So ruhig wie zwischen den Pfosten, so ruhig feiert effzeh-Legende Bodo Illgner seinen 50. Geburtstag. Alles Gute zum Ehrentag, lieber Bodo!
Groß Aufhebens macht Bodo Illgner nicht um seinen Ehrentag. „Es ist keine besonders große Feier geplant. Ich freue mich auf einen schönen Tag im Kreise der Familie an unserem Wohnsitz in Florida“, erklärt der Weltmeister von 1990 im „GeißbockEcho“ zu seinem 50. Geburtstag. Keine große Show, ganz sachlich und nüchtern – wie schon früher zwischen den Pfosten – begeht der ehemalige Weltklasse-Torwart sein rundes Jubiläum. Das bisschen Trubel wird er anlässlich des halben Jahrhunderts Bodo Illgner in Boca Raton gelassen über sich ergehen lassen.
Wenig gelassen ging es ein halbes Jahr vor seinem 30. Geburtstag zur Sache: Am 31. August 1996 zuvor machte der Torwart einen jungen FC-Fan sehr, sehr traurig. Auf einen Schlag war er, dieser hünenhafte Held im Kölner Tor, einfach weg. Zu Real Madrid, nach Spanien. Am letzten Tag des Transferfensters. Über Nacht. Unvorstellbar. Wie konnte jemand nicht mehr für den 1. FC Köln spielen wollen? Und das nur wenige Tage, nachdem dieser junge Fan kein Autogramm seines Idols erhalten hatte. Die Traurigkeit wich nach einem Tag der Erkenntnis: Da ging nicht nur eine absolute FC-Ikone, da ging auch die letzte Hoffnung auf eine Besserung bei den „Geißböcken“.
Wir gratulieren dem früheren @fckoeln-Spieler und #Weltmeister @Bodo_Illgner ganz herzlich zum 50. Geburtstag! pic.twitter.com/ousgdR2tlF
— BUNDESLIGA (@Bundesliga_DE) April 7, 2017
“Damals lebte der 1. FC Köln nur noch von seinem Namen”
Ein Angebot von Real Madrid kann man nicht einplanen und ist das Höchste, was man im Profifußball erreichen kann. Da musste ich nicht lange überlegen.
Mittlerweile versteht der damals junge Fan, weshalb Bodo Illgner den 1. FC Köln verließ. Es war hier nichts mehr zu erreichen – und die „Königlichen“ sind eine Institution des Weltfußballs, größer als der effzeh. „Ein Angebot von Real Madrid kann man nicht einplanen und ist das Höchste, was man im Profifußball erreichen kann. Da musste ich nicht lange überlegen“, erklärt der ehemalige Weltklasse-Torhüter im „GeißbockEcho“, das ihn zu Ehren seines 50. Geburtstags interviewt hat. „Die sportliche Entwicklung Mitte der 1990er-Jahre beim FC ins Stocken geraten. Wir hangelten uns zunehmend von Jahr zu Jahr, ohne eine großartige Perspektive zu entwickeln. In dieser Zeit lebte der 1. FC Köln nur noch von seinem Namen“, betont Illgner, der im Vergleich zu seinem Vorgänger Harald „Toni“ Schumacher in den Herzen der effzeh-Fans etwas hintansteht.
Eben dieser Schumacher hatte durch die Posse um seine „Anpfiff“-Biographie die Karriere des jungen Illgner bei den „Geißböcken“ beschleunigt. Tünns Abpfiff war seine große Chance. Eigentlich hatte Illgner für den Sommer schon in Nürnberg unterschrieben, nun war er Stammtorwart bei seinem 1. FC Köln. Um ihre neue Nummer eins zu halten, griff der effzeh tief in die Tasche und löste den Torwart beim „Club“ aus. „Ich wollte auch in Köln bleiben. Aber zum Zeitpunkt, als ich beim Club für die Saison 87/88 unterschrieben hatte, war absolut nicht davon auszugehen, dass der Posten im FC-Tor so schnell frei werden würde. Den Gedanken, trotz der Entwicklung nach Nürnberg zu gehen, hatte ich nie, und ich bin froh, dass sich die beiden Vereine auf eine Vertragsauflösung einigen konnten“, erläutert Illgner.
Rücktritt im DFB-Team, Abschied aus Köln
Die wichtigste Parade in meinem Leben war sicher die gegen Stuart Pearce im Elfmeterschießen gegen England. Wobei das ja keine Parade war, ich bin halb angeschossen worden.
Steil nach oben geht die Karriere im Folgenden für den sachlichen Vertreter seiner Zunft – und der Höhepunkt sollte bald folgen: 1990 wurde die deutsche Nationalmannschaft mit dem Stammtorhüter Bodo Illgner Weltmeister, der Kölner ist bis heute der jüngste Keeper, der jemals ein WM-Finale gewann. Eine Glanztat blieb beim Turnier in Erinnerung: Im Halbfinale parierte er einen Strafstoß von Stuart Pearce. „Die wichtigste Parade in meinem Leben war sicher diese. Wobei das ja keine Parade war, ich bin halb angeschossen worden“, bleibt Illgner im „kicker“ bescheiden. Es folgen 1992 ein EM-Finale, das Deutschland gegen Dänemark verliert, und das WM-Aus in den USA im Viertelfinale gegen Bulgarien. Illgner steht in der Kritik, erklärt direkt nach dem Spiel seinen Rücktritt: „Der Rücktritt selbst war kein Fehler. Der Zeitpunkt, direkt nach dem Spiel, der war nicht politisch korrekt“, gibt der 53-malige Nationalspieler offen zu.
1996 dann der Abschied aus Köln, für vier Millionen DM ab zu Real. Dort wird Illgner direkt Stammkeeper, wird Spanischer Meister und Torwart des Jahres. Ein Jahr später beendet der Renommierklub seine Flaute in der Champions League, wenngleich der Ex-Kölner sich das Tor mit Santiago Canizares teilen muss. Im Endspiel gegen Juventus setzt Jupp Heynckes auf den ruhigen Deutschen, der den Madrid-Fans immer etwas suspekt blieb. Nach einer komplizierten Schulterverletzung läuft ihm Iker Casillas den Rang ab, auf der Bank erlebt er einen weiteren Champions-League-Triumph und einen Meistertitel mit. 2002 ist die Karriere dann zu Ende – der Körper will nicht mehr so, wie der ehrgeizige Illgner es von ihm verlangt.
Begeistert von der aktuellen Entwicklung
Nach seinem Rücktritt wird es still um den ruhigen Weltmeister – bis auf das peinliche Experiment mit dem „Tatsachenroman“ namens „Alles“ nimmt sich Illgner aus der Öffentlichkeit zurück. Doch seinen FC verfolgt er weiter – und ist begeistert über die aktuelle Entwicklung: „Der FC wird seit einigen Jahren ideal geführt. Soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann, kann man es nicht viel besser machen. Die solide Vereinsführung wirkt sich auf die Mannschaft aus – und umgekehrt“, betont der heutige TV-Experte und zieht Parallelen zu seiner damaligen Kölner Zeit: „Mich erinnert die Phase beim FC an die späten 1980er-Jahre. Mit Trainer Christoph Daum und Sportdirektor Udo Lattek herrschte damals eine ähnliche Aufbruchsstimmung wie heute.“
An diese Phase, als der effzeh noch Stammgast auf dem internationalen Parkett war, soll der Verein, geht es nach Illgner, nun wieder anknüpfen. “Es ist sehr wichtig, dass der FC früher oder später auf die internationale Bühne zurückkehrt. Damals war es unvorstellbar, dass ein Verein wie der 1. FC Köln so lange nicht im internationalen Geschäft dabei ist”, erklärt der Ex-Profi. „Das Umfeld ist riesig, das Potenzial ist enorm und die Fans unterstützen den Verein hervorragend – wenn es jemand verdient hat, dann der 1. FC Köln“, wünscht die Klubikone seinem Heimatverein den ersten Europapokal-Einzug seit 1992.