Der slowenische Nationalspieler ist Holger Stanislawskis neuer Kapitän. effzeh.com ist sich nicht einig: Zyrock sagt die Entscheidung ist falsch, themarsvoltaire hält dagegen.
Nachdem der Boulevard sich bereits genötigt fühlte die Entscheidung für den “Promille-Profi” Brecko zu diskutieren, machen nun auch wir uns auf die Pros und Kontras dieser Entscheidung zu betrachten.
Pro: Die logische Entscheidung
Brecko als Kapitän? Vor nicht allzu langer Zeit eine nahezu absurde Vorstellung – die jetzt Realität geworden ist. Der Slowene, der oft in einem Atemzug mit dem in Ungnade gefallenen Ex-Kapitän Milivoje Novakovic genannt wird, ist wohl einer dieser Fußballprofis, die solide und halbwegs konstant ihren Job machen, aber eine öffentliche Wahrnehmung haben wie der letzte Holzfuß. Um eines direkt mal klarzustellen: Miso Brecko ist ein guter Fußballspieler. Natürlich waren seine Leistungen – vor allem in der Vergangenheit – oft keine Augenweide. Guter Durchschnitt, das passt zu Brecko – doch genau das zeichnet ihn eben auch aus. Er fällt kaum auf.
Doch der einzige veritable Fehltritt, den er sich bisher geleistet hat, war ein Medienspektakel. Absolut richtig, ein feuchtfröhlicher Ausflug mit dem Auto auf die Schienen sollte einem Profi nicht passieren. Doch wenn man nun wegen dieser einzigen Entgleisung (sic!) zu dem Schluss kommt, dass Miso Brecko nicht Kapitän des 1. FC Köln sein kann, dann ist das kurzgegriffene Heuchelei. Denn unterm Strich ist die Wahl von Trainer Holger Stanislawski absolut nachvollziehbar: Brecko gehört zu den dienstältesten und verlässlichsten Profis; er war in der letzten Saison noch einer der sportlich stabilsten Spieler und in diesem mittlerweile sehr jungen Team, ist er einer der wenigen erfahrenen, erwachsenen Spieler, der den Respekt der Jüngeren sicher haben dürfte.
Das letzte Argument für Brecko liefert seine Konkurrenz: Christian Clemens – mittlerweile zur Werbefigur des Vereins aufgestiegen – und Adil Chihi wirken nicht so, als würden sie die nötige Reife für dieses Amt mitbringen. Christian Eichner muss erst einmal seine sportliche Leistung wieder in den Griff bekommen und Matthias Lehmann ist genauso ein Neuzugang wie Dominik Maroh. Miso Brecko erfüllt also unterm Strich mehr Kriterien, als die restlichen Kandidaten. Somit ist er die logische Wahl.
Allerdings ist er bei den Fans nicht gerade beliebt, bei so manchem löst der Name Brecko vielleicht sogar deutlich negative Gefühle aus. Aber – und das ist ein weiterer Pluspunkt für ihn – das hat ihn bisher noch nicht großartig gestört, warum sollte es jetzt anders sein? Brecko wurde in Köln nie großartig gewürdigt – eher beschimpft. Dennoch hat sich der Außenverteidiger nie beklagt, er hat nie gemeckert, kaum Interviews gegeben und einfach seinen Job gemacht. Beim 1. FC Köln ist das keine Selbstverständlichkeit. Nun liegt es an Miso Brecko und uns Fans, diese gemeinsame Chance zu nutzen. (themarsvoltaire)
Contra: Ein falsches Zeichen
Miso Brecko ist Kapitän des 1. FC Köln – das ist in der Tat eine absurde Vorstellung. Nicht, weil Brecko ein schlechter Fußballer wäre. Da würde ich sogar weiter gehen als David und ihn nicht nur als durchschnittlich, sondern auf seiner Position überdurchschnittlich gut einschätzen. Nicht zuletzt, weil der ganze Weltfußball seit Jahren auf eine Generation wirklich fantastischer Außenverteidiger wartet, die einfach nicht kommen will. Da ist ein solider, unauffälliger Spieler mit Schwächen, der fantastische Statistiken aufweisen kann, mehr als sich ein Zweitligaverein wünschen kann.
Auch die öffentliche Wahrnehmung und sein schwerer Stand bei vielen Fans ist nicht der Grund, warum ich es falsch finde, Brecko nun zum Kapitän zu machen. Seine Alkoholfahrt ist ausdiskutiert und Schnee von Gestern. Viel mehr hat meine Ablehnung den gleichen Grund, aus dem David die Entscheidung richtig findet und Holger Stanislawski Brecko überhaupt erst zum Kapitän gemacht hat: Miso Brecko ist ein gestandener Profi und geht in seine fünfte Saison beim effzeh.
Die Entscheidung, ihn zum Kapitän zu machen, ist nur die Letzte in einer Reihe von Entscheidungen, die den totalen Umbruch nach der vergangenen Saison zu einer reinen Einsparungsmaßnahme gemacht hat. Brecko steht wie kaum ein anderer Profi im Kader für den „alten“ effzeh. Er war in seiner Zeit in Köln immer Stammspieler, unter allen Trainern und in allen Abwehrkonstellationen. Statt nach dem Abstieg komplett auf die eigene Jugend zu setzen und mit den schwierigen Profis der letzten Jahre abzuschließen, macht man hier den Bock zum Gärtner, nachdem man zuvor schon junge Hoffnungsträger (Yabo, Basala-Mazana, Roshi, Buchtmann) aus dem Kader verbannt hat.
Es geht mir nicht darum, dass Brecko als erfahrener Spieler nicht im Kader stehen oder keine Verantwortung übernehmen soll. Das soll er. Gerade in der zweiten Liga brauchen die jungen Spieler erfahrene Mitstreiter, an denen sie sich aufrichten können. Aber die Binde ist immer auch ein Zeichen. Und ich hätte mir ein Zeichen für einen Neuanfang gewünscht. (Zyrock)