pokalsieg wäre natürlich noch das i-Tüpfelchen.

Im Sommer musstet ihr einen großen Aderlass verkraften: Gleich drei Leistungsträger machten die Biege, dafür kamen einige aufregende Talente und gestandene Spieler wie Schürrle, Rode und Götze zum BVB. Bist du zufrieden, wenn du auf die Personalpolitik der Borussia schaust?

Foto: GUENTER SCHIFFMANN/AFP/Getty Images

Ich finde, dass dem Verein mit Bartra, Guerreiro und Dembele drei großartige Transfers gelungen sind. Es ist schwierig, Schürrle, Rode und Götze zu bewerten, da alle drei viel mit Verletzungen zu kämpfen haben. Da würde ich die nächste Saison abwarten wollen, um zu sehen, wie sich die Spieler dann hier entwickeln. Alles in allem würde ich schon sagen, dass im Sommer gute Arbeit geleistet wurde.

Apropos Götze: Die Rückkehr stand bisher unter keinem guten Stern, der Nationalspieler fällt derzeit dazu wegen einer Stoffwechselerkrankung aus. Wie siehst du den Schritt, den einst zahlreichen Fans verhassten Offensivspieler zurückzuholen?

Als ich von dem Gerücht zum erstem mal gehört habe, konnte ich mir eine Rückkehr auch absolut nicht vorstellen. Ich glaube, dass der Verein da bewusst vorher Andeutungen gemacht hat, um zu sehen wie die Fans reagieren bzw. die Fans auf den Wechsel vorzubereiten. Im Endeffekt ist der Transfer dann ja auch sehr ruhig über die Bühne gegangen und es gab seit dem Götze wieder hier ist auch keine Anfeindungen der BVB-Fans mehr. Sportlich hat es für den Verein mit Sicherheit Sinn gemacht. Mit der Stoffwechselerkrankung konnte man natürlich nicht rechnen, aber wenn er wieder hundertprozentig fit ist, kann er der Mannschaft mit Sicherheit helfen.

Gerade bei einem Spieler wie Dembele ist der BVB eher eine Durchgangsstation, da muss man abwarten, wie lange man die Mannschaft so zusammenhalten kann. Es wird auch in Zukunft so sein, dass uns immer wieder Top-Spieler im Sommer verlassen, aber der Verein zeigt ja jedes Jahr wieder, dass die Spieler sehr gut ersetzt werden. Man muss sich keine Sorgen um die Zukunft machen.

Sportlich macht sich Götzes Ausfall allerdings genauso wenig bemerkbar wie Schürrles Fehlen, da die jungen Wilden wie Dembele und Pulisic ordentlich aufdrehen. Ist die BVB-Zukunft so golden, wie das Auftreten der Youngster vermuten lässt?

Ich hoffe es, aber das ist schwer zu sagen. Ich glaube, gerade bei einem Spieler wie Dembele ist der BVB eher eine Durchgangsstation, da muss man abwarten, wie lange man die Mannschaft so zusammenhalten kann. Es wird aber auch in Zukunft so sein, dass uns immer wieder Top-Spieler im Sommer verlassen, aber der Verein zeigt ja jedes Jahr wieder, dass die Spieler immer sehr gut ersetzt werden. Man muss sich keine Sorgen um die Zukunft machen.

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Noch bei Euch unter Vertrag, aber bis Sommer an uns ausgeliehen ist Neven Subotic. Wie schlimm ist es für dich, diesen BVB-Heroen in einem anderen Trikot bei Euch sehen zu müssen?

Das wird auf jeden Fall richtig ungewohnt sein! Aber erstmal freue ich mich, dass er im Gegensatz zu Kuba nicht vor einer leeren Südtribüne spielen muss und mit Sicherheit den Empfang bekommen wird, den er verdient. Leider hatte er ja bei uns keine Aussicht mehr auf viel Spielzeit, deshalb kann ich seine Entscheidung voll verstehen. Ich befürchte ja auch schon fast, dass er sich in die Reihe der früheren BVB-Spieler einreihen wird, die gegen uns dann auch ein Tor schießen…

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Fanfreundschaft und Daumendrücken nach dem Duell am Samstag

Sportlich scheint der effzeh Euch seit unserem Aufstieg eher nicht zu liegen, gegen Peter Stöger konnte der BVB noch keinen Sieg einfahren. Was macht es für Dortmund so schwierig, uns zu entzaubern?

Das liegt daran, dass Köln einfach eine richtig starke Mannschaft hat und taktisch sehr gut aufgestellt ist. Dann gibt es da natürlich neben Neven Subotic auch noch zwei weitere frühere BVB-Spieler mit Milos Jojic und Leonardo Bittencourt. Anthony Modeste braucht man natürlich gar nicht extra erwähnen.

Foto: Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images

Auch im Hinspiel tat sich die Borussia sehr lange sehr schwer, konnte erst in der Nachspielzeit ausgleichen. Wie hast du das Spiel in Erinnerung? Was müssen Eure Jungs am Samstag besser machen?

Das Spiel ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Leider haben wir in vielen Bundesliga-Auswärtsspielen diese Saison eine ähnlich schwache Leistung gezeigt. Ich denke, wir müssen wie so oft in der Chancenverwertung effektiver sein, da man bei unserer Abwehr leider meistens zumindest mit einem Gegentor rechnen muss. Das Spiel war ähnlich schwer, wie das Auswärtsspiel bei euch letzte Saison, als wir den Sieg am Ende noch aus der Hand gegeben haben.

Die Fanlager sind untereinander sehr wohlgesinnt, in manchen Bereichen ist sogar von einer Fanfreundschaft die Rede. Wie stehst du zu dem Thema, das auf beiden Seiten ja ziemlich umstritten ist?

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Solange da alles friedlich verläuft, finde ich das sehr positiv. Ich kann mich auch immer noch gut an das Spiel erinnern, in dem Köln Leverkusen besiegt hat und uns dabei zur vorzeitigen Meisterschaft verholfen hat. Die Stadiondurchsagen von Nobby Dickel an dem Tag sind wahrscheinlich allen noch im Gedächtnis. Ich fahre auf jeden Fall immer gerne nach Köln! Liegt vielleicht auch daran, dass mein erstes Live-Auswärtsspiel des BVB der 6:1-Sieg in Köln 1994 war (lacht). Der BVB scheint die gute Beziehung zwischen den Fans ähnlich positiv zu sehen, wie ich gerade gesehen habe, verkaufen sie sogar morgen einen Dortmund/Köln-Schal.

Für uns geht es auch noch um Europa. Hattest du das vor der Saison so erwartet?

Erwartet nicht, aber es hat mich auf jeden Fall positiv überrascht! Das Rennen um die Europa-Liga-Plätze ist ja offen wie nie und ich drücke dem effzeh auf jeden Fall die Daumen, dass es klappt – zumindest wieder nach unserem Spiel am Samstag (lacht).

Zum Schluss: Schwatzgelb oder rut-wieß – welche Farben haben am Samstag Konjunktur?

Ich glaube, es wird definitiv wieder ein richtig schweres und enges Spiel geben, aber Dank unserer starken Heim-Form gehe ich am Ende von einem knappen BVB-Sieg aus!