Zum Abschied aus der Bundesliga noch einmal die Bayern: Das letzte Heimspiel der Saison steht für den 1. FC Köln auf dem Programm, es geht gegen den designierten Meister. Wir sprechen vor der Partie mit Bayern-Fan Fabian Werner.
Alles neu macht der Mai? Beim 1. FC Köln leider nicht. Das Thema Klassenerhalt ist längst durch, der effzeh wird zum sechsten Mal den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen. Zum Ausklang einer völlig verkorksten Saison kommt nun Bayern München nach Müngersdorf, um uns vermutlich noch einmal eine Lektion zu erteilen. Der designierte Meister beim abgeschlagenen Tabellenschlusslicht? Ein lustiger Nachmittag sieht aus Kölner Sicht vermutlich anders aus.
Wie diese Ausgangslage aus Münchener Sicht wirkt, besprechen wir mit Bayern-Fan Fabian Werner, der aus Bielefeld mit seinem FCB mitfiebert. Was er nach der Schande des Halbfinal-Ausscheidens in der Champions League zu sagen hat, wie er die Entscheidung für Niko Kovac als neuen Trainer an der Säbener Straße findet und warum ihm das Verhalten von Jonas Hector sowie Timo Horn imponiert, klären wir im KOEFCB-Auswärtsspiel zum vorerst letzten Heimspiel des 1. FC Köln in der Bundesliga.
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Für uns vorerst das letzte Heimspiel in der Bundesliga, bei Euch die vorletzte Partie von Jupp Heynckes als Bayern-Trainer. Steht das Duell unter wehmütigen Vorzeichen?
Ja, für mich schon. Ist für euch der Abschied aus der ersten Bundesliga wohl nur ein Abschied auf Zeit, ich rechne fest mit dem direkten Wiederaufstieg, so rückt der endgültige Abschied von Jupp Heynckes für uns immer näher. Der Verein und die Fans sind Jupp zu großem Dank verpflichtet, hat er uns doch aus einer sportlich schwierigen Situation zu einer souveränen Meisterschaft, ins Pokalfinale und ins Champions-League-Halbfinale geführt. Ich hoffe, dass Uli Hoeneß nach seinen unsäglichen Überzeugungsversuchen bei einem eventuell problematischen Verlauf der nächsten Saison wenigstens den Anstand hat, nicht wieder Jupp anzurufen und ihn seinen wohlverdienten Ruhestand genießen lässt.
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Sportlich geht es am Samstag um nichts mehr: Ihr steht gefühlt seit Monaten als Meister fest, der FC ist frühzeitig abgestiegen. Mehr als ein Sommerkick um die Goldene Ananas ist nicht zu erwarten, oder?
Ich erwarte ein unterhaltsames Spiel mit einigen Toren, gerade weil es für beide Mannschaften weder etwas zu gewinnen noch zu verlieren gibt. Als Fan des frühzeitigen Meisters kann ich damit durchaus gut leben, bin mir aber sicher, dass es auf Kölner Seite nicht so ist.
Ich will nicht verhehlen, dass die Champions League für mich über den nationalen Titeln anzusiedeln ist, aber um die zu gewinnen, muss halt alles passen. Hat es leider nicht. Und das Triple, nun ja, das ist der Heilige Gral. Wenn eine Saison nur noch erfolgreich ist, wenn dieses Ziel erreicht wird, dann gute Nacht.
Am Dienstag mussten die Bayern das Halbfinal-Aus in der Champions League verkraften. Ist die Saison damit kein großer Erfolg für den FCB?
Meine Ansicht nach kann der FC Bayern auch ohne den Gewinn des Triples eine erfolgreiche Saison spielen. Wir haben in der Bundesliga unsere Ziele erreicht und im Pokal sehr gute Chancen, am Ende den Pokal mit nach Hause zu nehmen. Ich will nicht verhehlen, dass die Champions League für mich über den nationalen Titeln anzusiedeln ist, aber um die zu gewinnen, muss halt alles passen. Hat es leider nicht. Und das Triple, nun ja, das ist der Heilige Gral. Wenn eine Saison nur noch erfolgreich ist, wenn dieses Ziel erreicht wird, dann gute Nacht.
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Viel wurde über die Gründe für das erneute Scheitern diskutiert. Glaubst du auch, dass die fehlende Konkurrenz die Bayern im internationalen Vergleich schwächt?
Eine Kausalität zwischen der zweifelsohne schwachen Konkurrenz in der Bundesliga und zwei eklatanten individuellen Fehlern im Champions-League-Halbfinale sehe ich nicht. Was jedoch sicherlich nicht falsch ist: Konkurrenz macht einen nicht schlechter, sondern eher besser. Mit Dortmund als starkem Konkurrenten wurden wir sowohl neben (Kadermanagement) als auch auf dem Platz zu Höchstleistungen getrieben, die im Triple mündeten.
Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images
Insgesamt seid ihr nach eher schwierigerem Start mit dem Trainerwechsel von Ancelotti zu Heynckes souverän zum sechsten Titel in Folge marschiert. Was waren aus deiner Sicht die Hauptgründe für den abermaligen Alleingang?
Auf der einen Seite die wirklich schwache Konkurrenz, die nicht in der Lage war, auch nur annähernd konstant zu punkten, und auf der anderen Seite Jupp Heynckes. Er hat eine Mannschaft, die in vielen Bereichen Defizite aufwies, zu einer Einheit geformt und von jetzt auf gleich wieder erfolgreich Fußball spielen lassen. Eine beachtliche Leistung, von der ich nie erwartet hätte, dass wir sie nötig haben würden. Carlo Ancelotti wurde seinem guten Ruf, gerade wenn es um das Verhältnis zur Mannschaft geht, hier leider nicht gerecht. Für James werde ich ihm trotzdem lange dankbar sein. Der wäre ohne ihn sicher nicht bei uns.
Auf der nächsten Seite: Sind die Bayern überhaupt irgendwie noch zu stoppen?
Macht die Bundesliga als Bayern-Fan noch Spaß? Und was ist eigentlich mit Niko Kovac?
Die Übermacht ist seit 2013 kaum in Worte zu fassen. Sind die Münchener in naher Zukunft überhaupt zu stoppen?
Unsere Vereinsführung tut auf jeden Fall alles, um es möglich zu machen. Im Erfolg macht man bekanntlich die größten Fehler. Es ist bedauerlich, wenn auch menschlich, dass es unserer Führung offenbar nicht möglich ist, den Verein optimal für die Zukunft aufzustellen und eher zurück als nach vorne schaut. Die Verlängerung mit Robben UND Ribery, das Klammern an Jupp, die “Wunschlösungen” Kovac und Salihamidzic können der Konkurrenz auf jeden Fall Hoffnung machen.
Dass die Duelle mit Real, Barca usw. absolute Highlights sind und man diesen Spielen mehr entgegenfiebert, beim Schauen mehr mitfiebert und diese einem länger in Erinnerung bleiben als ein Spiel am Wochenende gegen Wolfsburg, ist natürlich klar.
Macht die Bundesliga als Bayern-Fan überhaupt noch Spaß? Oder fieberst du nur noch den großen Duellen wie gegen Real entgegen?
Ich schaue quasi jedes Bundesliga-Spiel des FC Bayern, folglich ist mir der Spaß in diesem Punkt noch nicht vergangen. Dass die Duelle mit Real, Barca usw. absolute Highlights sind und man diesen Spielen mehr entgegenfiebert, beim Schauen mehr mitfiebert und diese einem länger in Erinnerung bleiben als ein Spiel am Wochenende gegen Wolfsburg, ist aber natürlich auch klar. Das Interesse an der Bundesliga im Gesamten, also dem, was hinter Bayern passiert, nimmt aber ab, das kann ich für mich schon sagen.
Foto: GUENTER SCHIFFMANN/AFP/Getty Images
Ab Sommer übernimmt bei Euch an der Seitenlinie Niko Kovac. Hat dich die Wahl des derzeitigen Frankfurt-Trainers überrascht?
Dass ein Trainer, der keine Erfahrung auf höchstem Niveau hat und noch nie eine Mannschaft durch zahlreiche englische Wochen geführt hat, jedoch “Stallgeruch” mitbringt, bei uns Trainer wird, überrascht leider nicht. Es passt zu vielen anderen Entscheidungen, die der Verein beziehungsweise Uli Hoeneß in den letzten Monaten getroffen haben. Ich habe bis zuletzt auf eine andere Lösung gehofft. Unfassbar, wie man sich Thomas Tuchel entgehen lassen hat. Auch ein Nagelsmann hat wenig Erfahrung, passt von der Art, wir er Fußball spielen lässt, aber deutlich besser zu uns.
Dass ein Trainer, der keine Erfahrung auf höchstem Niveau hat und noch nie eine Mannschaft durch zahlreiche englische Wochen geführt hat, jedoch “Stallgeruch” mitbringt, bei uns Trainer wird, überrascht leider nicht. Es passt zu vielen anderen Entscheidungen, die der Verein beziehungsweise Uli Hoeneß in den letzten Monaten getroffen haben.
Die Eintracht hat unter Kovac einen sehr kampfstarken Stil gepflegt. Werden sich die Münchener Fans umgewöhnen müssen nach all den sehr dominanten Jahren?
Ja, ich denke schon. Einsatz und Kampfstärke sind wichtige Punkte, wenn es darum geht, erfolgreich zu sein. Um auf allerhöchstem Niveau erfolgreich zu sein und mit einer Konstanz zu Siegen, wie wir es in den letzten Jahren meistens getan haben, braucht es aber mehr. Den besten Fußball haben wir unter Pep Guardiola gespielt und das bestimmt nicht, weil er die Mannschaft regelmäßig zum “Gras fressen” oder “Alles reinhauen” aufgefordert hat. Dass soll nicht heißen, dass Kovac taktisch überhaupt nichts draufhat, es gibt nur bessere in diesem Bereich. Ich bin skeptisch, hoffe aber natürlich, dass ich mich irre.
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Ihr schmort vielleicht zu sehr im eigenen Saft – wir schmoren dagegen in der kommenden Saison in der Hölle namens 2. Bundesliga. Hat dich der Kölner Absturz sehr überrascht?
Ja, hat er. Ich habe den ein oder anderen Kölner in meiner Elf beim Kicker-Manager und musste sehr für meine falsche Einschätzung büßen. Köln schien absolut stabil, mit einem Trainer, der zum Verein passt und einem Sportdirektor, der in der Lage ist, einen guten Kader zusammenzustellen. Köln ist ein gutes Beispiel dafür, wie schnell es durch eine Verletztenmisere, eine suboptimale Transferperiode und ungewohnte englische Wochen nach unten gehen kann.
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Mit Jonas Hector, der angeblich auch bei Euch auf der Liste stand, und Timo Horn bleiben zwei umworbene Leistungsträger trotz Abstieg in Köln, weil sie sich im Verein wohl fühlen und den Karren wieder aus dem Dreck ziehen wollen. Kannst du das als Bayern-Fan nachvollziehen?
Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, da viele Spieler in dieser Situation das Mantra “Jeder Spieler hat nur eine Karriere” bemühen und wechseln. Mir imponiert das Verhalten von Hector und Horn, gerade weil immer ein Restrisiko bleibt, dass der direkte Wiederaufstieg nicht gelingt. Ich wünsche beiden, dass ihr Einsatz für den FC, der sicherlich nicht selbstverständlich ist, belohnt wird.
Zum Abschluss: Dein Tipp, bitte!
Ich tippe auf ein 3:1 für uns!