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Nachspiel

Bodenlos durch die Nacht

Beim Wiedersehen mit Anthony Ujah passierte, was passieren musste – das Nachspiel zum Pokal-Aus gegen Bremen!

Foto: Dirk Unschuld
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Beim Wiedersehen mit Anthony Ujah passierte, was passieren musste – das Nachspiel zum Pokal-Aus gegen Bremen! 

Drei Tage nach dem Auftritt beim FC Bayern München unternahm der effzeh mitsamt seinen Fans wieder eine weite Reise in der Bundesrepublik, dieses Mal im Rahmen des allseits beliebten DFB-Pokals und dessen zweiter Runde. Gegner war Werder Bremen, wenig überraschenderweise mal wieder ein Bundesligist also, auf den der effzeh bereits früh im Wettbewerb treffen sollte. Die Vorbedingungen dieses Spiels wurden gleichsam mit der eher pessimistischen Grundeinstellung bereits ausführlich in unserem Vorspiel thematisiert.

Bremen empfing nach einem Brustlöser der besseren Sorte, dem 4:0-Auswärtssieg in Mainz, eine Mannschaft des effzeh, die in den vergangenen beiden Wochen viel mit Wunden lecken beschäftigt war. Die gleichermaßen unnötige und unverdiente Heimniederlage gegen Hannover 96 setzte einen Prozess in Gang, in dem die Mannschaft natürlicherweise viel haderte und mit sich selbst ins Gericht ging. Dass zwischendurch noch ein Auftritt bei den Über-Bayern stattfand, welcher erwartungsgemäß verloren ging, sorgte also nicht unbedingt dafür, dass die dieses Mal in Blau gekleideten Kölner mit breiter Brust in Bremen auflaufen würden.

Dennoch liegen derzeitiges Können und künftige Möglichkeiten beider Mannschaften eigentlich auf einem Niveau, doch beim effzeh wurde das fragile Konstrukt, welches eine Fußballmannschaft nun einmal ist, noch durch zwei kurzfristige personelle Veränderungen erschüttert. Rechtsverteidiger Pawel Olkowski, in München noch 90 Minuten auf der Bank, hätte eigentlich seinen angestammten Platz hinter Marcel Risse einnehmen sollen, der polnische Nationalspieler wurde allerdings von muskulären Problemen gebremst. Für ihn übernahm Risse, dessen Mittelfeldplatz von Kazuki Nagasawa eingenommen wurde. In der Anfangsphase deutete Simon Zoller frühzeitig an, dass er gerne ausgewechselt werden möchte: auch seine Muskulatur streikte, Dusan Svento ersetzte ihn.

Nagasawa und Svento ohne Effekt 

Die beiden Neuen Nagasawa und Svento waren und sind nicht in dem Spielrhythmus, dass man von ihnen erwarten könne, eine Soforthilfe zu sein. Nagasawas erste 90 Minuten dieser Saison absolvierte er am vergangenen Samstag gegen die Zweite von Mönchengladbach in der Regionalliga-Vertretung des effzeh, Sventos Beiträge beschränkten sich auf insgesamt 39 Minuten in der Bundesliga (und einen Assist in der letzten Saison zum goldenen Tor eines gewissen Anthony Ujah). Dementsprechend war es also nicht verwunderlich, dass beide eine gewisse Zeit benötigten, um im Spiel anzukommen. Unter dem Bremer Flutlicht (der geneigte Leser weiß schon, was das bedeutet) mussten sich die Augen generell erst einmal daran gewöhnen, was da unten auf dem Spielfeld passierte: Bremen in den „Event-Trikots“ mit Referenz an das Bremer Stadtwappen gegen den effzeh in dunkelblau-gelb. Hm.

Die Anfangsphase verlief ruhig und kontrolliert, der effzeh versuchte, den Bremern wenig Raum in Ballbesitz zu geben und stand gewohnt kompakt. Entscheidend für den Spielverlauf war aber das Vorgehen der Bremer: durch ein sehr diszipliniert interpretiertes, gleichzeitig aber immer wieder dynamisches 4-1-4-1 mit einem sehr präsenten Mittelfeldzentrum bestehend aus Bargfrede, Fritz und meist Grillitsch setzte Skripnik seine Mannorientierungen gelungen um und nahm die Kölner Verantwortlichen für den Spielaufbau, namentlich Vogt und Lehmann, fast gänzlich aus dem Spiel. Dementsprechend versuchte der effzeh, mit Seitenverlagerungen über die Flügel zum Erfolg zu kommen, was allerdings eher unzureichend gelang. Im ersten Durchgang ging die Präsenz im letzten Drittel komplett ab, Modeste fiel einzig durch mehrmalige Abseitspositionen auf.

Der SVW kam seinerseits zu zwei Abschlüssen in der Anfangsphase, Bargfredes Distanzschuss und Ujahs Kopfball stellten allerdings keine allzu große Gefahr für Timo Horn dar. Ja, da haben wir ihn erwähnt, den Namen, der an diesem Tag den Unterschied machen sollte: Anthony Ujah, drei Jahre Sturmführer beim effzeh, mit dem die Fans einige Täler, aber auch viele Höhen beschritten hatten. Seiner zugegebenermaßen etwas unglücklichen Bekanntgabe des für einige Seiten immer noch nicht nachvollziehbaren Wechsels folgten (oh Wunder) die Pfiffe der Kölner Fans bei jedem Ballkontakt im ersten Aufeinandertreffen mit seiner einstigen Liebe. Dass er in Bremen allerdings sportlich bereits Fuß gefasst und seine Klasse erst am Wochenende mit einem Doppelpack gegen (seinen anderen Ex-Klub) Mainz 05 unter Beweis gestellt hatte, zeigte sich darin, dass er ständig präsent und aktiv die beiden Kölner Innenverteidiger Sörensen und Heintz bearbeitete.

Foto: Dirk Unschuld

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Was passieren musste

Nach 23 Minuten sollte dann das passieren, was viele im Vorfeld bereits erwartet hatten: Ujah schoss sein Tor gegen den effzeh. Finn Bartels zog mit seinem Antritt aus dem Mittelfeld Dominique Heintz aus dem Abwehrzentrum und brachte den Ball flach in die Mitte, wo sich Ujah, wie man ihn kennt, geschickt um Sörensen drehte und aus kurzer Distanz das 1:0 erzielte. Für diese unkonventionelle, aber sehr physische Komponente seines Spiels haben wir effzeh-Fans ihn über Jahre geliebt, jetzt brach es uns natürlich das Herz. Dass Ujah im Anschluss nicht jubelte: geschenkt.

Für eine nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzende Mannschaft ist ein Rückstand natürlich zusätzlich Gift. Die bis dato beste Möglichkeit zu einem tatsächlichen Torabschluss bot sich Yuya Osako kurz nach dem Führungstreffer, allerdings wurde sein Abschluss geblockt. In der Folgezeit versuchte vorrangig Marcel Risse mit seinen Flanken für Gefahr zu sorgen, doch weder aus dem Spiel heraus noch nach einer Standardsituation konnte er Modeste in Szene setzen, die langen Bälle wurden von der Bremer Innenverteidigung problemlos weggefrühstückt. Kurz vor dem Pausentee hätte Ujah aus spitzem Winkel fast einen Doppelpack geschnürt, doch Horn parierte.

Im zweiten Durchgang versuchte der effzeh dann etwas proaktiver zu Werke zu gehen und Bremen mehr unter Druck zu setzen. Einen Steilpass von Hector konnte Modeste erlaufen, allerdings war der Winkel gegen Wiedwald zu spitz und dieser konnte den Schuss abwehren. Doch endlich war der effzeh da! Wenig später legte Modeste für Hector ab, dessen Rechtsschuss für Wiedwald wohl nicht zu halten gewesen wäre, wäre er nicht vorher abgefälscht worden. Wohltuend zu wissen, dass der effzeh trotz dieser „bodenlosen“ (O-Ton Matze Lehmann) ersten Hälfte zu Chancen kam. Modeste traf nach gut einer Stunde noch den Pfosten, nachdem Heintz einen guten vertikalen Pass spielte, der aber wahrscheinlich eher für Svento gedacht war.

Wichtige Partie gegen Hoffenheim

Die Einwechslung von Finne für Vogt brachte noch einen zusätzlichen Mann mehr in der Offensive, doch Bremen konnte sich nach der dominanten Anfangsviertelstunde des zweiten Durchgangs ein wenig vom Druck des effzeh befreien. Mit zunehmender Spieldauer gingen den Kölnern dann ein wenig die Ideen aus und Bremen hatte wie im ersten Durchgang wenig Schwierigkeiten, die Führung zu verteidigen. Brenzlig wurde es nochmal in der Nachspielzeit, als Modeste nach einem gelupften Pass von Risse zum Abschluss kam, aber erneut Wiedwald anschoss. Es sollte also für den effzeh erneut nicht zum Weiterkommen im Pokal reichen. Gut, dass Alex Wehrle immer nur mit den Mindesteinnahmen aus der ersten Runde kalkuliert.

Zusammengefasst eine nicht ganz unverdiente Niederlage des effzeh, welcher destabilisiert aufgrund der letzten Ergebnisse und personellen Veränderungen eine ziemlich unterirdische erste Hälfte ablieferte, von der man sich trotz bester Chancen nicht mehr erholen sollte. Dass (Achtung) ausgerechnet Ujah das Siegtor markierte, ließ den Frust natürlich noch einmal zusätzlich steigen. Es sollte jedoch bei allem Ärger klar sein, dass ein solches Spiel gegen eine Mannschaft auf Augenhöhe natürlich immer verloren gehen kann. Ob es nun nur mangelndes Losglück oder einfach eine schlechte Leistung waren, mag ich nicht abschließend zu beurteilen, fest steht aber, dass sich fortan wieder in bester Tradition nur auf die Liga konzentriert werden kann. Dort wartet mit Hoffenheim am Samstag ein eminent wichtiges Spiel, in dem der effzeh den Trend der letzten drei Wochen ein wenig bremsen kann. Mehr dazu in Kürze in unserem Vorspiel.

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