Fußball, schon wieder. Spieltag Nummer acht wartet am Wochenende, der effzeh tritt dieses Mal in Ostwestfalen an. Gegner auf der berühmten Bielefelder Alm ist die dort ansässige Arminia, die von Kölner Ultràs mit einem liebevollen “Ostwestfalen-Idioten!”-Gesang bereits schon mehrfach in dieser Saison bedacht wurde. Es werden mehr als 26.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet, darunter in etwa 3000 Fans, die sich aus der Domstadt auf die etwa 200 Kilometer lange Strecke begeben – an dieser Stelle möchten wir ihnen schon einmal viel Durchhaltevermögen für den Nachmittag im Berufsverkehr Westdeutschlands wünschen.
Kommen wir zum Sportlichen: Die gastgebende Arminia aus Bielefeld liegt in der zweiten Liga mit zwölf Punkten aktuell auf Rang sechs und damit ähnlich gut wie in der vergangenen Saison. Dort erreichte der Traditionsklub unter der Leitung des Luxemburgers Jeff Saibene nämlich Rang vier und damit eine mehr als respektable Platzierung in der bewegten jüngeren Vergangenheit des einstigen Erstligisten. Für das laufende Spieljahr konnten die wichtigsten Leistungsträger gehalten und die Mannschaft durch punktuelle Verstärkungen noch leistungsfähiger gemacht werden – in Bielefeld befindet man sich auf dem Weg zur Stabilität. Aktuell lässt sich die Saison dementsprechend auch ganz gut an, der DSC ist seit vier Spielen unbesiegt und verlor bis dato nur gegen den HSV.
Ein hochmotivierter und formstarker Gegner für den effzeh
In Heimspielen ist die Bilanz schon seit längerer Zeit gut. Die letzten acht Partien auf der “Alm” verlor die Arminia saisonübergreifend nicht und kann sich nicht zuletzt deswegen zu einer der besseren Mannschaften in der zweiten Liga zählen. Mit dem Last-Minute-Auswärtserfolg in Darmstadt, bei dem die Arminen erst auf den letzten Drücker den Ausgleich und das Siegtor erzielten, verfügen die Gastgeber über jede Menge Selbstvertrauen. Im Vorfeld der Partie gegen den aktuellen Tabellenführer sagte Coach Saibene deswegen, dass es nun “genau der richtige Moment” für dieses Spiel sei – seine Mannschaft verspüre keinerlei Druck, nach einer mit vier Punkten bis dato erfolgreichen Englischen Woche sei das Heimspiel gegen den Primus aus der Domstadt die “Kür”.
Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images
Abschenken wird seine Mannschaft das Spiel dann wohl eher doch nicht, ganz im Gegenteil: Die Arminia gilt in der zweiten Liga als sehr schwer zu bespielende Mannschaft, die sehr kompakt agiert und eine durchaus robuste Herangehensweise an den Tag legt. Zuletzt war ein wenig darüber diskutiert worden, dass der Mannschaft ein wenig die Torgefahr abgehe – gegen den effzeh dürfte es allerdings wahrscheinlich eher nicht darauf hinauslaufen, dass die Arminen ihr Heil in der Offensive suchen. Dass der 1. FC Köln nämlich durchaus Probleme bekommt, wenn man ihn frühzeitig und intensiv unter Druck setzt, dürfte man auch in Ostwestfalen notiert haben – von daher dürfte der Matchplan Saibenes so aussehen, den Kölnern das Spielgerät zu überlassen und auf die Fehler und Lücken zu warten.
Viele Siege, wenig Souveränität – der 1. FC Köln sucht die Balance
Davon gab es nämlich im Kölner Spiel gegen Ingolstadt einige zu bestaunen und der effzeh konnte von Glück reden, dass Spiel durch zwei Standardsituationen gewonnen zu haben. Denn wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn Sonny Kittel nicht etwas sehr überstürzt in den Zweikampf gegen Marcel Risse gegangen wäre, woraus der Elfmeter zum Ausgleich entstand. Das dürfte ein Ansatzpunkt für die kommenden Gegner sein: Der 1. FC Köln gewinnt seine Spiele momentan zwar, lässt dabei aber die Souveränität vermissen.
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Man darf nun gerne argumentieren, dass es für Souveränität eben keine Punkte gibt, die Siegeswahrscheinlichkeit dürfte langfristig aber sinken, wenn der effzeh weiterhin solch unbalancierte Auftritte aneinanderreiht. Dass man bis dato 16 Punkte sammeln konnte und damit Spitzenreiter ist, mag vielleicht nach außen hin vieles übertünchen – schließlich kommt der effzeh aktuell seiner Favoritenrolle nach. Es wird jedoch auf Dauer nicht funktionieren, sich nur auf die Treffsicherheit eines Simon Terodde und die Stärke auf der Linie von Timo Horn zu verlassen. Bislang offenbart das Konstrukt von Markus Anfang noch zu viele Dysbalancen (auch wenn der Autor nach wie vor fest davon überzeugt ist, dass die Implementierung des Systems der richtige Schritt ist und langfristig auch erfolgbringend sein wird).
Ein Aufstellungswunsch: Koziello als Stabilisator
Momentan liegen die Stellschrauben bei der Kölner Mannschaft nämlich dort, wo sie beim Übergang zu einem offensiv geprägten System eben liegen – im individual- und gruppentaktischen Zweikampfverhalten, in der vertikalen und horizontalen Kompaktheit. Doch man darf durchaus positiv in die Zukunft schauen: Diese Dinge lassen sich beheben. Gegen Bielefeld wird Anfangs Mannschaft den nächsten Schritt dahingehend unternehmen, sich zu stabilisieren – dieses Mal mit unverändertem Kader. Auf der Pressekonferenz sagte der Coach, dass die 18 Spieler, die zuletzt gegen Ingolstadt im Kader waren, ihre Sache gut gemacht hätten. Das bedeutet zweierlei: Einerseits bleiben Spieler wie Zoller, Hauptmann, Schmitz, Sörensen und Lehmann weiter außen vor, andererseits ist damit nicht gesagt, dass es keine Veränderung in der Startelf gegen wird.
Ein möglicher Kandidat für mehr defensive Stabilität wäre beispielsweise Vincent Koziello, der als Unterstützer für Marco Höger im zentralen Mittelfeld vielleicht etwas mehr in den Lücken arbeitet, die Dominick Drexler und Louis Schaub durch ihr (nach wie vor gutes) Offensivspiel aufreißen. Koziellos Hereinnahme würde dann bedeuten, dass einer der Außenspieler (Clemens oder Jannes Horn) auf die Bank rückt. Jonas Hector dürfte auf diese Weise wieder auf seine angestammte Linksverteidigerposition rücken und zumindest dort den Laden dicht halten. Im Abwehrzentrum scheint Lasse Sobiech aus zwei Gründen die Nase vorn zu haben: Der ehemalige St.Paulianer überzeugte in den letzten Spielen und in Bielefeld wartet eine körperlich starke Mannschaft mit robusten Stürmern wie Klos oder Voglsammer.
Das Sportliche ist auch nicht alles
Das Augenmerk wird also auf der sportlichen Performance des effzeh liegen, die aktuell jedoch nicht exklusiv die Berichterstattung dominiert: Armin Vehs (kalkulierte?) Attacke gegenüber dem Mitgliederrat wirft zwei Wochen vor der Mitgliederrats-Wahl auf der Mitgliederversammlung Fragen auf. Es wäre theoretisch aus Vehs Sicht keine schlechte Strategie, in einer offenkundig sportlich erfolgreichen Zeit (Tabellenführer!) die Aspekte zu kritisieren, die ihm und dem Vorstand nicht passen. Es bleibt deswegen nur zu hoffen, dass sich die effzeh-Fans nicht von der sportlichen Situation blenden lassen und dem Geschäftsführer Sport blind folgen – denn auch ein Spiel in Bielefeld ist nicht so wichtig wie die Beteiligung der Mitglieder an ihrem effzeh.
Von daher wird abzuwarten sein, wie sich der effzeh bei der schwierigen Auswärtsaufgabe in Bielefeld präsentiert. Gleichermaßen sollte man allerdings auch kritisch beobachten dürfen, inwiefern Armin Veh gestützt durch die gute sportliche Bilanz in den kommenden Tagen Stimmung zu machen versucht.