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Pokal-Kantersieg gegen BFC Dynamo: Pflichtaufgabe mit Sternchen erfüllt

Foto: Thomas Eisenhuth/Getty Images

Erstrundenspiele im DFB-Pokal sind für die klassenhöheren Mannschaften immer schwierig, man kann eigentlich nur verlieren. Wenn man ausscheidet, macht man sich zum Gespött, wenn man knapp und unsouverän weiterkommt, gibt es auch kritische Stimmen. Einzig und allein ein klarer Erfolg kann dafür sorgen, dass man im Nachgang dann davon spricht, dass sich “die individuelle Qualität” durchgesetzt habe und “jederzeit zu erkennen war, wer in welcher Liga” spiele. Dem 1. FC Köln ist es nach den beiden eher weniger spektakulären Spielen gegen Bochum und Union Berlin gelungen, die Aufgabe in der ersten Runde des DFB-Pokals zu erfüllen und für anerkennende Reaktionen der Beobachter zu sorgen.

Ein 9:1 gegen einen Regionalligisten ist keineswegs selbstverständlich, die Berliner hätten sich an diesem Tag aber auch nicht darüber beschweren dürfen, wenn sie noch höher verloren hätten. Torhüter Hendl zeigte einige gute Paraden, darüber hinaus scheiterten die effzeh-Spieler mehrfach aus aussichtsreichen Positionen, sodass am Ende eben kein zweistelliger Sieg zustande kam. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der effzeh spielte an diesem Tag gut, zielstrebig und konsequent auf das nächste Tor. Spieler wie Koziello, Terodde und Schaub konnten auf sich aufmerksam machen – und vor allem Selbstvertrauen tanken. Der Gegner aus der Hauptstadt tat allerdings sein Übriges dazu, dass dem effzeh ein solcher Sieg gelang.

Viermal Simon Terodde: T-Rod holt sich Selbstvertrauen!

Der Spielfilm des Spiels ist schnell erzählt: der effzeh machte von Beginn an Druck, hatte in der ersten Viertelstunde bereits zwei gute Torchancen durch Terodde. Dem dominanten Start folgte allerdings der Schock, als die Berliner nach einer Anschlussaktion an einen Einwurf durch einen Distanzschuss in Führung gingen. Der Knackpunkt für den Regionalligisten war dann der schnelle Ausgleich durch den Kölner Stoßstürmer, der durch Schaub und Koziello vorbereitet wurde. Wer weiß, was passiert wäre, wenn der BFC die Führung länger hätte halten können. So allerdings entwickelte sich ein einseitiges Spiel, bei dem sich der effzeh nach dem Kurzzeitschock schnell erholte: Schaub scheiterte zuerst per Kopf an Hendl, danach traf wieder Terodde nach Schaub-Flanke. Der Kölner Neuner traf dann noch den Pfosten, bevor er nach 41. Minuten seinen Hattrick schaffte – allerdings wie beim 1:1 aus Abseitsposition.

Foto: Thomas Eisenhuth/Getty Images

Spätestens mit dem 4:1 durch Drexler (erneut nach Schaub-Vorlage) war der Käse dann gegessen und es ging im Anschluss nur noch um die Höhe des Sieges. Risses Freistoß zum 5:1, Koziellos Kopfballtor (!) nach Schaub-Flanke zum 6:1, Drexler aus dem Sechzehner in Anschluss an einen Freistoß zum 7:1, erneut Terodde per Kopf nach Flanke von Jannes Horn und schlussendlich Louis Schaub per Außenrist nach Hackenablage von Drexler – die Offensivabteilung hatte an diesem Tag viele gelungene Aktionen zu verzeichnen. Insbesondere Simon Terodde, in den beiden Zweitliga-Spielen bislang nicht großartig zum Zug gekommen, und Vincent Koziello, bis dato sogar komplett ohne Einsatzminuten, konnten sich in den Vordergrund spielen.

Auch Vincent Koziello macht auf sich aufmerksam

Terodde überzeugte als Finisher im Strafraum, traf allerdings auch zweimal aus Abseitsposition und ließ noch einige Chancen liegen – wenn man so viel nach einem Viererpack überhaupt kritisieren kann. Vincent Koziello zeigte seine Stärken in Ballbehandlung und Kombinationsspiel, der kleine Franzose profitierte davon, dass die Berliner an diesem Tag die Zwischen- und Halbräume nicht geschlossen bekamen. Immer wieder konnte er mit seinem starken ersten Kontakt aufdrehen und die Nebenleute in Szene setzen. Selbiges gilt für den immens agilen Louis Schaub, dessen Dribblings und Ausweichbewegungen die Berliner Defensive eigentlich während des gesamten Spiels überforderten.

Auf der nächsten Seite: Warum der BFC es dem effzeh so einfach machte

Über die Defensivabteilung müssen nicht sonderlich viele Worte verloren werden, da sie sich abseits vom Gegentor eigentlich keiner großen Prüfung unterziehen musste. Jannes Horn konnte mit einer guten Flanke auf Terodde seinen ersten Assist in dieser Saison verbuchen, Marcel Risse traf mit einem simpel getretenen Freistoß. Dass der 1. FC Köln an diesem Tag so überdeutlich gewinnen konnte, lag natürlich zu einem gewissen Grad auch am Gegner – normalerweise geziemt es sich ja nicht, die klassentiefere Mannschaft zu kritisieren. In diesem Spiel kann aber leider nicht darauf verzichtet werden: der BFC Dynamo hatte große Schwierigkeiten, vertikale und horizontale Kompaktheit im Spiel gegen den Ball herzustellen und überließ den Kölner Offensivleuten meistens zu viel Raum. Wenn es die Raumbesetzung dann einmal zuließ, einen Kölner Spieler unter Druck zu setzen, fehlte dem Zweikampfverhalten die nötige Intensität, sodass sich die Anfang-Schützlinge leicht befreien konnten.

Erfolgserlebnisse wie dieses bringen dem 1. FC Köln Sicherheit

Am vergangenen Montag hatte dies bekanntermaßen noch ein wenig anders ausgesehen, als Union Berlins Spieler die Außen des effzeh immer wieder mit hohem Tempo unter Druck setzten und somit den Spielfluss entscheidend unterbrachen. Dem Nordost-Regionalligisten gelang dies kaum – von einer Mannschaft, die unter Profibedingungen trainiert, hätte man dann schon ein wenig mehr erwarten dürfen. Vielleicht lag es an dem Fehlen einiger Stammspieler, das sich bereits in den letzten Leistungen gegen den Berliner AK und Halberstadt zeigte – beide Spiele verlor der BFC deutlich. Doch all dies soll die Leistung des 1. FC Köln nicht schmälern: Erfolgserlebnisse sind auf dem Weg zur spielerischen Sicherheit absolut notwendig.

Zwar wartet am Wochenende mit Erzgebirge Aue ein Gegner, der ein solches Spiel wahrscheinlich eher weniger zulassen wird – die psychologische Komponente des Pokalerfolgs dürfte da allerdings dennoch eine Rolle spielen. Simon Terodde beendete die für Stürmer so schmerzhafte Durststrecke, schließlich hatte er seit Februar nicht mehr getroffen. Schaub, Drexler und Koziello sammelten Torbeteiligungen. Mit Marco Höger feierte gar noch ein Spieler sein Comeback, der defensive Mittelfeldmann war zuvor sechs Wochen ausgefallen. Insgesamt war es also ein gelungener Ausflug der effzeh-Delegation in die Hauptstadt, die sich auch darüber freuen konnte, dass mehr als 3.000 Kölner Fans im ansonsten gespenstisch leeren Olympiastadion für Heimspielatmosphäre sorgten.

Dementsprechend zufrieden zeigte sich nach der Partie auch Markus Anfang, der von seiner Mannschaft gefordert hatte, immer aufs nächste Tor zu gehen. “Es tut uns gut, dass wir Chancen rausgespielt, Tore gemacht und uns ein Erfolgserlebnis erarbeitet haben”, befand der Coach, dessen Mannschaft sich weiter im Entwicklungsprozess befindet – am Samstag kommt mit Aue ein anderer Gegner nach Müngersdorf, gegen den der effzeh sein Spiel auch erstmal durchbringen muss.

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